Auf der boot Düsseldorf stellte Nimbus Boats die 305 Drophead in der E-Power-Variante vor – als erstes Schiff mit der neuen BMW i Hochvoltbatterie und Torqeedos Deep Blue 80i als Motorisierung. Die Batterien des bayerischen PKW-Herstellers sind auf dem allerneuesten Stand automobiler Technik: Erst im Sommer wurden die Hochleistungsakkus in den BMW i3 integriert, nun laufen sie bereits in der ersten Marine-Anwendung.
Für die schwedische Werft und den deutschen Elektromotorenproduzenten geht die 2016 begonnene Zusammenarbeit – seinerzeit wurde die Nimbus 305 als Coupé-Version vorgestellt – damit in die nächste Phase.

Was Jonas Göthberg von Nimbus Boats Sweden und Torqeedo-Chef Christoph Ballin dazu sagen, konnten wir nach der Pressepremiere in Düsseldorf erfahren.
float: Torqeedo hat mit BMW einen neuen Kooperationspartner für Hochvoltbatterien gefunden und das Batteriesystem aus dem BMW i 3 in der neuen Nimbus 305 verbaut. Was ist damit besser geworden?
Christoph Ballin: Die Batterie-Technologie hat sich in den letzten 15 bis 20 Jahren ständig weiterentwickelt. Die Energiedichte wird kontinuierlich besser, und die Kosten sinken mit jedem Jahr. Allgemein bekommt man heute viel mehr Energie bei gleicher Batteriegröße und gleichem Gewicht. Als E-Mobility-Hersteller müssen wir alle paar Jahre die Technologie ändern. Die Batterietechnologie, die wir bisher genutzt haben, war richtig für die Zeit, in der wir sie in unsere Systemen integriert haben. Mit den neuen BMW i-Batterien profitieren wir von den aktuellen technologischen Verbesserungen in der Automotive-Industrie: Wir bekommen nun 40 % mehr Energie bei 20 % geringeren Kosten.
Die Kunst und Herausforderung ist dabei, eine solche Batterie in unsere Marineantriebssysteme zu integrieren. Es ist eine umfangreiche Entwicklungsaufgabe, die für ein Automotive-System entwickelte Batterie an das Antriebssystem an Bord anzupassen. Dafür müssen Risikoanalysen gemacht und Hunderte von Messungen ausgewertet werden. Das System wird genauestens aufeinander abgestimmt, bevor es in den Automotive Style Proofing Process geht. Erst wenn all diese Schritte gegangen sind, hat man die Batterie integriert.
Die Automobilindustrie ist auf Grund der größeren Nachfrage dem Marinesektor immer einen Schritt voraus. Wie profitiert Torqeedo davon?
Insgesamt machen die Elektromotoren im Marinebereich nur etwa 1 % des Volumens der Automotive-Industrie aus. Und wenn wir über elektrische Autos von BMW sprechen, reden wir von rund 60.000 elektrischen und hybriden Antrieben. Wir haben also einen völlig anderen Größenbereich, was das hohe Investment in die Batterietechnologie rechtfertigt. Wir sind dankbar, dass wir dies auf unsere Weise nutzen können, die Verbesserungen adaptieren und an die Marine-Nutzer weitergeben können.
Wo liegt ist die Herausforderung bei der Zusammenarbeit mit BMW ?
Als Hersteller von Elektrobootsmotoren muss man die Autoindustrie für seine Projekte gewinnen und für sie ein wertvoller Partner sein. Wir sind glücklich und dankbar, dass es BMW ist. Dazu kommt, dass man nicht jede Automotive-Batterie, die auf dem Markt ist, an Bord verwenden kann. Bei manchen Herstellern folgt die Form der Batterie sehr dem Design des Autos und ist auf einem Boot nicht einzusetzen, weil man nicht den entsprechenden Platz findet. So gibt es eine Menge Batterien in interessanten Formen, die aber nicht integrierbar sind, weil sie nur für ein bestimmtes Auto entworfen worden sind.
Die BMW-Kooperation ist für uns in vieler Hinsicht eine Traumpartnerschaft. Ich will erklären, warum: BMW nutzt die neuesten Zellen und stellt die Hochvolt-Batterien in vollautomatischer Produktion selbst her. Die Produktionswege in Dingolfing erlauben, dass eine 250-kg-Batterie in sehr kurzer Zeit hergestellt werden kann. Das garantiert uns in Zukunft genau berechenbare Herstellungs- und Auslieferungszeiten für unsere Systeme. Dies ist gut für unsere industrialisierte Herstellung und gut für den Endverbraucher, der weiß, dass wir ihm hohe Qualität liefern.
Die Kooperation mit einem deutschen Hersteller, der in der Nähe produziert, macht die Zusammenarbeit sicher einfacher?
Ja, es hilft, dass BMW nur eine halbe Stunde entfernt ist. Aber selbst wenn sie auf einem anderen Kontinent produzieren würden, ist BMW ein wunderbarer Partner bezüglich dessen, was die Batterien uns ermöglichen. Die Entscheidung für BMW war keine Frage der Standortnähe.
Jonas, hat Nimbus auch eine Traumpartnerschaft mit Torqeedo?
Jonas Göthberg: Für Nimbus ist die Zusammenarbeit mit Torqeedo sehr interessant. Sicherheit an Bord ist für uns als Werft unerlässlich, gerade wenn es um Batteriesysteme auf dem Wasser geht. Da ist Torqeedo der beste Partner, den wir haben können. Sie bieten fantastische Systeme an, und mit dem neuen BMW i-Batteriesystem sehe ich für uns ein großes Potenzial.
Als ich zum ersten Mal zu Torqeedo an den Starnberger See kam, hat mir das die Augen geöffnet. Die elektrische Motorisierung mit Torqeedo eröffnet für Nimbus Marktbereiche, die wir vorher nicht bedienen konnten: die der für Motorboote regulierten Seen, die Green Lakes, und andere Gewässer, auf denen man mit einer elektrisch motorisierten Nimbus als Reiseboot wunderbar unterwegs sein kann. Mit dem BMW i-System erweitern wir das Revier für elektrisches Bootfahren auch auf die Küstenregionen um Göteborg und Stockholm, wo unsere inländischen Kunden sind.
Zu Anfang haben die Leute an elektrischen Antriebssystemen noch gezweifelt, aber die Autoindustrie bringt die Entwicklung weiter in die richtige Richtung. Die Aufmerksamkeit, die wir darüber erreichen, ist sehr groß. Inzwischen finden immer mehr Menschen das Konzept richtig.
Denken Sie, dass Nachhaltigkeit nun interessanter wird für Ihre Kunden?
Ich glaube, dass Nachhaltigkeit ein Trend ist, und meiner Ansicht nach ein sehr positiver. Wir denken bei Nimbus ja schon sehr lange nachhaltig. Wir haben bereits in den 1980er-Jahren unsere Rümpfe so gebaut, dass sie leicht und robust sind, damit wir kleinere Motoren verwenden können. In einer Nimbus sind signifikant kleinere Motoren als in vergleichbaren Booten derselben Größe. Dies in Verbindung mit dem Vakuuminfusionsverfahren macht das Boot leichter, und der auch der Herstellungsprozess ist nachhaltiger. Wir achten auf fair gehandelte Waren aus der Dritten Welt. So ist unser Teak Fairtrade-zertifiziert. Es ist uns wichtig, welche Materialien wir verarbeiten. Und das dies im Trend liegt, ist dabei hilfreich.
Mit der höheren Batteriedichte steigert sich die Reichweite. Kannst Du schon sagen, um wie viel, Christoph?
Wir haben erste Messungen auf dem Starnberger See durchgeführt: Bei 6 Knoten Marschgeschwindigkeit hat die Nimbus 305 etwa 60 km Reichweite. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei etwa 9 Knoten, aber dann ist die Batteriekapazität natürlich früher verbraucht.
Gibt es bereits Messungen auf dem Meer in Schweden?
Bisher noch nicht. Sobald der Winter vorbei ist und wir die 305 in Schweden ins Wasser lassen können, werden wir Messungen auf See machen.
Jonas, werdet ihr das System auch in die anderen Boote der Coupé-Serie einbauen? Passt die Technologie mit Torqeedo und BMW i auch in die neue Nimbus 365 Coupé, die gerade vom Stapel gelaufen ist?
Der Rumpf der Nimbus 305 ist extra an diese Fahrgeschwindigkeit angepasst. Das ist auch bei der 365 so. Die Nimbus 405 ist hingegen für offene Gewässer gebaut.
Christoph Ballin: Es gibt einerseits die Leute an den Green Lakes, die nur elektrisch motorisiert befahrbar sind: Für sie wird mit der Nimbus 305 eine neue Art des Bootfahrens möglich. Und das sind nicht wenige Seen: wie der Chiemsee, der Starnberger See und die Seen in Österreich und der Schweiz. Und dann gibt es die Bootfahrer, die elektrisch fahren wollen, obwohl sie es nicht müssen, weil sie leise reisen und die Umwelt schützen wollen.
float: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen euch viel Erfolg. Wir freuen uns auf die Probefahrt mit der Nimbus 305 Drophead E-Power.
Bayrisches Know-How unter einer Haube
Die Lithium-Ionen-Zellen von Samsung SDI werden in der Produktion in Dingolfing lasergeschweißt, das macht sie gegenüber punktgeschweißten Zellverbindungen robuster. Ummantelt ist die Batterie mit einem Alu-Gehäuse.
Die neuen prismatischen Zellen bieten außerdem eine deutlich höhere Dichte. Ihre Form erlaubt eine bessere Kühlung und verteilt die Temperatur gleichmäßig. Die Zellen sind extrem stabil und platzsparend gebaut. Wenn sie präzise eingebaut werden, haben sie zuverlässig eine lange Lebensdauer. Durch die automatisierte Modulfertigung bei BMW ist das gewährleistet. Für den Betrieb im Boot ist sie deshalb sehr gut geeignet, so der Hersteller.
Die neue Batterie ist selbstverständlich nach IP67 wasserdicht. Das Batteriemanagement-System (die elektronische Schaltung zur Überwachung und Regelung wiederaufladbarer Batterien) arbeitet auf der Modul- wie auf Batterie-Ebene. Das entspricht in allen wichtigen Funktionen der Sicherheitsnorm ASIL C der Autoindustrie, einem deutlich höheren Niveau als der Bootsindustrie üblich. Die standardmäßig verfügbare Kompressor-Kühlung schafft auch bei hohen Umgebungs- und Wassertemperaturen das richtige Klima für hohe Leistung und lange Lebensdauer in allen Klimazonen der Welt, sagt Torqeedo.