Die Matrosen verlassen sich auf den Leuchtturm, der ihnen in der Not den Weg weist.
Nicht selten waren Seeleute auch an den Fingern tätowiert. Das verbreitetste Tattoo lautete „Hold Fast“, Buchstabe für Buchstabe über die Finger tätowiert. Das Tattoo war eine Ermahnung, die Seile stets gut zu vertäuen beziehungsweise sich selbst bei Seegang anzubinden. Es ist quasi die historische Form von „Leg’ den Lifebelt an!“

Rangzeichen auf nackter Haut
Motive wie Kanonen oder Harpunen gaben Auskunft darüber, welche Aufgaben die Matrosen auf See hatten. Kanonen-Tattoos zierten Marinesoldaten, Harpunen die Fischer und Walfänger. Ein gekreuzter Anker war für Unteroffiziere auf dem Boot bestimmt. Ein Knoten am Seil um das Handgelenk gehörte Bootsmännern, Deckoffizieren und allen anderen, die sich um das Schiff kümmerten. Den Teufel ließen sich im 19. Jahrhundert Matrosen aus dem Maschinenraum stechen. Die Maschinisten wollten somit an ihrer höllischen Arbeitsplatz erinnern, der so heiß war wie das Fegefeuer.
Und natürlich dürfen als typische Seemannsmotive auch Frauenabbilder nicht fehlen. Hula-Mädchen zierten die Häute der Seemänner, die bereits nach Hawaii gesegelt sind. Meerjungfrauen symbolisierten die Liebe zum Meer. Und Pin-up-Girls sollten die Matrosen an ihre Liebste zu Hause erinnern – eine durchaus eigenwillige Interpretation nackter Tatsachen. Womit wir beim Seemannsgarn wären. Aber darüber schreiben wir im nächsten Artikel.
Der König der Tätowierer kam aus Hamburg
Die alten Tattoo-Motive in unserem Beitrag stammen aus dem Vorlagenbuch von Christian Warlich. Sie wurden in der Ausstellung „Tattoo-Legenden“ im Museum für Hamburgische Geschichte in diesem Frühjahr gezeigt. Der 1891 geborene Warlich (er starb 1964) ist ein Pionier der professionellen Tätowierung im frühen 20. Jahrhundert. Er betrieb auf St. Pauli in einer Gastwirtschaft die erste Tätowierstube Deutschlands.

Der Kunsthistoriker Ole Wittmann hat sich der „Königs der Tätowierer“ Christian Warlich in einem Forschungsprojekt angenommen. Seit 2015 forscht er über den Hamburger Meister-Tätowierer, der sich selbst „Prof. Electric“ nannte. Der Prestel-Verlag veröffentlichte mit dem Bildband Tattoo Flash Book Christian Warlichs Vorlagenbuch als Ausstellungskatalog.