Nach langer Pause wagt BMW den Sprung ins kalte Wasser: Der bayerische Autobauer ist eine längerfristige Kooperation mit dem schwedischen Unternehmen Oxe Marine eingegangen. Sichtbares Zeichen der Zusammenarbeit ist der neue Diesel-Außenborder Oxe 300 Bison. Er seit kurzem auf dem Markt, trägt ab sofort das weiß-blaue Logo der Bayerischen Motoren-Werke.
Außerdem prangt auf dem mattschwarzen Motorengehäuse des Bootsmotors der Schriftzug „In cooperation with BMW“. Das war nicht einmal Torqeedo gelungen, die ihren Elektromotor Deep Blue mit der Batterie des BMW i3 ausliefern. Das Herzstück der Maschine ist ein drei Liter großer Sechszylinder-Dieselmotor mit Biturbo. Das Aggregat, das unter anderem im 3er-Mittelklasse-BMW eingesetzt wird, leistet als Diesel-Außenborder 300 PS.
Der nächste marinisierte BMW-Motor kommt 2021
Und ein weiteres Projekt ist inzwischen auf dem Weg: die Marinisierung des Vierzylinder-Turbodieselmotors von BMW. Ende 2021 löst er einen ebenfalls 200 PS starken Vorgänger von General Motors als Bootsmotor von Oxe ab, der die aktuellen Abgasgrenzwerte nicht mehr erreicht.
Der Beitrag von Oxe beschränkt sich nicht darauf, BMW aufs Wasser zu bringen: Ein großer Anteil an der Konstruktion stammt von den Schweden, die hier völlig neue Wege für den Bau von Außenbordmotoren gingen. „Wir glauben, dass die 110 Jahre alte Getriebetechnologie konventioneller Außenborder nicht nicht stark genug ist“, sagt Myron Mahendra, der erst seit kurzem amtierende CEO von Oxe Marine – mehr im float-Interview.
Steuerkette und Carbonfaser-Riemen
Das Getriebe im Oxe 300 Bison bewältigt das gewaltige Drehmoment des Sechszylinders mit doppelter Kraftübertragung: Eine Kette verbindet Motor und Getriebe. Vom Getriebe zum Propeller übernimmt ein Riemen aus Carbon-Faser die Arbeit.
Die konventionelle Außenborder-Antriebstechnik mit Klauenkupplungen und Kegelrädern gehört bei Oxe der Vergangeneit an. Das System ist modular angelegt. So kann es auch auf weitere Motoren unterschiedlicher Größe angepasst werden.
Der Oxe 300 hat ein Gewicht von 395 kg. Sein Drehmoment- und Gewichtsverhältnis ist Freizeitprodukten damit überlegen. Noch wichtiger ist der sehr niedrige Kraftstoffverbrauch, der deutlich unter dem vergleichbarer Benzin-Außenborder liegen soll. Auch die Feuergefahr ist beim Diesel weit geringer.
Sonorer Sound wie beim Batmobil
Da sie einen ziemlich tiefen Sound haben, wirken Oxe-Außenborder im Leerlauf tatsächlich etwas leiser als ein benzinbetriebener Außenborder. Bei höheren Drehzahlen und breiterer Drosselklappenstellung haben sie ein markantes, gedämpftes Knurren. Bootsjournalist Simon Hill von Western Mariner verglich das Gespann mit dem Batmobil.
Und wer nutzt solche Außenborder? Typischerweise alle, die große Flotten besitzen, die mit Diesel betrieben werden – und statt Benzin nur einen Brennstoff bunkern wollen. So hat Oxe Marine lange exklusiv für Militär und kommerzielle Schifffahrt gebaut.
BMW lobt professionelle Partnerschaft
Myron Mahendra lässt im Gespräch mit float durchblicken, dass eine langfristige Zusammenarbeit mit BMW geplant ist: „Unsere Zukunft wird spannend, denn wir wollen unsere Produktangebot weiter verbessern und vergrößern.“
BMW seinerseits interpretiert die Zusammenarbeit mit den Schweden als gute Gelegenheit, nach jahrelanger Abwesenheit wieder in den Markt für Bootsmotoren einzutreten. „Es hat sich als sehr professionelle Partnerschaft erwiesen“, sagt dazu Uwe Breitweg. Er ist stellvertretender Geschäftsführer des BMW-Unternehmenszweigs Powertrain Systems Business Customers.
Der neue Motor sei einzigartig, nicht zuletzt wegen der modernen Dieseltechnologie. Das helfe, die CO2-Bilanz von Außenbordern beachtlich zu senken.
BMW Marine ging 1987 an Mercury
Nach einer langen Tradition als Hersteller von Bootsmotoren verkaufte BMW 1987 seine Marine-Sparte an Mercury Marine und konzentrierte sich auf seine Kernmärkte, die nicht auf dem Wasser liegen. Oxe Marine wurde 2014 als Cimco Marine gegründet. Das relativ kleine Unternehmen ist an der Börse Stockholm gelistet und gehört mehrheitlich schwedischen Privatleuten.
Mit VW Marine hatte in den frühen 2000er-Jahren auch der Volkswagen-Konzern versucht, seine Dieselmotoren als Innenborder auf den Bootsmarkt zu bringen – letztlich ohne großen Markterfolg. Auch dieses Motoren-Entwicklungsabenteuer endete erst mit einem Joint Venture, dann mit dem kompletten Verkauf der Sparte.
Zahl der Bestellungen wuchs um 33%
Die Strategie der Schweden, mit dem Diesel-Außenborder eine Marktlücke zu besetzen, hat offenbar Erfolg. Seit der offiziellen Zulassung des 300er-Motors durch EPA und IMO ist die Zahl der Bestellungen nach Aussage des Unternehmens um rund ein Drittel gewachsen. In Deutschland werden die Oxe-Diesel durch den Marineausrüster Bukh Bremen vertrieben.
Wichtige Abnehmer sind Militär und Berufsschifffahrt, doch CEO Myron Mahendra hat weitere Zielgruppen im Auge, wie er im float-Interview verrät.