Präsentation auf einem Trailer
Ein Alleinstellungsmerkmal bildete bereits das mehrfarbige Decks-Layout. Die Farbtöne trugen wohlklingende Namen wie „matadorrot“, „feuerorange“, „holzkohlegrau“ oder „aquablau“. Die Seitenverkleidung mit Chrom-Mylar-Beschichtung ähnelte den Chevy-Modellen von 1957.
Bei der Vermarktung war man um kreative Einfälle nicht verlegen: Im Gründungsjahr wollte Bill Gaston das neue Produkt auf der jährlichen Industriemesse von Austin zeigen, aber – vergebens, alle Stände waren bereits weg. Gaston gab indes nicht auf; er verhandelte mit einem Trailer-Hersteller und konnte erreichen, dass eine Glastron auf einem seiner Anhänger die Messe zierte. Angeblich stauten sich riesige Mengen von Bewunderern um das Exponat.
Die wohl durchschlagendste Werbung für Glastron veranstalteten drei Mitarbeiter einer Zeitung aus Austin. Das Trio unternahm mit der neuen, nur 17 Fuß langen Glastron Seaflite einen 2.600 Meilen langen Törn von Houston nach New York, um auf die Marke aufmerksam zu machen. Die Strategie glückte: Ende 1957 hatte Hammond 900 Boote verkauft.
Technologisch immer vorn
Was es an neuer Technologie gab, wurde bei Glastron umgehend ausprobiert und eingesetzt. Bereits zwei Jahre nach dem Start wurde eine nagelneue Fabrik gebaut, auf 3000 qm entstanden fortan Glastron-Boote im Fließbandverfahren über ein Ein-Schienen-System an der Hallendecke.

1961 stellte die Werft die ersten Bootsmodelle mit Z-Antrieb vor. Dieser Motortyp kombiniert einen Innenbordmotor mit einem außen liegenden und beweglichen Antrieb. Der geniale Ingenieur Charles Strang hatte ihn wenige Jahre zuvor erfunden.
Rennsiege dank „Aqua Lift“
1962 führt die Werft das erste V-Rumpf-Design unter dem Namen Aqua Lift ein. Schon Ende 1963 macht diese Bauweise 50 Prozent des Umsatzes aus. Bald waren die Glastron-Produkte für ihre überragende Performance legendär.
Und sie erlaubte spektakuläre Rennsiege, wovon die Popularität der Marke ebenfalls profitierte. Glastron hatte bald in jedem der 50 US-Staaten eine Verkaufsvertretung. Auch in Spanien und England wurden Partner gefunden, wo die Stückzahlen signifikant wuchsen.

Einladung nach Acapulco
Im Jahr 1964 stieg der amerikanische Unternehmer Hugh Half bei Glastron ein. Er fädelte drei Jahre später Glastrons Fusion mit der Firma Conroy ein, die frisches Kapital in das Unternehmen brachte.
Inzwischen waren weitere erfolgreiche Rümpfe entwickelt worden, darunter der Aqua-Lift-II-Rumpf. Sehr früh bot Glastron Boote im Modulverfahren an: Verschiedene Modelle eines Jahres ließen sich wahlweise mit „Aqua Lift“ oder „Aqua Lift II“ kombinieren.
1965 optimierte Hammond den Vertrieb mit einem Incentive: Sämtliche Sales-Partner der Firma wurden nach Acapulco eingeladen, um dort die neuen Modelle zu testen – eine damals völlig neue Art der Mitarbeiter-Motivation. Auch das zeigte Wirkung: Internetquellen zufolge war Glastron ein Jahr später bereits die weltweite Nr. 1 der Branche mit der größten Bootsfertigung unter einem Hallendach.
Sogar in die Segelbootproduktion stieg Glastron ein, wenn auch nur mit mäßigem Erfolg. Bei den Motorbooten jedoch ging es weiter steil in Gleitfahrt: 1970 wurde der Glastron-Rumpf Nummer 100.000 gebaut.
Glastron GT 150 springt 30 Meter
Sehr früh erkannte die Werft auch das Product Placement als alternative Werbestrategie: Für den neuen Batman-Film hatte Glastron bereits 1966 das „Batboat“ gebaut. Bald tauchten die schicken Wasserflitzer mit der knalligen Farbgebung effektvoll in Fernseh- und Filmproduktionen auf.