Das puristisch gestaltete, 34 Fuß lange Tourenschiff aus Slowenien hat der Papierform nach das Zeug zum Bestseller – mit zwei oder drei Kabinen und einer maximalen Reisegeschwindigkeit von 24 Knoten. Als eine der ersten Redaktionen hatte float die Baunummer 1 der 44 Fuß langen Ur-Seafaring im September 2016 getestet – und wir waren von der Qualität sehr angetan.
Die Flybridge-Variante der 44er zog 2018 nach unserem Test Into the Blue ins Finale des Best of Boats Awards in der Kategorie Best for Travel (VIDEO) ein. Daher waren wir gespannt: Wie ist das Konzept eines seetüchtigen und komfortablen Reiseschiffs bei der 10,90 m langen Coupé-Version der Seafaring 34 S umgesetzt?
(Auch) auf holländische Reviere zugeschnitten
Ähnlich dem 10 Fuß längeren Schwesterschiff wird der im Januar erstmals gezeigte Kompakt-Kreuzer auch mit Flybridge angeboten. Einer, der dieses Boot zusammen mit Werftchef Michael Gregorčič geprägt hat, ist Bart van den Berg. Der niederländische Seafaring-Vertreter aus Grou zeigte sich sehr froh, endlich das Boot zu präsentieren, das er – zuständig auch für den deutschen Markt – uns schon auf der HISWA 2017 angekündigt hatte.

Zusammen mit der slowenischen Werft hat Bart die mit fünf Tonnen sehr leichte Motoryacht nämlich auf die holländischen Reviere zugeschnitten. Und was gut ist für mitteleuropäische Binnenreviere und die teils ruppigen Bedingungen auf dem Ijsselmeer, das ist auch das Richtige für andere europäische Reviere.
Im Pflichtenheft fanden sich ansonsten Vorgaben, die schon für die Seafaring 44 galten. Das sind der möglichst ökonomische Betrieb, ein großzügiges Raumangebot, viele Seemeilen Reichweite in einem möglichst großen Fahrgebiet. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist eine möglichst effiziente Rumpfkonstruktion. Schlepptankversuche halfen, diesen Rumpf zu entwickeln.
Augenmerk auf optimale Verdrängerfahrt
Besonderes Augenmerk haben die Konstrukteure dabei auf eine optimale Verdrängerfahrt bei zehn Knoten mit geringem Spritverbrauch gelegt. Das leistet die Standardmotorisierung, ein Volvo Penta D3, der mit 110 PS an der Kurbelwelle dreht.

Die kräftigste Motorisierung kommt von Yanmar. Der Yanmar 8LV320 leistet 320 PS. Dann liegt die Höchstfahrt bei 24 Knoten, so lauten die Werftangaben. Wer auf redundante Systeme setzt und besondere Betriebssicherheit will, wählt die Doppelmotoranlage mit zwei D3-Motoren, die jeweils 150 PS leisten.
Know-how aus dem Wohnmobilbau
Rumpf, Motoren und der Direktantrieb über die starre Welle sind aufeinander abgestimmt und optimiert. Auch Konstruktionstechniken von Seafaring sind auf der Höhe der Zeit. Der Rumpf wird im Vakuuminfusionsverfahren hergestellt und besteht aus GFK-Sandwich mit Schaumkern. Dies sorgt zum erheblichen Teil für das geringe Gewicht des Boots.


Diese Techniken hat sich Werftchef Michael Gregorčič, dessen G4 Group unter anderem Fenster und Türen für Wohnmobile herstellt, angeeignet und auf den Bau von Motoryachten übertragen. Unter dem Namen Seafaring hebt er seine Boote seit drei Jahren in Lesce, wenige Kilometer südlich der österreichischen Grenze, aus der Form.
Damit verfügt die slowenische Werft über einen Wettbewerbsvorteil. Es ist das aktuelle Know-how der Autoindustrie, was Gewicht, Stabilität und die Verarbeitung von Kunststoffen, Glas und Acryl betrifft.
Puristische Erscheinung
Im Ergebnis erinnern das Design und der gebotene Komfort an moderne Blauwasseryachten wie die fast autonome Solar-Elektroyacht Silent 55. Die nahezu puristische Erscheinung der Seafaring 34 verzichtet auf alles Überflüssige. Annähernd einzigartig, was aktuelle Motoryachten betrifft, ist die Rundumsicht aus dem Pilothouse-Salon. Mit über zwei Metern ist dieser zentrale Bereich an Bord relativ hoch, bietet viel Helligkeit und ein großartiges Raumgefühl.