Sie sind jung und verliebt und auf dem Weg in ein romantisches Abenteuer – aber für Tami (Shailene Woodley) und Richard (Sam Claflin) endet der Segeltrip von Tahiti nach Kalifornien in einer lebensbedrohenden Katastrophe: Im September 1983 brechen Tami Oldham und ihr Verlobter Richard Sharp von Tahiti aus auf, um im Auftrag von Bekannten eine 44-Fuß-Segelyacht nach San Diego zu überführen. Alles geht gut, bis sich, mitten im Pazifik, tausende Seemeilen vom nächsten Festland entfernt, ein Hurrikan der Kategorie 4 entwickelt, dem auszuweichen ihnen nicht gelingt.
Das Boot kentert in den riesigen Wellen durch, Richard wird von Bord gespült und Tami geht unter Deck k.o.. Als sie wieder zu Bewusstsein kommt, ist Richard verschwunden, das Boot treibt als halbes Wrack im Pazifik. Die junge Frau steht vor der unglaublichen Herausforderung, ihren Überlebenswillen nicht zu verlieren und das Schiff zurück in einen sicheren Hafen zu bringen.
Der Kinofilm „Die Farbe des Horizonts“ basiert auf einem wahren Ereignis – Namen, Daten und Orte stimmen überein (direkt zum Kinotrailer der Originalfassung). Die Situation, in der sich die damals erst 23-jährige Tami Oldham Ashcroft nach der Havarie im Hurrikan wieder fand, war brutal: Ihr Begleiter über Bord gegangen, das Boot ohne Mast und halb voll Wasser, weder Motor noch Funkgerät funktionsfähig, mit kaum Trinkwasser und nur wenigen Lebensmitteln. Sie selbst durch eine Kopfverletzung geschwächt und der nächste erreichbare Hafen mindestens 1.500 Seemeilen entfernt, ihre genaue Position nach dem Sturm unklar.
Shailene Woodley, bekannt aus „Der Schicksal ist ein mieser Verräter“, gelingt es mit ihrer schauspielerischen Leistung, die mentale Stärke und den nicht zu brechendem Überlebenswillen der Protagonistin überzeugend darzustellen. Zu jedem Zeitpunkt ist Tami eine autonom und entschlossen handelnde Figur. Unterstützung bei der Gestaltung ihrer Rolle bekam Woodley durch die echte Protagonistin Tami Oldham Ashcroft, die die Filmproduktion beratend begleitet hat. Das Drehbuch zum Film basiert auf ihrem Jahre zuvor erschienen Buch „Red Sky in Mourning“.
Die Farbe des Horizonts ist eine Mischung aus Survival- und Liebesfilm. Die sehr real anmutende Wiedergabe der Ereignisse verzichtet weitgehend auf Kitsch. Die Begegnung der beiden Protagonisten und ihre Liebesgeschichte nutzt der Film dabei als Einstieg ins Geschehen und zur Entwicklung des Plots. Mit Rückblenden und Zeitschnitten hält er die Spannung in der ausweglos erscheinenden Situation auf dem Pazifik aufrecht.
Regie bei Adrift (so der Originaltitel) führte Baltasar Kormákur, dem bereits mit dem Bergsteiger-Drama „Everest“ eine überzeugende Survival-Geschichte gelang. Die intensiven Bilder auf und unter Wasser des mit einem Oscar nominierten Kameramanns Robert Richardson machen den Film auch visuell zu einem intensiven Kinoerlebnis. Endlich mal ein Segelfilm, in dem der Protagonist eine Frau ist – und die es real gemeistert hat, die Katastrophe zu bewältigen. Unser Fazit: Ein sehenswerter Film, ganz besonders in der englischen Originalfassung.
„Es hat sich surreal angefühlt, mir selbst beim Überleben zuzusehen“
Tami Oldham-Ashcroft im Gespräch mit float-Chefredakteurin Kerstin Zillmer.
float: Tami, hast Du am Drehbuch mitgearbeitet?
Tami: Ich war vom ersten Tag an in die Entstehung des Drehbuchs involviert. Die Autoren Aaron und Jordan Kandell sind schon vor sechs Jahren mit mir in Kontakt getreten. Es hätte viele verschiedene Ansätze gegeben, die Geschichte zu erzählen. Mir gefällt nun, dass das Drehbuch die Liebesgeschichte und das Abenteuer, das Richard und ich erlebt haben, mit der dramatischen und rauhen Überlebensgeschichte verwebt, als wäre es ein Bildteppich.
Wie war es, als Du den Film zum ersten Mal gesehen hast?
Ich habe den Film inzwischen mehrmals gesehen und jedes Mal gehe ich mit einer Erinnerung aus dem Kinosaal, die ich eigentlich tief in meinem Unterbewusstsein vergraben wollte. Als ich den Trailer zum ersten Mal ansah, wurde ich derart von Gefühlen überwältigt, dass ich einfach nur noch weinen konnte. Der Film selbst hat mich enorm damit überrascht, wie sehr mich die Bilder zurück in die damalige Situation an Bord versetzen. Und auch damit, wie gut Shailene und Sam spielen, so dass ich mich völlig im Film verliere.