Drei Jahre später schrieb die Glastron GT 150 endgültig Kino-Geschichte: Im James-Bond-007-Film „Live and let Die“ (Leben und sterben lassen) flüchtet der Geheimagent James Bond 007 alias Roger Moore damit vor einer Schar Häscher (ebenfalls auf Glastron-Booten) durch die Sümpfe Louisianas – als Höhepunkt der Sequenz springt er damit 30 Meter durch die Luft.

Glastron verkaufte der Produktionsfirma 26 Boote, damit der Stunt ausgiebig geübt werden konnte. 16 davon gingen bei den Dreharbeiten zu Bruch, bis die Szene im Kasten war …
1979 fliegt Agent 007 erneut mit der Glastron
Die guten Beziehungen nach USA verhalfen Bond übrigens noch ein zweites Mal zu einem Glastron-Stunt: in „Moonraker“. 1979 ist der Superagent wieder einmal auf der Flucht – dieses Mal aber mit einer Glastron Carlsson CV23HT, also der Hardtop-Version, in Richtung der Wasserfälle von Iguacu in Brasilien.
Es kommt, wie es kommen muss, doch der Agent entkommt per Drachenflieger, bevor das Boot in die Tiefe stürzt. Die Glastron überlebte das Desaster übrigens – der Absturz ist nur ein Trickfilm. Das mit Wasserminen und Torpedos ausgestattete Boot wird heute von der Ian Fleming Foundation in wechselnden Ausstellungen gezeigt.
direkt zum VideoVerfolgungsjagd in „Live and Let Die“, spannend ab Minute 6:45
Bonds erste Glastron, die GT 150, wurde übrigens laufend weiterentwickelt, die aktuelle GT 180 geht auf ihr Design zurück.
Präsident auf der Flucht
Auch im realen Leben schworen viele VIPs auf Glastron-Boote. Der bekannteste von ihnen war Elvis Presley. Auch in der Politik hatte die Glastron einen großen Fan, darunter Lyndon B. Johnson, der nach der Ermordung von John F. Kennedy neuer US-Präsident wurde. Er hatte schon ein Motorboot der Marke besessen, bevor er ins Oval Office kam. Im Amt erwarb er eine Glastron Gulfstream V-240 mit großem Motor. Genannt wurde das Boot „LBJs Navy“, zu deutsch in etwa „Johnsons Marine“.
Wenn das US-amerikanische Staatsoberhaupt damit unterwegs war, folgte ihm stets eine Rotte Leibwächter. Mr. President soll sich aber einen Spaß daraus gemacht haben, seinem Sicherheitspersonal davonzufahren. Die genervten Aufpasser sprachen bei Glastron vor und baten, dass „LBJs Navy“ gedrosselt werde. „Doch der Präsident wollte, dass sie schnell bleibt. Ich machte natürlich, was der Präsident wollte“, so der damalige Herstellungsleiter Jerry Wilhoit mit schelmischem Grinsen.


Selbst die Energiekrise und das arabische Öl-Embargo 1974 konnten die Produktion und den Verkauf von Glastron-Booten nur vorübergehend bremsen. Auch der Rückzug von Gründer Bob Hammond aus dem Unternehmen hielt die erfolgreiche Expansion nicht auf. Erst der Gang der Motorboot-Mode machte vorläufig Schluss: Grellbunte Bowrider mit ebenso auffälligen Polstern trafen spätestens in den 1990er-Jahren nicht mehr den Zeitgeschmack des Publikums.
Der Weltmeister wird verkauft
Das Unternehmen wurde erst an Genmar Holdings, dem 1978 gegründeten zweitgrößten Hersteller von Freizeit-Motorbooten, verkauft. Die Produktion verlagerte man nach Minnesota. Seit 2014 gehört Glastron zur Bénéteau-Gruppe und wird in Deutschland über das Jeanneau-Händlernetz angeboten – als eine Marke unter vielen.
Doch die alten Glastrons sind heute als Klassiker bereits wieder gefragt. Eine rührige Gruppe Bootseigner kümmert sich hierzulande darum, die Boote der goldenen Ära von Glastron zu erhalten. Einmal pro Jahr treffen sie sich zur Ausfahrt auf der Weser. Vielleicht ist erneut der richtige Zeitpunkt für Bob Hammonds geniale Idee gekommen.
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