Die Lieblings-Serie der Deutschen, wenn es um Motorboote von Jeanneau geht, wächst immer weiter – in die Länge, und bei der Geschwindigkeit und dem Komfort an Bord sowieso. Im letzten Jahr hatte die französische Werft mit der von uns vorgestellten Merry Fisher 895 den Sprung vom Angelboot zum Familienschiff gemacht. Die neue, im Frühjahr vorgestellte Jeanneau Merry Fisher 1095 ist ganze zwei Meter länger. Das führt die Sportbootserie von Jeanneau endgültig in eine neue Bootsklasse. Die französische Neuheit ist ein waschechtes Reiseboot.
Eine gerade Sache
Potenzielle Bootskäufer haben sich bei Probefahrten, die einige Tage vor unserem Test stattgefunden haben, darüber gefreut, dass die Merry Fisher 1095 auch bei niedrigeren Drehzahlen sehr gerade und flach im Wasser liegt, ohne dass man die Trimmklappen bedienen muss. Und Trimmen ist nach Aussage von Motorenherstellern für 85 % aller Bootfahrer ein Buch mit sieben Siegeln.
Etwas mehr als 20 Knoten, genau genommen 22,2 kn, sind für die niedrigste Gleitfahrt angemessen, damit das Boot stockgerade über die Wasseroberfläche gleitet. Liegt das Fahrtempo unter diesem Wert, senkt der Rumpf sich im Heckbereich ein bisschen ab. Das Boot gleitet aber auch dann nach wie vor ordentlich. Eine gute Marschfahrt in Gleitfahrt liegt bei 22 bis 26 Knoten an. Aber das ist noch nicht alles.
Die Motorisierung unseres Testboots mit 2 × 300 Pferdestärken am Heck reizt dazu, die äußerlich wie ein Pilothouse-Commuter-Boot ausschauende Weekender-Motoryacht wie ein Sportboot zu fahren. Und das geht gut! Wir erreichen in der Bucht von Cannes mit der starken Motorisierung ohne Mühe 38,6 Knoten. Als etwas komplizierter stellt sich das Bedienen des Lenkrads bei diesem frühen Exemplar aus der Serienfertigung von Jeanneau dar. Ist das wirklich eine hydraulische Lenkung? Mit beherztem Griff geht’s gut, und das Boot zieht seine Bahnen spurtreu und schnell, als wäre es halb so leicht wie es in Wirklichkeit ist.
Die Entdeckung der Langsamkeit
Wenn das Boot in höherer Geschwindigkeit oder sogar bei Maximaltempo unterwegs ist, ist es draußen auf dem Achterdeck geräuschtechnisch nicht ganz so angenehm. Motorisiert man immer größere Einheiten mit Motoren, die nicht im Schiffskörper untergebracht sind, sondern direkt hinter dem Heck, haben wir es konsequenterweise auch mit der entsprechenden Kraftentfaltung von 600 Pferdestärken zu tun. Und so viele Rösser scharren vernehmlich mit den Hufen, egal wie wohlerzogen sie sind, sobald man sie in den Galopp schickt. Bei Promenierfahrttempo ist an Deck akustisch alles bestens.