Das nagelneue Flaggschiff von Yamarin ist ein waschechter Daycruiser mit zwei Kabinen und mit Platz und Komfort für zwölf Personen an Deck. Es ist ein Wiedersehen: Denn Yamarin war als Bootsmarke in letzter Zeit ein wenig in der Versenkung verschwunden. Beim Finnboat Floating Event 2018, der Leistungsschau der dortigen Werften vor Nauvo, fehlte die Bootsmarke. Immerhin hatte die Yamarin Cross 75 BR schon einmal beim Best of Boats Award das Finale in der Kategorie Best for Fun souverän für sich entscheiden können.
Dass Yamaha standardmäßig von der Werft aus als Motorisierung zum Einsatz kommt, ist kein Zufall, sondern hatte Tradition. Seitdem auch die Buster-Werft von den Japanern übernommen worden ist, hat der für beide Bootsmarken verantwortliche CEO Anders Kurtén die Marke Yamarin wiederbelebt.
Geschwister, die sich vertragen
Die beiden Bootsmarken Yamarin und Buster passen gut zueinander, denn sie ergänzen sich gut. Buster Boats baut seine unterschiedlichen Modellreihen ausschließlich aus Marine-Aluminium als Rumpfmaterial. Yamarin produzierte bis vor einigen Jahren nur in GFK.
Nur für die noch relativ junge Cross-Baureihe von Yamarin – mit der eben auch der BOB-Award gewonnen wurde – war die Zukunftsperspektive noch nicht klar, als in Helsinki im Februar die finnischen Bootspremieren für 2019 präsentiert wurden.
Die Weltpremiere der Yamarin 88 DC aus GFK kam nach dem Zusammenschluss beider Werften also wie gerufen. Denn der Bootstyp Daycruiser war bei der Bootsmesse in Helsinki sehr präsent – und die Mitbewerber waren zahlreich.
Offensichtlich ist der Boom der rein offenen Bowrider- und Konsolenboote in Skandinavien vorbei. Viele Werften bieten nun wieder Motorboote mit dem geschützten Lebensraum unter Deck an, und das in diversen Längen. Aluminium als Werkstoff der Wahl geht dagegen noch immer.
Gestatten, Q
Beide Bootsmarken sind für ihre guten Laufeigenschaften und hochwertige Komponenten bekannt. So wundert es nicht, dass das von Buster bekannte digitale Informationssystem Q auch bei Yamarin mit an Bord ist. Yamarin bietet Q bei der Yamarin 63 (mit einem 10-Zoll-Display) und bei unserer 88 DC mit dem großen 16-Zoll-Bildschirm an.
Das Infosystem kann auch über eine App angesteuert werden. Die Software fürs Smartphone bietet neben Wetterdaten und Angaben zum Spritverbrauch auch ein automatisches Logbuch und die Bedienungsanleitungen oder Handbücher zum Boot. Die Tracking-Funktion beruhigt, wenn man nicht an Bord ist und das Boot verleihen oder verchartert hat.
Zum Hoppen von Insel zu Insel
So wie es in Skandinavien üblich ist, wird das 8,80 m lange GFK-Boot per Außenborder angetrieben. Zwischen 300 und 350 PS Leistung sind im Norden zwar nicht unbedingt üblich, um von Insel zu Insel zu hoppen. Außenborder über 60 PS sind die Ausnahme und machen nur rund 21 % am Gesamtumsatz aus. Doch mit 300 Pferden läuft das 2.350 kg verdrängende Boot bei Bedarf sehr schnell – 45 Knoten oder sogar etwas mehr sind drin.
Ein wenig Erfahrung sollte man für dieses Boot schon mitbringen. Der Rumpf läuft spurstabil, und schnelle Kurswechsel steckt er ungerührt weg. In der Vergangenheit waren die Rümpfe derart überzeugend, dass sich andere Bootshersteller die vorhandenen Formen gesichert haben, um damit weiter zu arbeiten.
Mit dem 2,95 m breiten Daycruiser nimmt Yamarin auf jeden Fall Aufstellung in der ersten Startreihe. Es sind nicht unbedingt 350 Pferdestärken vonnöten, um mit diesem attraktiv gestalteten Boot auf seine Kosten zu kommen. Doch als langjähriger „Berufsschiffer“ kann ich nur sagen: Je mehr Power, desto besser. Doch Geschwindigkeit allein macht noch keinen Daycruiser aus.
Schlaf, Kindlein, schlaf
Unter Deck bietet die Yamarin 88 DC vier Schlafplätze in zwei separaten Kabinen. Zwei sind vorn im Bug, die anderen in einer Schlupfkabine unter dem Cockpitboden. Diese Mittschiffskajüte ist, wenn auch nur auf allen Vieren, von der Vorderkabine und vom Cockpit aus zugänglich. Die Passagiere, die sich dort zu Ruhe begeben, sollten allerdings über eine Jockey-Figur verfügen – oder unter 12 Jahren alt sein. Für zwei ausgewachsene Erwachsene wird es hier eng.