Seit den Zeiten der Ostindien-Kompanie ist Zaandam bei Amsterdam für seinen Schiffbau bekannt. Einst standen entlang des sich dahinschlängelnden Flusses Zaan Hunderte von Holzmühlen, um den riesigen Bedarf an Holz für den Schiffsbau zu decken.
Zar Peter der Große kam 1697 eigens in die Stadt, um seine Kenntnisse im Schiffsbau zu vertiefen. Zu den neueren Werft-Namen gehören Claasen Shipyards (inzwischen von Vitters übernommen) und Royal Huisman.
Zegers Faraday arbeiten noch an ihrer Bekanntheit. Letztes Jahr hat sich das Unternehmen aus Zaan auf der HISWA zum ersten Mal präsentiert, zum zweiten Mal auf der Boot Holland in Leeuwarden. Ihr Motorboot, die Zegers Faraday, ist nur 5,74 Meter lang. Aber die Geschichte dahinter ist einen Beitrag wert.
Des einen Konkurs ist des anderen Startschuss
Initiator des zaanländischen Familienunternehmens ist der 60-jährige Toon Zegers, der bei klingenden Namen wie Stofberg, Contest, der bereits erwähnten Claasen und Holland Jachtbouw gearbeitet hat. In seiner Freizeit baute Zegers Modellboote.
Aber speziell für seinen Vater im Ruhestand kaufte er – wie viele andere Zaankanters damals auch – einen Polyesterrumpf des „Vorgängers“ der heutigen Saffier Yachts aus dem Konkurs von Mulder & Rijke. Das war der eigentliche Startschuss für Zegers Faraday.
Toon Zegers kommt vom Rennsport und hatte schon lange die Idee, den elektrischen Antrieb auf Freizeitboote zu übertragen. Er sah die Vorschriften für fossile Brennstoffe voraus: „Wir suchten bewusst nach einer bereits existierenden, effizienten Rumpfform und landeten beim britischen Taxiboot, dem Themse-Wherry, das ursprünglich von zwei Personen gerudert wurde und dessen Bauplan leicht im Internet gefunden werden kann“, so Zegers. Die genaueste Zeichnung wurde von einem Freund der Familie in ein Cad-Cam-Programm eingegeben, wodurch eine solide Grundlage für die Herstellung einer Form entstand.
Die Töchter Anne (26) und Lisa (28) studierten zu dieser Zeit noch an der Amsterdamer HMC (Hout- en Meubileringscollege interieur, meubel, techniek & design), die sich auf den Bau von Yachten spezialisiert hat. Kein Zufall, denn von Kindheit an spielten die Schwestern oft in der Werkstatt von Vater Toon, und wenn sie etwas wollten, mussten sie es selbst herstellen.
Lisa: „Dank unserer Ausbildung sind wir Allrounder. Mit unserem Wissen können wie unser eigenes Boot bauen. Anne hat während ihrer Ausbildung nachts und am Wochenende in einem metallverarbeitenden Betrieb gearbeitet, so dass wir auch diese Disziplin abdecken.“
Schöner Mittelweg
Bauen ist das eine, Marketing das andere, und so haben sie einen Marketing- und Vertriebsspezialisten engagiert, um diesen ebenso wichtigen Aspekt zu gestalten. Idealerweise würden die beiden gerne eine Holzversion bauen, aber der Preis dafür würde unverhältnismäßig hoch werden. Lisa fährt fort: „Wir haben uns für einen schönen Mittelweg entschieden, mit einem Polyesterrumpf, kombiniert mit Holzdetails und der Betonung auf Benutzerfreundlichkeit, da die meisten Bootsbesitzer wenig oder keine Zeit für die Wartung haben. An einen Winter voller Arbeit ist heute kaum noch zu denken.“
Aus diesem Grund bietet Zegers Faraday einen zusätzlichen Wartungs-Service an. Anne: „Unser Boot kann bei einer maximalen Breite von 1,55 Metern und nur 450 Kilo Gewicht problemlos mit einem ungebremsten Trailer zu uns gebracht werden. Wir kümmern uns dann um die Lackierung und gegebenenfalls andere Dinge. Schließlich wissen wir genau, welche Lacke und Materialien verwendet wurden und wie man sie fachgerecht verarbeitet.“ Lisa fügt hinzu: „Ein schmutziger Faraday tut mir im Herzen weh!“