Das Holz ist also leicht und hochwertig. Damit eignet es sich optimal für Surfboards, und damit auch für SUP-Boards. Die Kieler Bootsbauer beziehen ihr Holz von WeGrow aus der Nähe aus Krefeld.

In Deutschland und in Spanien haben die Holzanbauer nach eigenen Angaben schon mehr als 250.000 Kiri-Bäume in drei Dutzend Plantagen gepflanzt. Der Rohstoff wird also so schnell nicht ausgehen, selbst wenn Stand-Up-Paddling zum Breitensport wird.
Studium für Holztechnik
Wer steckt hinter der Idee? Der eine, Jannek Grocholl, ist gelernter Bootsbauer. Da ihm das nicht reichte, hat er noch ein Studium für Holztechnik angehängt. Ein Bootsbauer hat heute nicht unbedingt nur mit dem Baustoff Holz zu tun, wie Green Boats aus Bremen mit bionischen Baustoffen zeigt. Die Begeisterung für das nachwachsende Material ist aber die Voraussetzung für das Studium. Und handwerkliches Geschick, ein kreatives Händchen und Sinn für Ästhetik zeigte Grocholl schon als Bootsbauer.
Geleitet von dem Ansatz, seiner Idee Schwung und Verbreitung zu geben, gründete Jannek Grocholl noch während des Studiums das Workshop-Format „Board Lab“. Unter seiner Anleitung können Interessenten in wenigen Tagen ihr eigenes Surf- oder Kiteboard bauen. Das muss nicht ausschließlich aus dem nachhaltigen Werkstoff Holz sein, aber die Möglichkeit besteht beim Board Lab – mit dem Eco Ray.
Start mit Gründerstipendium
Überzeugt von der eigenen Idee, bewarben sich Jannek Grocholl und zwei Partner, der Bootsbauer und Designer Wolfgang Albrecht und der Schiffbaustudent Julius Gedamke, erfolgreich für ein Gründerstipendium des Landes Schleswig-Holstein. Damit werden vor allem in der sogenannten „Pre-Seed“-Phase, bevor es externe Investoren gibt, technologieorientierte oder „wissensintensive“ Ideen unterstützt.
Mit einem finanziellen Zuschuss von bis zu 70.000 Euro kann sich – bei Bewilligung – der Nutznießer voll und ganz auf seine Gründungsidee konzentrieren, wenn ihm die finanziellen Mittel fehlen sollten.

Board Lab heißt jetzt auch das neue Startup. Es umfasst auch die Selbstbauer-Werkstatt. Das Trio plant den Bau von komplett kompostierbaren Surf-, Kite- und SUP-Boards. Die Serienproduktion soll im Sommer starten.
Extrem-Paddler mit im Boot
Das Interesse für die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit brachte schließlich Jannek Grocholl mit Michael Walther zusammen. Der gebürtige Norderneyer Walther ist durch seine extremen Paddeltouren entlang der Küsten Grönlands bekannt geworden – float hat darüber ausführlich berichtet. Außerdem surfte er emissionsfrei mit einem Kite rund um Schleswig-Holstein. Und er war im vergangenen Jahr allein mit einem SUP-Board 1.300 km von Basel nach Kiel unterwegs.
All diese Aktivitäten stehen in Bezug zu Walthers vor 13 Jahren gemeinsam mit Thomas Reinke gegründeten Projekt Zero Emissions. Das Ziel der beiden ist es, Klimaschutz weiter in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu rücken – mit teils aufsehenerregenden Wassersportaktionen.

Es habe ihn schon seit Jahren geärgert, ausgerechnet auf Boards aus Kohle-, Glasfaser oder PVC unterwegs zu sein, sagt Michael Walther. Den etwas leichteren Prototyp aus der Werkstatt von Jannek Grocholl hat er bereits unter wechselnden Bedingungen beim Stand-Up-Paddling getestet.
Er scheint vom Resultat bisher voll und ganz überzeugt zu sein. Vor allem das Gefühl, barfuß auf dem hölzernen Board zu stehen, lässt ihn schwämen. Den unterrnehmerischen Ritterschlag erhielt das Stand-Up-Paddling-Projekt aus Kiel, als mit Fanatic einer der führenden Brett-Hersteller beim Board Lab mit an Bord ging.
Eine große Investition
Das gute und gleichzeitig nachhaltige Board hat allerdings auch seinen Preis: Es ist mit 6.950 Euro zunächst einmal mindestens dreißigmal so teuer wie ein aktuell angebotenes aufblasbares Board von einem Discounter.
Michael Walther rechtfertigt diese beträchtliche Investition auf seiner Website: „Wassersportartikel sind reine Luxusprodukte, die kein Mensch zwingend benötigt. Daher ist es hier umso wichtiger, ein kritisches Auge auf den Ressourcenverbrauch und die Auswirkungen auf die Umwelt zu haben.“
Dass Kunststoffprodukte heute zum Teil als nachhaltig beworben werden, nur weil sie lange halten, hält er für eine Farce. Dieses Argument ziehe nur dann, wenn das Produkt auch wirklich lange genutzt werde. „Bei Produkten, die einem Trend unterworfen sind, ist dies aber selten der Fall – Bekleidung ist hier ein Beispiel, Boards ebenfalls. Denn viele Wassersportler kaufen sich neues Equipment, weil sie Lust auf was Neues haben, obwohl das alte technisch noch völlig okay ist.“
Ein gutes und gleichzeitig nachhaltiges Board für Stand-Up-Paddling hat zwar seinen Preis. Aber: Ein derartig schönes Board wird deshalb für seinen Besitzer sicher einen gänzlich anderen Stellenwert haben. Und sollte der Besitzer trotzdem wenig pfleglich mit seinem Board umgehen, so ist es eben komplett kompostierbar, wenn es nicht mehr genutzt werden kann.