Vier Männer und vier Frauen, darunter auch die drei Söhne des Werftbesitzer Armin Wendelstein, wollen von Las Palmas aus auf einer Yacht in die Karibik. Dort soll der Geburtstag des Werftbesitzers gefeiert werden. Doch von Anfang an läuft der Segeltörn nicht wie geplant. Nur drei Männer und vier Frauen treten die Reise an. Aufgrund der unterschiedlichen Charakterzüge sind Reibereien vorprogrammiert. Als dann auch noch ein mysteriöser Schiffbrüchiger an Bord genommen werden muss und abrupt der Kontakt zur Außenwelt abgeschnitten wird, bricht das Chaos aus. Eine der Personen wird auf dem Schiff ermordet und jeder verdächtigt jeden.
Nichts ist so, wie es scheint
Probleme und Geheimnisse gibt es in jeder Familie, mag sie auch so steinreich sein wie in diesem Thriller. Die Protagonisten haben allerdings mit Ihren Geheimnissen und Problemen zu kämpfen.
Angefangen bei der Vorfreude auf einen entspannten Segeltörn bis hin zum Zerwürfnis und dem Sturm, der im Buchtitel angedeutet wird, erleben die Leser/innen Drama und Spannungen zwischen den unterschiedlichen Charakteren und in der Geschichte selbst. Vor allem aber das Ende und die unerwartete Wendung hat mir Gänsehaut bereitet.

Auf lovelybooks.de äußerte die Autorin sehr passend: „Krimis und Thriller schreibe ich sehr gerne, weil es darin um menschliche Extremsituationen geht, anhand derer man Charaktere gut herausschälen kann.“
Die Figuren in dem Thriller müssen viele und extreme Situationen bewältigen. Zum einen ihre Abgeschiedenheit von der Außenwelt, dann der mysteriöse Schiffbrüchige und natürlich die Morde. All diese Vorkommnisse lassen die wahre Persönlichkeit eines Menschen zum Vorschein kommen. Das Boot, hier als das Setting gewählt, bietet das größtmögliche Maß an Ausgeliefertsein. Keiner kann von Bord fliehen. Die Menschen können sich kaum aus dem Weg gehen.
Die Hoffnung der Menschen versus Wildheit der Natur
Der Buchtitel lässt entweder direkt erahnen, was in dem Buch passiert, oder er zeigt es subtil. Bereits im zweiten Kapitel wird Bezug auf den Buchtitel und subtil auch auf die Story genommen, indem die Geschichte bereits mit einem Sturm, der aber schnell wieder abflacht, beginnt. Im Laufe der Geschichte kann man den Buchtitel allerdings doppeldeutig sehen.
Zum einen wenn man die harmlose Hoffnung und Vorfreude der Charaktere auf einen luxuriösen und entspannten Segeltörn sieht und dann diese Naturgewalt auf das Boot trifft. Zum anderen lässt sich der Titel aber auch auf das Verhalten der Menschen, die sich auf der Yacht befinden, sowie auf den Spannungsaufbau der Geschichte übertragen.
Leichte Lektüre, perfekt für den Segelurlaub
Der Thriller lässt sich leicht und schnell lesen. Nicht nur durch die unkomplizierte Schreibweise oder die recht kurzen Kapitel, sondern auch durch die Spannungsbögen, die immer wieder eingebaut worden sind und das Buch nie langweilig erscheinen lassen. Man wähnt sich selbst an Bord und rätselt automatisch mit, wer der Mörder ist und warum er das getan haben könnte.

Die Kapitelüberschriften beschreiben in einem Schlagwort grob, worum es in dem jeweiligen Kapitel geht, was ich teilweise schon als kleinen Spoiler empfand.
Der Thriller an sich macht einen realistischen Eindruck, da viele nautische Fachausdrücke benutzt werden, die allerdings nicht weiter erklärt werden. Für Leser, die selbst segeln und sich gerne gruseln, also genau das Richtige. Man merkt, dass die Autorin selber segelbegeistert ist und sich durch Fachleute hat weiter beraten lassen. Für Leser/innen, die von der Segelmaterie keine Ahnung haben, wird es mitunter schwierig sich bestimmte Situationen vorzustellen.
Alles in allem eine schöne Mischung aus einem gruseligen Thriller und einer maritimen Lektüre für zwischendurch.
© Pendragon
Marina Heib
Die Stille vor dem Sturm
Pendragon Verlag
400 Seiten, Klappenbroschur
ISBN: 978-3-86532-657-7
18,00 Euro