Rechts von uns das IJsselmeer, links vom Deich ist, irgendwo hinter den westfriesischen Inseln, das offene Meer. Wir fahren auf dem Breezanddijk nach Norden, Richtung Friesland. Hier wollen wir die Cruiser-Motoryacht Eastbay 44 kennenlernen – die neue, für die Maßstäbe von Grand Banks sehr modern gestaltete Fahrtenyacht für Langtörns.
In Leeuwarden, mitten auf dem Land und 30 Kilometer von der Küste entfernt, wo wir am nächsten Tag Boot fahren wollen, kommen wir am Firmensitz von Mariteam Yachting an. Im Büro der niederländischen Grand-Banks-Vertreter treten wir durch ein unscheinbares Türchen neben der Teeküche – dann die Überraschung: Vor uns liegt, fahrbereit im Wasserbecken, die zur boot Düsseldorf 2018 vorgestellte Eastbay 44. Das schelmische Lächeln der beiden Chefs, Albert Gerritsma und Gert van Barneveld, hätte uns Tester stutzig machen sollen. Hinter dem Rolltor der Bootsgarage liegt der Kanal mit Direktzugang zum Meer.
Raus aufs Meer
14 Stunden später gehen wir im Küstenort Harlingen an Bord, wohin das 44 Fuß lange Schiff am frühen Morgen per Kanalfahrt verholt worden ist. Bei ablandigem Wind haben wir nur geringen Seegang. Noch einmal Glück gehabt. Wir legen ab. Dank der breiten Gangborde sind die Fender schnell eingesammelt. Sie verschwinden in einem großen Schapp im windgeschützten, mit Teak belegten Achtercockpit. Schön tief liegend, hat es die idealen Abmaße für eine Loungeparty.
Ein Blick nach vorn aufs geräumige Vorschiff, wo wir bei anderer Gelegenheit sonnenbaden würden. Nach dem Passieren der Hafenbrücke nehmen wir Kurs Richtung offenes Meer. Zwischen Festland und den Inseln kommen uns zahlreiche größere Fischtrawler entgegen. Deren Heckwelle nutzen wir, um meergemäßen Wellengang zu erleben. Schließlich ist die Eastbay 44 mit gut 13 Tonnen Verdrängung ein für Langfahrten konzipiertes Schiff – auch auf Gewässern fern der Küste. Unser Schiff ist mit CE-Kategorie A für die Ozeanfahrt zertifiziert.
Der tiefe V-Rumpf der Eastbay 44 ist im Bugbereich scharf geschnitten, das GFK-Schiff durchschneidet die Wellen geradezu. Dass sich unser mehr als 40 Fuß langes Boot so leichtfüßig und fast sportlich fährt, liegt auch am Antriebssystem. Die Kraft der zwei unter dem Cockpitboden platzierten Volvo-Penta-Diesel wird durch IPS-Antriebe ins Wasser übertragen. Beim IPS liegt der Antrieb wie bei einem Pod-Motor, beweglich aufgehängt, außerhalb des Rumpfs.
Zum Heck hin wird der Schiffskörper breiter. Die hier platzierten breiten Kimmkanten bringen zusätzliche Stabilität und schaffen mehr Ruhe bei freier Fahrt und Manövern. Die automatisch arbeitenden Trimmklappen sorgen für absolute Kurstreue und geringe Krängung.
Fein für Fernreisen
Die Eastbay 44 ist eine echte Fahrtenyacht. Mit dem 2.200 Liter fassenden Dieseltank sind auch lange Törns möglich. Die beiden Volvo Penta IPS 600 Systeme sind ein sehr großzügig dimensioniertes Motorsystem. Das sorgt für komfortables Reisen mit Spurtreserve bei sehr moderatem Verbrauch. Als gutes Marschfahrttempo empfehlen sich 25 Knoten. Bei diesem Tempo ergibt sich eine Reichweite von fast 500 nautischen Meilen. Und das bei einer sehr niedrigen Geräuschkulisse.
Für den Einsatz in nordischen und mitteleuropäischen Revieren empfiehlt die Werft, mit der Doppelverglasung als Option ins Rennen zu gehen. Das isoliert nicht nur, sondern verhindert auch kondensierendes Schwitzwasser. Apropos Fenster: Die Rundumsicht vom Fahrstand aus ist phänomenal, auch bei enger Kurvenfahrt. Die Glasflächen im Salon sind sehr groß, die Fenster reichen annähernd bis zur Decke. Öffnet man – auf Knopfdruck – die seitlichen Scheiben und das große Schiebedach, sind wir buchstäblich im Freien und hört die Wellen rauschen. Auch die Panoramascheibe am achterlichen Ende des Salons lässt sich elektrisch absenken.
Auf dem Rückweg haben wir Zeit für einen Bordrundgang im unteren Deck, während die Standheizung warme Luft ins Boot bläst. Mit drei großen separaten Kabinen ist das Boot ausreichend für sechs Personen, auch als Dauerbesatzung. In der Bug- und der großen Mittschiffskajüte haben wir selbstverständlich Stehhöhe. Zwei Bäder mit getrenntem WC-Raum stehen hier zur Verfügung. Es gibt auch eine Variante mit unten liegender Bordküche. Dann steht oben im Salon ein zusätzliches Sofa anstelle der aufgeräumten Küchenzeile. Auf den Fotos sieht man die verschiedenen Versionen.
Eine eigene Klasse
Von Reiseschiffen anderer Großserien-Hersteller unterscheidet sich die Eastbay 44 nicht nur durch den Preis nahe der Millionengrenze. Alles an Bord ist vom Allerfeinsten – von der technischen Ausstattung bis zur Güte der verarbeiteten Materialien. Die Zahl der aufgewandten Arbeitsstunden ist hoch – und ist der Verarbeitung und dem Finish deutlich anzusehen. Ein Beispiel für die besondere Klasse ist der Zugang zum geräumigen Motorraum. Eine Luke im Cockpitboden erlaubt einen schnellen Motoren-Check. Zusätzlich gibt es eine größere, elektrisch auffahrbare Klappe für den ungehinderten Zugang über eine Leiter zum gesamten Motorraum.
Die Werft mit Hauptsitz in Malaysia baut seit 60 Jahren seegängige Cruiser. Bekannt ist Grand Banks als Edelmarke mit traditionell starker Präsenz in den USA, Großbritannien und Australien. Zum Jubiläum wurde die Produktionsfläche mit der Übernahme eines zusätzlichen Werftstandorts vergrößert. Die neue Firmenleitung um Mark Richards hatte zuvor den gesamten Werftbetrieb auf modernste Produktionsmethoden umgestellt.
Direktverkauf statt Händler
Der letzte Schritt der organisatorischen Modernisierung von Grand Banks war das neue, im Herbst eingeführte Verkaufskonzept für Europa. Anstelle eines festen Händlernetzwerks gibt es unabhängige Agenten, die nicht konkurrieren. Das Vorführboot, mit dem wir unterwegs sind, gehört der Werft. Die fünf Yacht Consultants für Europa sitzen in Großbritannien, den Niederlanden und Dänemark. Der deutsche Markt wird von Friesland aus betreut.
Mit der Eastbay 44 präsentiert Grand Banks jetzt ein modern geschnittenes Boot, das auch Familien gefallen dürfte, die in Küstengewässern unterwegs sein wollen. Damit will die Werft sich einen neuen Markt erschließen. Denn die Marke ist vor allem für unverwüstliche Hochseeyachten im Trawler-Stil bekannt. So wie das 2017 zum 60. Geburtstag der Werft aufgelegte Flybridge-Schiff GB 60.
Die klassischen Linien der Eastbay 44, die als Downeast-Style erstmals 1995 gezeigt wurden, hat die Werft mit einem deutlich schneller laufenden Rumpf kombiniert und das Gesamtgewicht des Schiffs deutlich reduziert. Das Wiedersehen mit Grand Banks auf der Nordsee zeigt ein bewährtes Konzept – konsequent modernisiert.
Technische Daten Grand Banks Eastbay 44
Grand Banks Eastbay 44 | ||
Länge über alles | 14,65 m | |
Länge Wasserline | 13,30 m | |
Breite | 4,44 m | |
Tiefgang (Mit IPS) | 1,03 | |
Motorisierung | 2 Volvo Penta IPS 600 mit je 435 PS | |
Gewicht | 13.500 kg |
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