Tablet-PCs und Smartphones erfüllen mittlerweile an Bord immer mehr Aufgaben. Seit die großen Hersteller von Navigationssoftware ihre Daten auch in den App Stores verkaufen, sind die flachen Computer nicht mehr nur eMail- und eBook-Lesegeräte, sondern ersetzen häufig die teuren Kartenplotter.
Spätestens seit Anbieter wie Garmin, B&G oder auch Raymarine die Einbindung in ihre Navigationssysteme ermöglichen, haben die Tablets die Cockpits dieser Welt erobert.
Jedoch: Wie bei allen neuen Geräten haben auch iPad und Co. ihre Tücken. Wer sie auf dem Wasser benutzt, muss auch an Stromversorgung, Befestigung, Halterung und Spritzschutz denken. float hat die besten Tipps dafür zusammengestellt und sich dafür auch im Outdoor-Bereich umgesehen.

Stromversorgung
Akkulaufzeiten werden zwar immer länger, leiden jedoch unter der Vielzahl der Anforderungen, die an die Tablets gestellt werden, wenn sie navigieren. Volle Helligkeit, aktivierter Standort (GPS) und das ständige Rendern der Seekarten lassen die Laufzeit erheblich sinken. Und nach Murphy’s Law gehen die Lichter immer dann aus, wenn das enge Fahrwasser mit den vielen Flachs kommt.
Abhilfe schafft da zunächst nur, in den Einstellungen des Mobilgerätes die Stromspar-Funktionen zu aktivieren. Allerdings bedeutet das häufig, dass die Helligkeit des Displays verringert wird und es sich nach einigen Minuten ganz abschaltet. Mit kalten und nassen Fingern kann es jedoch ziemlich schwierig werden, den Touchscreen wieder zu aktivieren. Manche Geräte brauchen dann auch einige Gedenkminuten, um den GPS Fix erneut aufzubauen.
Abhilfe schafft natürlich eine USB-Ladeverbindung, die an das 12 Volt-Bordstromnetz angeschlossen wird. Das allerdings erfordert erst einmal ein Bordstromnetz und Kabel, die verlegt werden müssen. Außerdem macht eine fest eingebaute Lösung die Mobilität der Tablets dahin.


Sogenannte USB-Powerbanks sind eine Lösung, die die Laufzeit der mobilen Endgeräte erheblich verlängern. Es gibt sie in allen möglichen Größen und Kapazitäten. Hier gilt: Millliamperstunden (mAh) sind durch nichts zu ersetzen – außer durch noch mehr Milliamperestunden. Power-Akkus mit über 20.000 mAh kosten zwischen 35 und 50 Euro. Mit solchen Kraftprotzen kommt man auch mal ein paar Tage ohne Landstromanschluß hin. Manche haben sogar integrierte Solarzellen. Achten sollte man darauf, dass die Powerpacks verschiedene Ausgänge besitzen, die unterschiedlichen Strom nachliefern. Denn die Ladestromanforderungen zwischen einem Smartphone und einem großen Tablet sind enorm. Außerdem kann man gegebenenfalls geichzeitig mehrere Geräte aufladen.
Eine andere und sehr gute Möglichkeit zur mobilen Stromversorgung von USB-Verbrauchern bieten faltbare Solarmatten. Sie sind meist günstig, für USB Geräte völlig ausreichend und können mit Gummistropps einfach im Cockpit befestigt werden. Manche Matten haben zwei Ausgänge und liefern auch bei bedecktem Himmel so viel Strom, dass man neben dem navigierenden Tablet sogar noch weitere Geräte, auch USB-Power-Akkus, laden kann.
Gerade die Kombination aus beiden Lösungen sollte auch für längere Zeit auf See völlig ausreichen.

Befestigung
Wohin mit dem Smartphone? Wie das Tablet sicher befestigen? Die Frage nach der Positionierung im Cockpit hat manchem Skipper schon die letzten Nerven geraubt. Mal sind sie ungeschützt und bekommen Gischt oder gar Regenwasser ab, an anderer Stelle fällt bei bestimmten Kursen die Sonne direkt auf das Glossy-Display und schon ist es mit der Sicht vorbei. Vor allem Apple-Geräte schalten sich dazu gern mal für längere Zeit ab, wenn ihnen zu warm wird.
Nun, Sonne und Wasser kommen auf Booten immer aus verschiedenen Richtungen. Daher sind feste Lösungen nicht immer optimal. Das, was heute gut funktioniert, kann morgen schon zum Totalausfall führen.
Wenn man das berücksichtigt, kommt man früher oder später darauf, keine fest installierte Lösung zu nehmen, sondern Halterungen zu wählen, die man schnell woanders an Bord befestigen kann. Vor allem im Automobil- und Outdoorbereich wird man sehr schnell fündig. Egal ob Saugnapfhalterungen, klemmbare Schwanenhälse oder schraubbare Lösungen – es gibt nichts, was es nicht gibt. Denn während wir Wassersportler Tablets und Co. noch kritisch beäugten, fuhren die Trekkingbiker, Autofahrer, Camper und Motorradfahrer bereits mit den Dingern durch die Welt. Gibt man beispielsweise “KFZ-Tablethalterung” bei google ein, kann man einen ganzen Tag damit verbringen, sich die für sein Boot passende Lösung zu suchen. Oft kosten die nur ein paar Euro.
Das einzige, was einer guten Befestigung im Wege steht, sind oft die klobigen Schutzhüllen und Outdoor-Cases. Die aber haben sich mittlerweile fast schon überholt, womit wir beim letzten Punkt angekommen wären:

Schutzhüllen
Schutzhüllen haben gleich mehrere Probleme: Meistens sind sie sündhaft teuer. Professionelle Outdoor-Cases kosten oft mehr als preiswerte Tablets. Dazu verhindern sie oft eine ständige Stromversorgung, weil sie wasserdicht sind und man keine USB-Stromversorgung legen kann. Auch verringern Hüllen die Lesbarkeit des Displays meistens erheblich und machen das kleine, handliche Gerät zu einem riesigen Klopper. Dazu ist die Halbwertzeit von Smartphones und Tablets gering, und wenn die nächste Vertragsverlängerung das neue Handy ins Haus bringt, passt die alte Schutzhülle nicht mehr.
Besser als feste Cases sind sogenannte Aquapacks, wasserdichte und weiche Taschen. Diese kann man sich auch ein paar Größen größer anschaffen, um zusätzlich zum Tablet noch den USB-Akku mit in die Tasche stecken zu können. Die Taschen haben jedoch oft den Nachteil, dass sich Schlieren aus Luft zwischen Display und Hülle bilden und die Lesbarkeit darunter erheblich leidet. Allerdings kann man die Taschen meistens umhängen und hat sie so immer “am Mann”, kann sie also aus nächster Nähe ablesen.
Unser Tipp: Statt ein 800-Euro-Tablet in eine 400-Euro-Hülle zu stecken, in der man dann weder laden kann oder das Display erkennt, lohnt sich oft auch die Anschaffung preiswerter Tablets als BackUp-Lösung. Das Lenovo Tab 2 A7 -10 etwa kostet nur 59 Euro und hat GPS eingebaut. Da lohnt sich keine Hülle. Wenn so ein Teil mal nass werden sollte oder einen Schaden nimmt, dann zieht man einfach das nächste aus dem Schapp. Besser kann ein BackUp kaum sein.
Fazit: Um gute Lösungen für den Einsatz an Bord zu finden, lohnt sich immer der Blick in den Automobil- und Outdoorbereich. Diese Massenmärkte sind meist schneller und günstiger als der Bootszubehörmarkt. Oft sind dabei die preiswerteren Lösungen die besten.
5 Kommentare
Tolle Tips. Gibt es Erfahrungen, wie viel Strom die unterschiedlichen Navigations-Apps ziehen? Das wäre auch mal interessant.
Ich plane, im nächsten Jahr mit einem Android Tablet zum ersten mal zu navigieren. Da ich mit einer Fam unterwegs bin, bleibt nicht viel Platz für gross Zubehör. Die Solarmatte interessiert mich sehr.
Hi Stephan,
danke für die Tipps!
Ich habe kürzlich ein paar Artikel von Armor-X http://www.armor-x.com/ für’s iPad und iPhone gekauft. Mit meinem iPhone bin ich sogar versehentlich baden gegangen und konnte danach noch mein iPhone nutzen.
Ich selbst mag universelle Taschen nicht so gerne, daher kaufe ich lieber passende Hüllen für iPhone und Co. So kann man einfach das Telefon/Tablet von der Halterung abnehmen und in die Tasche stecken, ohne dabei den Wasserschutz zu verlieren.
Die Idee mit den Solar-Packs finde ich gut und probiere es mal aus! Nachdem ich auf einer Balearen-Reise erfahren habe, dass ein eingeschaltetes iPad mit angezeigtem Navionics auch mal gerne drei Anker Astro E7 25600mAh leer ziehen kann, habe ich mir auf jeden Fall angewöhnt, dass Display hin und wieder abzuschalten. Das spart ne Menge Saft und avionics kann dennoch weiterhin stromsparend tracken.
Viele Grüße
Jürgen
Hallo Jürgen,
die Armor X Cases sind wirklich gut. Allerdings sind sie auf bestimmte Modelle ausgerichtet. Ein ase für das iPhone 5 bspw passt nicht mehr auf das iPhone 6. Das erfordert natürlich jedesmal eine Neuanschaffung.
Na.. Den Tipp mit dem „Einweg Tab“ find ich jetzt nicht so toll. Auch da sollte der Skipper etwas auf Umweltschutz und Ressourcenmanagement denken. Auch ein 79 Euro Tab kann man durchaus in eine 10 Euro Schutzhülle packen. Und auch 79 Euro ist Geld. Nicht jeder Skipper hat ein Bankkonto wie die Geissens
Hallo Markus,
in jedem Falle ist es natürlich ratsam, sein Tablet zu schützen. Allerdings ist ein Backup gerade bei schwerem Wetter immer ratsam. Und da bieten sich preiswerte Systeme natürlich an.
Kleiner Hinweis. Ich habe durch Wasserschaden noch nie ein Tablet verloren. Nur durch Sturz.