Wie an Land, so ist es im Hafen: Wer bei neuen Freunden erstmals zu Gast ist, bekommt eine Führung durchs traute Heim. Mag das schwimmende Zuhause noch so klein sein: Die Schau vom Bug bis zum Heck gehört einfach überall dazu. Wer zeigt, wie man wohnt, bricht schnell das Eis. So hält es auch Sylvain Perret an Bord der neuen Quicksilver 805 Open, auf die er uns im Hafen von Hyères an der Côte d’Azur eingeladen hat.
Der Produktmanager von Quicksilver Boats stellt das für Familien konzipierte Tagesboot voll Besitzerstolz vor, als wäre das Achtmeterboot seine ganz private Neuerwerbung. Das Konsolenboot löst nach sieben Jahren den Vorgänger Quicksilver Activ 755 Open ab. Mit dem neuen Modell, das wir auf dem Mittelmeer fahren, stellt der zum Brunswick-Konzern (Mercury, Bayliner, Sea Ray, Simrad, B&G) gehörende Bootsbauer ein moderneres Design vor.
Im Vergleich zum Pendent, der von uns getesteten geschlossenen Quicksilver 805 Pilothouse, wird der Evolutionsschritt deutlich. Die Werft hat bei der offenen Version kaum ein Laminat auf dem anderen gelassen. „Aber nicht zu drastisch, nicht zu verrückt“, sagt der Quicksilver-Mann. Sondern genau so, wie es zur Marke passt. Sylvain ist anzumerken, dass ihm das Resultat gefällt.
„Willkommen an Bord!“ Der Daycruiser mit optionalem T-Top wirkt auf den ersten Blick einfach strukturiert, doch das kleine Heim auf dem Wasser hat einige Überraschungen zu bieten. Das fängt mit dem Vorschiff an: „Das ist das Wohn- und Esszimmer!“, beginnt Sylvain Perret die Hausführung.

Bitte Platz zu nehmen: Der Bowrider hat zwei Sitzgruppen. Wer mit dem Rücken zur Steuerkonsole Platz nimmt, kann sich während der Fahrt mit den Füßen auf der gegenüberliegenden Bank am Bug abstützen. Mit dem Rücken zum Bug können zwei bis drei weitere Gäste sitzen. Eine Stufe höher befindet sich dahinter ein Podest oberhalb der Ankerposition. Das ist der ideale Ort zum Peilen beim Ankermanöver und gleichzeitig der Ausstieg im Hafen.
Das Vorschiff wird zum Speisesaal
Liegt das Boot still, verwandelt sich das Vorschiff in einem kompakten Lunch- und Dinnertisch. Ein Teaktisch wird unter der vorderen Bank hervorgeholt, mit zwei Handgriffen aufgeklappt und zwischen den beiden Sitzgruppen platziert. Das wirklich ausladende Möbel – kein kippeliger Kandidat aus dem Campingbereich – bietet Platz für vier Gedecke und hat kindgerecht abgerundete Ecken. „Jetzt lasst uns erst einmal etwas trinken“, sagt Sylvain, serviert uns ein alkoholfreies Bier aus der Kühlbox.
Allerdings wird jedes Fläschchen nach dem Öffnen zum Springbrunnen. Mit entsetzten Schreien springen die Hausgäste auf. Auch Bootsjournalisten wollen nicht nass werden. Sylvain erklärt das Malheur: Er hatte zuvor schon einige Runden gedreht mit der Quicksilver 805 Open. Das hat das Bier offenbar in Schwung gebracht. Wenigstens ist der Hopfentrunk kühl. Schatten spendiert übrigens das optionale Sonnensegel, das sich über zwei Pfosten am Bug über den gesamten Sitzbereich aufspannen lässt.


Kaum sind die Drinks degustiert und die Gläser abgeräumt, kommt zwischen die beiden Sitzgruppen eine Polsterbrücke. Dann wird die gesamte Bugzone zur Kuschelwiese – perfekt für den Verdauungsschlaf. Wir wollen aber keinen Power-Nap hinlegen, sondern Bootspower erleben – und zuvor gerne das Schlafzimmer besichtigen.
Schlafzimmer aus Liliput
Sylvain Perret führt uns hinter die Konsole und schiebt dort eine unauffällige satinierte Tür auf. Hier befindet sich tatsächlich der Unterdecksbereich. Für ein nur 7,66 Meter kurzes Tagesboot ist das konzeptuell bemerkenswert. Es ist nicht gerade ein Himmelbett, was unter Deck steht. Aber auf der knapp zwei Meter langen Liegefläche können sich zwei Erwachsene gemütlich ausstrecken, wenn sie die Beine unter das Vorschiff gefädelt haben.
Und dann: Tür zu. Wer noch ein wenig Lektüre genießen möchte, hat dafür eine Leselampe. Da auch die Wände gepolstert sind, bestehen gute Chancen, selbst bei abruptem Aufwachen am nächsten Morgen mit heiler Haut wieder aufzustehen.

Heckwärts sind rechts und links der Motorhalterung zwei Badeplattformen angebracht, die gegen Aufpreis auch extralang sind. Eine Cockpitdusche hilft beim Wachwerden und ermöglicht mit sattem Wasserstrahl effektive Schönheitspflege. Sylvain ist noch nicht fertig: „Guckt mal, auf was ihr steht.“