Beim Merkur! Mit dem Mercury Avator hat der Weltmarktführer in Sachen Freizeit-Boating seinen ersten ernstzunehmenden Elektrobootsmotor auf den Markt gebracht. Und nicht nur dahin. Vor der boot Düsseldorf konnte float den 750 Watt starken Außenborder im Düsseldorfer Medienhafen bei solidem Hochnebel und Niedrigtemperaturen testen.
Auf den „Mercury Experience Days“ am 17. und 18. Juni könnt ihr sie in Düsseldorf im Medienhafen ausprobieren. Und mit float sogar einen gewinnen – mehr Infos gibt’s vor Ort. Jetzt anmelden. Wir sind für euch da!
Beim Sneak Peak im November 2022 hatten wir den Pinnenhebel in Florida nur an Land im Wasserbassin aufdrehen dürfen. Denn dort stand der Motor noch im Testbecken, kaum zwei Monate nach der Avator-Ankündigung durch den (inzwischen ehemaligen) Mercury-Chef Chris Drees in Cannes.
Mitten im deutschen Winter ist Chris Drees wieder da. Und er hat Brunswick-Präsident Dave Foulkes am Freitagnachmittag vorm Messestart zur Bootspartie mit Journalisten mitgebracht. Foulkes hatte vor zwei Jahren die rasche Elektrifizierung des US-Boots- und Motorenbauers angekündigt.
Vier Boote, vier Konzepte
Vier Boote liegen am Steg gegenüber dem Event-Ponton, den das Mercury-Team aufgebaut hat: Sie stehen für die Anwendungen, die Mercury seinem Motor zuordnet. Das offene Aluminiumboot der Brunswick-Marke Lund ist zweifellos für Angler gedacht. Daneben liegt das kurze Highfield-Schlauchboot. Es repräsentiert das typische Dinghi für die Hafentransfers von Fahrtenseglern. Beide sind mit Pinnensteuerung ausgestattet.

Am Steuer sitzt man auf den beiden anderen Testbooten: Von der Hellwig Bootsmanufaktur stammt ein Zweisitzer-Motorboot, das bei geringem Gewicht und entsprechender Motorpower potenziell ins Gleiten kommt.
Ein Exot ist die in den Niederlanden entwickelte und aus Recyclingstoffen gebaute Sloep der jungen Marke Impacd. Das Boot kommt, so verrät es die Vertreterin des Startups am Steg, direkt aus dem 3-D-Drucker. Faszinierend, was heute möglich ist.
In Fahrt
Ich entscheide mich für das elegant designte Impacd-Loungeboot. Nach kurzem Verkabeln des Kill-Switchs an der Mittelkonsole – diese automatische Motorabschaltung bei Gefahr ist beim Avator integriert – legen wir ab und manövrieren punktgenau aus der engen Box. Mit der präzise arbeitenden Mercury-Hebelsteuerung lässt sich die Motorkraft fein dosiert abrufen.
Auf dem freien Hafenwasser zeigt sich der für E-Bootsmotoren typisch schnelle Antritt. Kraftvoll und fast ohne Zeitversatz schiebt der Avator das Boot auf halbe Fahrt. Gefühlt sind wir damit schon etwas oberhalb des für diese Sloep typischen Marschfahrttempos. Zu hören ist nur das Gurgeln des Hafenwassers am Heck, der Motor ist akkustisch kaum wahrnehmbar.

Von hier bis zum Ende des Hebelwinkels (und dem Tempomaximum) haben wir noch eine reichlich bemessene Kraftreserve. Apropos messen: Das Maximaltempo haben wir angesichts der beengten Platzverhältnisse im Medienhafen Düsseldorf nicht zahlenmäßig erfasst. Bei Rückwärtsfahrt scheint das Boot zu fliegen – elektrisch ist eben anders.
Programmierbare Pinne
Als nächstes steige ich auf das Lund-Angelboot und probiere die Pinnensteuerung. Sie erfreut durch noch genauer dosierbare Motorkraft. Die Pinne kann quasi in alle Richtungen bewegt werden, sodass auch im Stehen fahrende Dinghi-Skipper die Gäste von der Segelyacht abholen können.
Linkshänder wie ich können die Pinne so programmieren, dass Vorwärts- und Rückwärtsfahrt umgekehrt belegt sind. Wer vom Benziner kommt, muss sich nicht umgewöhnen. Die angenehm bedienbare Pinne basiert auf Mercurys jüngst aktualisierten Verbrenner-Motorenmodellen von 15 bis 30 PS.
Den ersten Award hat der Avator schon erhalten, wenn auch keinen Oscar, sondern den in Miami vergebenen Innovation Award der NMEA. Jurorin Zuzana Prochazka, aktiv auch beim Best of Boats Award, nannte drei wesentlichen Gründe fürs Juryurteil: „Bei der Konstruktion des Avator wurde viel Wert darauf gelegt, dass die Batterie bequem ausgetauscht werden kann, dass die Pinne gleichzeitig als Tragegriff dient und dass der Motor leicht von der Heckhalterung abgenommen werden kann.“
Fazit beim Fahren vor der Europapremiere: Der Mercury Avator 7.5e tut, was er soll als elektrischer Außenborder der Einstiegsklasse. Und das macht er überzeugend bei Leistung, Handling und Hygge-Faktor für sympathisches Auftreten. Die Fahreigenschaften sind aber nur ein Aspekt bei einem Elektromotor.
Das Avator-Display wirkt auf Anhieb deutlich ergonomischer und auch charmanter als die aufs Minimum reduzierte Anzeige des Pioniers Torqeedo beim vergleichbaren Travel-Außenbordmotor. Die Anzeige ist groß, intuitiv über genau vier Knöpfe bedienbar und inhaltlich aufgeräumt.