Das Werk ist vollbracht: Die „Peking“ hat vor wenigen Tagen ihren Heimathafen Hamburg erreicht. Nach Jahrzehnten des Verfalls im New Yorker Exil, der Rückführung und erfolgreichen Sanierung beginnt nun ihr neues Leben als Museumsschiff.
Wer mehr über den 110 Jahre alten Rahsegler und die Geschichte seiner Wiederauferstehung erfahren möchte, bekommt nun das Buch zum Schiff. Es erzählt die Geschichte, wie aus einem Wrack nach und nach wieder ein Windjammer wurde, der ab 2021 im Hamburger Hafen zu besichtigen ist.
Wie die Peking selbst, so hat auch das Buch das Zeug zum Denkmal: Auf 144 Seiten breitet sich eine kolossale Collage aus teilweise seitenfüllenden Farb- und Schwarzweiß-Fotos aus. Dazu beschreibt der Journalist Peter-Matthias Gaede, 20 Jahre lang Chefredakteur von Geo, in sieben Kapiteln die Lebensgeschichte des Laeisz-Seglers. Er erklärt, warum solche riesigen Segelschiffe gebaut wurden, welche Routen sie fuhren und wie der Alltag der Matrosen war.
Stillleben von Bug und Menschenzwergen
Die beeindruckenden Bilder aus jüngster Gegenwart stammem vom Hamburger Fotografen Heiner Müller-Elsner. In den vergangenen drei Jahren ist er unzählige Male nach Wewelsfleth auf die Werft gefahren. Dort hat er minutiös den Baufortschritt an Bord und an Land bei der Restaurierung historischer Einzelteile festgehalten.
Viele Details gibt es im Großformat zu sehen, darunter ein verblüffender Blick auf das Chaos eines Laderaums. Hier musste vor der Sanierung tonnenweise Beton, der als Ballast diente, weggestemmt und ausgeräumt werden. Ein Stillleben vom Bug zeigt hunderte Nietköpfe und zahlreiche Beulen, die von einem buchstäblich turbulenten Schiffsleben erzählen.
Wir sehen einen Lackierer beim Bearbeiten der gewaltigen Rahen, einen Rigger in schwindelerregender Höhe beim Strippenziehen an einem der Masten. Beeindruckend inszeniert Müller-Elsner die gewaltigen Dimensionen von Schiff und Rigg im Kontrast zu den Menschenzwergen, die sich damit beschäftigen.
Ein Stück Peking
Dazwischen wechseln immer wieder historische Aufnahmen der Peking unter vollen Segeln mit Impressionen des fertig restaurierten Schiffs im warmen Morgenlicht am Flussufer ab. Was für eine Augenweide!
Auf den letzten Seiten werden einige Verantwortliche des mehr als hundertköpfigen Teams von Restauratoren, Schiffbauern und Spezialisten diverser Gewerke porträtiert: Laura Lühnenschloss, die mit zehn weiteren Riggern in den vier Masten arbeitete, um 22 Kilometer Taue zu ziehen. Moustafa Kiose, der mit 20 Schiffbauern auf der Peterswerft die uralten Stahlplatten der Peking entrostete. Und Joachim Kaiser, Vorstandsmitglied der Stiftung Hamburg Maritim. Der ganz offen bekennt: „Es hat von mir Besitz ergriffen“
Um Lesern das Projekt so richtig greifbar zu machen, war in einer ersten Sonderedition sogar ein Stück Peking enthalten: Jedem Buch der limitierten Auflage von tausend Exemplaren lag ein Original-Deckstück der Peking bei. Diese Auflage ist inzwischen ausverkauft.
Bericht von Bord
Es passt zum Thema, dass der spannendste Teil im Peking-Buch fast so alt ist wie die Peking selbst: Es handelt sich um Auszüge einer Reportage des abenteuerlustigen Publizisten Heinrich Hauser. 1929 fuhr er für vier Monate auf der Pamir mit, einem anderen berühmten Flying-P-Liner.
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Zahlreiche historische Fotos bebildern die Geschichte der Peking © Verlag
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So wird sie nie mehr zu sehen sein: Die Peking unter vollen Segeln © Verlag
Was er dort erlebte und erlitt, füllt im Band „Die letzten Segelschiffe“ 157 Seiten. Für das Peking-Buch wurden die einprägsamsten Passagen auf zehn Seiten zusammen gefasst.
Dieser Bericht von Bord, so lange er auch zurückliegen mag, gibt einen lebendigen Eindruck vom Leben auf einem stählernen Rahsegler in Fahrt. Nach übereinstimmenden Aussagen von Zeitgenossen war es überwiegend eine Schinderei. Wer mehr von Hausers Beobachtungen lesen möchte: Das Buch ist antiquarisch erhältlich.
Text: Peter-Matthias Gaede
Fotos: Heiner Müller-Elsner und Michael Schaper
Delius Klasing Bielefeld
144 Seiten
158 Fotos und Abbildungen
39,80 Euro