
Import nur mit Motor
„Man braucht eine gute Werft, um die Installation durchzuführen.“ Ursprünglich wollte Kuehmann den Auftrag komplett von Elan erledigen lassen. Doch der Hersteller erklärte sich außerstande für diese spezielle Mission. Was nun?
Die Alternative: Sämtliche Bauteile in die USA liefern lassen und dort montieren. Was vielen Kopfschmerzen verursachen würde, hat diesen Segler offenbar angespornt. So konnte ihn auch ein weiteres Problem nur kurzzeitig irritieren: Das Boot musste segelfertig sein.
Denn eine slowenische Zollvorschrift verlangt, dass Hochseeyachten seetüchtig sein müssen, um exportiert werden zu können. Ohne Motor geht das nicht. Also musste der Diesel fest im Rumpf verbaut werden, nur um ihn nach der Ankunft in Kalifornien wieder auszubauen! Der Antriebsdiesel verschwand, stattdessen kam eine kleine, effiziente Lichtmaschine unter Deck.


Akkus neben der Koje
Als die Yacht geliefert worden war, ging Kuehmanns kalifornische Auftragswerft an die Umsetzung: „Ich entschied mich für die Umrüstung, damit ich das Boot und die Systeme genau so haben konnte, wie ich es wollte.“ Allerdings zwang die Rumpfform zu Kompromissen.
Ursprünglich sollten sämtliche Antriebskomponenten im Maschinenraum verschwinden. Doch dafür reichte der Platz nicht aus. So verlegte das Team die zwei 10-kW/h-Antriebs-Akkus in die Eignerkabine. Dort ruhen sie gut zugänglich unter einer Holzverkleidung neben der Koje.
Die schwersten Bestandteile des Doppel-Antriebs sind in der Bilge direkt auf dem Kiel untergebracht – am tiefsten Punkt ist das perfekt für den Trimm. Da die Elan bereits über hochentwickelte Sensorik und Möglichkeiten zur Fernüberwachung ihrer Systeme verfügt, waren über die Integration des Torqeedo-Antriebs hinaus nur Anpassungen notwendig.

Nachhaltig unterwegs sein
Nach wenigen Probefahrten sind Diesel und Deep Blue mittlerweile regelmäßig im Einsatz. Kuehmann äußert sich begeistert über die Vorteile: „Zu wissen, dass man nachhaltig unterwegs ist, fühlt sich großartig an – aber mit fällt besonders auf, wie komfortabel es ist.“
Er nutzt den Elektroantrieb vorwiegend im Hafen. Anstatt mit dem Diesel große Welle zu machen, lasse sich die Segelyacht per Deep Blue viel behutsamer und abrupter bei niedrigsten Geschwindigkeiten manövrieren. „Das sofortige Drehmoment und die unmittelbare Energieübertragung machen es sehr einfach, das Boot zu steuern.“

Angenehm findet Kuehmann auch die Tatsache, dass er so gut wie nie zur Tankstelle fahren muss. „Ich tauche am Anleger auf und mein ,Tank‘ ist voll.“ Wenn die Akkuladung nachlässt, lädt das System automatisch nach.
Nur eine Stunde täglich
Kuehmann machte bei seinen Wochenendtörns überdies eine überraschende Entdeckung: Unterwegs steht ihm mehr Strom zur Verfügung als mit Landstrom im Hafen. „Ich kann die Klimaanlage und alle elektrischen Geräte an Bord betreiben, ohne mir jemals Sorgen machen zu müssen, dass mir der Strom ausgeht.“

Wenn der Akkustand kritisch wird, springt der Diesel an und lädt eine Stunde lang die Akkus wieder auf. Dieser tägliche Tankvorgang lässt sich auch programmieren. Das Resümee des Managers: „Alles funktioniert sehr gut und macht den Aufenthalt auf dem Boot viel angenehmer.“
Seine Yacht stammt übrigens vom Mars: Als Anspielung an sein wichtigstes Projekt hat der Wissenschaftler die „Tiha Strela“ im kleinen US-Städtchen Mars registrieren lassen. Ein Ort, den die Elan GT5 allerdings niemals anlaufen wird: Er liegt mitten in der kalifornischen Wüste.