Es ist in diesen Tagen zeitweilig so heiß wie sonst nur am Mittelmeer – die Luft steht auf dem Asphalt. Der Ventilator verwirbelt die warme Luft, aber es fehlt die Frische des Meeres hier in Berlin. Was bei Hitze hilft, wissen die Menschen am Mittelmeer am besten: Es ist Duft, der kühlende Assoziationen weckt. Und was kann mehr Frische assoziieren als der Geruch nach Meer? Parfümeur Geza Schön hat einen Duft entwickelt, der das Versprechen erfüllen will, so zu duften wie das Mittelmeer.
Eau du Levant heißt der Meeresduft, den Geza Schön zusammen mit der Zeitschrift mare entwickelt hat. float wollte wissen, wie es dazu kam, dass ein Magazin ein eigenes Parfüm entwickelt, und hat den Parfümeur dazu in der Nähe seines Duftlabor im Berliner Stadtteil Kreuzberg zum Interview getroffen.

Der Createur und der kluge Ästhet
Sie lernen sich bei einer Talkshow kennen: Nikolaus Gelpke, mare-Gründer und Chefredakteur, und der Parfümeur Gesa Schön. Dem Createur, der mit seinem Duft Escentric Molecules die Parfümwelt revolutionierte, gefällt der kluge Ästhet Gelpke, „der aussah, als sei ihm der Fön explodiert“, auf Anhieb. Gelpke wiederum gesteht dem Parfümeur an jenem Abend, dass er ganz duftverrückt sei und gerne ein Parfüm gemeinsam mit ihm entwickeln würde.
So steht der mare-Chef eines Tages im Duftlabor von Geza Schön in Berlin-Kreuzberg und möchte ein Parfüm kreieren lassen. Eins, das nach Meer riecht, genauer gesagt, nach Mittelmeer. Sie reden lange darüber, wie sie sich einen Duft vorstellen, der wie das Meer duftet – und darüber, wie das Meer eigentlich riecht.
Sie suchen Inhaltsstoffe und Übereinstimmungen. Fast ein Jahr lang schickt Schön immer wieder Duftproben nach Hamburg, und in der Redaktion werden Kopf-, Herz- und Basisnoten gerochen und bewertet oder verworfen.

Als die Parfüm-Rezeptur für den mare-Duft feststeht, befinden sich darin 35 % Naturstoffe. Zum Vergleich: In herkömmlichen Düften befinden sich höchstens ein bis 2 % natürliche Duftstoffe. Die edlen Stoffe, die in Eau du Levant verwendet werden, machen den mare-Duft zu einem außergewöhnlich edlen Parfüm.
Ein ganzes mare-Heft über Duft
mare hat dem Duft der Meere mit der Ausgabe No. 127 ein ganzes Heft gewidmet. Besonders beeindruckend ist die Reportage von Dimitri Ladischensky über Ambra, den Duftstoff aus Walkot, den das Meer selbst kreiert. Der Redakteur war an der Entwicklung des Parfüms beteiligt.

Ich möchte an dieser Stelle gestehen, dass auch ich ein besonderes Faible für außergewöhnliche Düfte habe. So freue ich mich besonders auf das Interview mit Geza Schön am Landwehrkanal in Berlin, um mit ihm über diese besondere Duft-Kreation und seine Arbeit als Parfümeur zu sprechen.
„Das Mittelmeer in ein Parfüm bringen“
Parfümeur Geza Schön im Gespräch mit float-Chefredakteurin Kerstin Zillmer
float: Geza, was ist besonders an diesem Duft?
Geza Schön: Eau du Levant ist der Versuch, das Mittelmeer in ein Parfüm zu bringen. Nicht mit den Inhaltsstoffen, die wir sonst kennen und benutzen, um diesen Meergeruch darzustellen. Zudem spielen außergewöhnlich hochwertige Zitrus-Öle, die sehr lange haften, eine große Rolle. Die Frische ist natürlich auch sehr wichtig für so einen Meeres-Duft. Um das auszudrücken, hat er herbale Noten wie den Duftstoff Labdanum, der typisch ist für mich und für den Geruch des Sommers am Wasser.
Geza, Du bist ein sogenannter Nischen-Parfümeur. Was heißt das?
Ich habe zwölf Jahre bei Symrise angestellt gearbeitet, bis ich mich als Parfümeur selbstständig gemacht habe. Das Tolle daran ist, dass ich mir meine Regeln selber geben kann! Ich mache Düfte, wie ich wünsche, dass Frauen oder Männer riechen. Dabei bekomme ich so spannende Aufträge wie den mare-Duft.
Du wurdest sehr bekannt mit deinem Duft „Escentric Molecule“. Das ist ein Duft, der nur aus einem Molekül besteht.
Die alte Verhaltensregel war: Ein Duft muss komplex sein. Ich habe mich gefragt: Wieso muss ein Duft aus vielen Rohstoffen bestehen, wenn einer reicht? Iso E Super ist ein wichtiger Bestandteil vieler Kompositionen. Er ist universell einsetzbar und riecht großartig. Also habe ich ein Parfüm nur aus diesem Molekül gemacht.
Du kreierst in deinem Duftlabor die Originalrezepturen. Wie geht es dann weiter?
Ich schicke das Rezept an die IFF (International Flavors and Fragances), den zweitgrößten Dufthersteller der Welt. Der verfügt über ein tolles Portfolio und hat alle Naturprodukte – mit exzellenten Duftstoffen aus Grasse. Hier wird das Parfüm-Öl angemischt.

Danach geht es an den Hersteller, der Alkohol und Wasser zusetzt und das Parfüm in Flacons abfüllt.
Sind natürliche Düfte besser?
Mit welchen Stoffen entsteht der beste Duft? Ist natürlich besser als synthetisch?
Die Mischung macht’s! Synthetische Düfte und natürliche zusammen ergeben den besten Duft. Man muss wissen, wie man kombiniert, damit man aus beiden das Beste herausholt. Wer nur synthetische Duftstoffe verwendet, ist wie ein Koch, der nur mit trockenen Gewürzen kocht.
In den Parfüms, die ich kreiere, verwende ich nur die besten Duftstoffe. Ich will mich nicht limitieren, ich muss die ganze Palette zur Verfügung haben. Es sind sehr teure Rohstoffe darunter, die mehrere 10.000 Euro das Kilo kosten.