Auf Wellental folgt Wellenkamm: 2019 musste die Yachtwerft Fora Marine in La Rochelle Insolvenz anmelden. Wer jedoch befürchtete, mit ihren bemerkenswerten Seglern des Typs RM wäre es aus und vorbei, irrte. Im darauffolgenden Jahr stieg Grand Large Yachting ein. Das französische Werftkonsortium zählt bekannte Hersteller von Aluminium-Yachten wie Allures, Garcia, Outremer und Gunboat zu seinem Portfolio – und schickte RM Yachts auf den nächsten Wellenberg.
Und zwar mit vollen Segeln: Die jetzt vorgestellte RM 1380 wird die größte RM überhaupt. Und neben schierer Masse hat das neue Modell noch einiges mehr zu bieten. Bleibt aber dabei ganz sicher eine echte RM, wie Nils Schürg, deutscher Vertragshändler aus Bremen, gegenüber float verrät.
Welch große Hoffnungen die Werft mit dem Neubau verbindet, verrät auch der Webauftritt. Dort ist von nicht weniger als der „Zukunft des Segelns“ die Rede. Kontinuität hingegen verspricht, dass die neue RM wie seit 1995 jede Yacht dieses Namens vom preisgekrönten Architekten Marc Lombard entworfen wurde. Seine klare Formensprache hinterließ in der Branche ein deutlich sichtbares Kielwasser. Seit 2012 haben Produkte dieser Werft vier Designpreise gewonnen.
Was macht die Originalität von RM-Yachten aus? „Wagemutiges Design, Leistung, bester Komfort und nachhaltige Fertigung“, so die Eigenaussage der Werft, zeichnet alle Modelle aus, von der RM 890+ über die RM 970, RM 1070+ bis zur RM 1180.
Ein Holzhaus mit Beton-Fundament
Bekannt geworden sind alle durch ihre eher ungewöhnliche Bauweise: Sperrholzrumpf und GFK-Deck in Kombination. Rumpf und Struktur aus Okoumé-Sperrholz sind mit Epoxidharz imprägniert, um Gewicht zu sparen. Weitere Teile der Struktur werden mit Glasfaser und Epoxidharz-Laminierung verstärkt.

Insgesamt ein Rumpfmaterial, das sogar den aktuellen Vorstellungen von Nachhaltigkeit – in Grenzen – gerecht zu werden verspricht. „Denke an ein Holzhaus auf einem Beton-Fundament, ein Ziegeldach und Fensterrahmen aus Alu“, zieht die RM-Website Parallelen zum Häuslebau.
Die Yacht wirkt geradezu aggressiv
Mit der 1380 entsteht nun also die weltweit größte jemals gebaute Langfahrtyacht aus Sperrholz und Epoxidharz in Multi-Knickspant-Bauweise. Langlebigkeit, Reparaturfreundlichkeit und Wiederverwertbarkeit sind ihre Attribute. Auch der Innenausbau wird wohl wie bei der kleineren RM 1180 wieder aus Sperrholz sein. Das spart vor allem Gewicht.
Zum Fundament: Sowohl die Twin-Kiele als auch der Schwenkkiel bestehen aus Gusseisen mit Epoxy-Schutz. Die Bodengruppe ist mit einer verzinkten Stahlkonstruktion verschraubt. Rumpf und Deck sind breit – und, so Schürg, „Regattasport-orientiert“. So, wie RM sich das wünscht.

Dynamik strahlt die RM 1380 schon rein äußerlich aus. Sie wirkt herausfordernd, fast aggressiv – wenn auch nicht ganz so ausgestaltet wie bei der kleineren RM 1180. Hier also mit eher zeitlosem Charme. Aufregende Linien hat sie trotzdem, ein markantes Profil, das modern und mit der Panorama-Windschutzscheibe unverwechselbar wirkt. Die RM 1380 ist sofort als eine „RM“ zu erkennen.
Für globale Langfahrten konzipiert
Die neue RM 1380 ist in erster Linie aufs Küsten- oder Blauwassersegeln ausgerichtet. Wahlweise können Kunden einen Doppel- oder Schwenkkiel bestellen – je nachdem, welches Revier sie bevorzugen. Das Deckslayout mit Doppelsteuerstand hat RM so luftig gestaltet, dass die Crew sich an Bord sehr frei bewegen kann.
Und auch das Boot soll sich erkennbar frei bewegen können. Ein breiter Rumpf, Doppelruder und Kutterrigg verdeutlichen, dass die RM 1380 für weite und zugleich schnelle Fahrten ausgelegt ist. So kann nur ein Cruiser-Racer aussehen.

Diesen Rückschluss lässt auch die umfangreiche Ausrüstungsliste zu. Sie ist auf Langstreckenfahrten ausgerichtet. Das signalisiert zum Beispiel der Träger für Solarpaneele, die Davits für das Beiboot oder die schützenden Dodger für ausgedehnte Hochseetörns.
Auf Wunsch ist auch erstmals bei RM eine klappbare Heckplattform erhältlich. Diese Konstruktion schützt gegen einsteigende Wellen von achtern. Der Bugspriet ist fest montiert und kann auch als Ankerhalterung dienen. Im Ankerkasten gibt es ausreichend Platz für das nötige Geschirr. Fender und Festmacher finden auch noch Platz.
Bis zu vier Doppelkojen unter Deck
Einrichtungsvarianten für die RM 1380 gibt es mehrere. Die Segelyacht ist mit zwei Kabinen, im Standard drei oder sogar vier Kabinen erhältlich, mit Doppelbetten oder sogar mit Etagenbetten. Durch ihre großen Rundum-Fenster und die Panorama-Windschutzscheibe – so wie bei allen RM-Yachten – bekommt die RM 1380 ein helles und lichtdurchflutetes Interieur im Loft-Stil.

Das Doppelbett im Vorschiff hat mit 2,00 x 1,60 Meter Queensize-Format, das in der Backboard-seitigen Achterkabine ist mit 2,00 x 1,50 Meter nur unwesentlich kleiner. Reichlich Stauraum gibt es nicht nur in den Schränken, sondern auch mehreren langen, offenen Schwalbennestern und sogar unter den Kojen. Toilette und Bad mit separierter Dusche sind vorn getrennt, achtern gibt es nur die Dusche in der Nasszelle. Statt zweiter Achterkabine kann optional auch ein Lager- und Technikraum eingerichtet werden.
Um den großen Salontisch finden sieben Personen Platz. Eine weitere Sitzbank steht gegenüber. Der Tisch lässt sich absenken, so entsteht hier eine weitere Doppelkoje. Die große u-förmige Pantry und ein seetauglicher Kartentisch vervollständigen den Ausbau.
Technische Daten RM 1380
Rumpflänge | 13,30 m | |
Breite | 4,53 m | |
Tiefgang | 1,95 m (Doppelkiel), 1,45 bis 3,35 m (Schwenkkiel) | |
Gewicht | 9.800 kg | |
Segelfläche | 55 qm (Großsegel), 55 qm (Genua), 110/130 qm (Gennaker), 150 qm (Code Zero) | |
Motorisierung | Volvo Penta Saildrive 60 PS (75 PS als Option) | |
Maximale Crewgröße | 8 Personen | |
CE-Kategorie | A (Hochsee) |
Adaption der kleineren Schwester
2018 brachte Fora Marine die RM 1180 auf den Markt. Ein Blick auf die Details zeigt: Die RM 1380 ist zwar vom kleineren Modell inspiriert, wurde aber komplett neu konstruiert. Sie spricht eine Klientel an, die ins Blauwasser will und dafür eine sportliche, sichere und konzeptionell eigenständige Segelyacht sucht.
Die Premiere des Boots ist für den kommenden Salon Nautique Paris geplant, also am Ende dieses Jahres. Die ersten Schiffe sind bereits verkauft. Der Preis für ein segelfertiges Exemplar der RM 1380 – inklusive Doppelkiel, Einzelruder, Großsegel und Genua – liegt im Augenblick bei 357.000 Euro.