Am liebsten segle ich den Parasailor wie einen Gennaker, am Bug angeschlagen an einer Talje, mit Barberhauler und Schot. Bis 90 Grad segelt die Moody hervorragend, selbst kräftigen Böen auf Halbwindkursen nimmt der Parasailor den Schrecken. Laut Hersteller geht der Einsatzbereich des Segels sogar bis zu einem Windwinkel von 70 Grad. Wir haben es ausprobiert.

In der Tat fährt das Boot noch sehr stabil, die Performance mit der Genua wäre meines Erachtens aber besser – oder zumindest ebenbürtig. Aber egal, wichtig ist, dass bei drehenden Winden der Parasailor immer noch gesegelt werden kann, so dass hektische Manöver entfallen.
Ventilklappen am Flügel erleichtern das Bergen
So groß die Freude an dem neuen Segel auch ist, bei den ersten Fahrten saß im Hinterkopf immer noch ein leichtes Unbehagen. Denn auch nach dem schönsten Segeltag muss das 120 Quadratmeter große Tuch mit dem hervorstechenden Flügel irgendwann wieder in den Bergeschlauch. Die Sorge war allerdings unbegründet. Das neue, kompakte Flügeldesign erleichtert das Setzen und Bergen ungemein, da die geringere Fläche dem Trichter des Bergeschlauches weniger Widerstand bietet und sich somit schneller und mit weniger Kraftaufwand bergen lässt.
Ein Grund für das leichte Bergen sind die Ventilklappen am Flügel, die einströmende Luft stauen oder auslassen. Vorteil dieser Ventiltechnologie, so der Hersteller, sei ein erhöhter Druck im Flügelinneren, der eine schnellere Entfaltung des Flügels und ein kleineres Volumen der aufzublasenden Flügelkammer bei gleich starker Liekenspreizung zulässt. „Die Entleerung der Flügelkammer mittels Ventil erfolgt schneller, da ein konstruktiv größerer Ausflussquerschnitt möglich ist.“

Und weiter: „Diese Eigenschaften punkten insbesondere beim Setzen und Bergen der neuen Generation Parasailor. Bringt der Easysnuffer Bergeschlauch den neuen Hybridflügel zum Kollabieren, öffnen sich die Ventilklappen. Der größere Auslass und das geringere Volumen sorgen nun für ein deutlich schnelleres Erschlaffen des Flügels.“
Kaum Arbeit mit dem Parasailor
Rund 100 Seemeilen sind wir bislang mit dem Parasailor gesegelt. Vielleicht zu wenig, um verlässlich Aussagen zu treffen, genug aber für einen ersten Erfahrungsbericht. Jeder, der bislang mit an Bord war, war angetan von dem Segel. Natürlich bedarf es am Anfang einiger Übung, vor allem, was das Anschlagen des Segels anbelangt und natürlich den Trimm. Istec empfiehlt verschiedene Modelle, wie das Segel auf welchen Kursen gefahren wird. Am besten, man probiert aus, welche Methode die angenehmste und einfachste ist. Aber kaum ist das Segel oben und eingestellt, bedarf es kaum noch Arbeit.
Für Langfahrtsegler ist der Parasailor sicherlich eine Alternative zu Spinnaker und Gennaker. Aus zwei mach eins. Erfahrene Regattasegler werden wahrscheinlich nicht auf ihn zurückgreifen, der Generalist dürfte in der Performance dem Spezialisten nicht ganz ebenbürtig sein. Aber das muss er ja auch nicht.

Zwei Wermutstropfen gibt es dann aber doch. Der eine ist der Preis. Die hochwertigen Materialien, die aufwändige Verarbeitung, die Entwicklungskosten und die maßgeschneiderte Produktion in Europa (bei Istec) lassen den Parasailor nicht gerade als Schnäppchen erscheinen. Bedenkt man aber, dass er Gennaker und Spinnaker ersetzt, scheint das Preisniveau wieder zu passen.
Als Hausnummer: Ein Parasailor mit 120 Quadratmetern kostet inklusive Bergeschlauch und Kompressionsseesack rund 6.145 Euro, zuzüglich Mehrwertststeuer. Der zweite Wermutstropfen: Plötzlich kreuzen viel mehr Boote den eigenen Weg, gehen auf Kollisionskurs, um in letzter Minute beizudrehen – und Fotos von dem ungewöhnlichen Segel zu machen.