Uwe Baykowski ist eine Kieler Institution, was die Beurteilung klassischer Yachten, Boote und Schiffe angeht. Zusammen mit seiner Mitarbeiterin Anna-Marie Frick hat der Bootsbaumeister und Sachverständige nun ein Buch herausgebracht, das man als Standardwerk für den Umgang mit diesen Klassikern bezeichnen kann.
Die beiden schon viele Yachten in den unterschiedlichsten Erhaltungs-Zuständen im ganzen europäischen Raum begutachtet. Auf 159 Seiten nehmen sie uns mit an Bord hölzerner Yachten der letzten 100 Jahre. Der Blick geht unter Deck bis in die Bilge und zu den Kielbolzen. Es wird deutlich, welche Alterungserscheinungen das Holz aufzeigen kann, welche Schäden entstehen können, wie man sie behebt und wie weiteres Verrotten verhindert werden kann.
Der Ratgeber neben der Werkbank
Dabei steht in Rumpf und Kiel immer wieder das Thema Holz und korrodierende Eisenverbindungen im Vordergrund. Auf das Problem treffen wir bei Schiffen, die vor den 1960er-Jahren gebaut wurden, immer wieder. Doch wer sich entschlossen hat, eine alte Schönheit zum Beispiel von Abeking & Rasmussen zu erhalten und zu segeln, weiß meist, worauf er oder sie sich einlässt.

Entweder es wird Geld in die Hand genommen und eine der zahlreichen Werften, die sich auf Restauration spezialisiert haben, beauftragt. Oder man legt selbst Hand an, dann am besten unter kundiger Anleitung und mit diesem Buch als Ratgeber. Naturgemäß stehen bei den vielen Beispielen typische Vertreter der Klassiker, die an den deutschen Küsten zu finden sind, also Kreuzer- und Rennyachten der Baujahre 1920 bis 1970 und von Längen zwischen 8 und 15 Metern, im Vordergrund.
Didaktisch sauber
Das Buch ist klar in fünf Abschnitte aufgeteilt. Jedes der in kurzen Sätzen behandelten Themen ist durch nebenstehende Fotos illustriert. Bootseigner können die beschriebenen Stellen an ihren Schätzchen genau wiederfinden. Die große Schrift und die Gliederung sorgen für eine gute Lesbarkeit, auch wenn das Auge nicht mehr jugendlich ist. Viele Klassiker-Eigner sind mit Ihren Schiffen in die Jahre gekommen. Am Ende erklärt ein überschaubares Glossar Fachbegriffe und Materialien mit Seitenverweis.

Im ersten Abschnitt geht es um die Befundung und Zustandsfeststellung, hilfreich schon vor dem Kauf. Verrostete Kielbolzen, morsche Plankenenden und Bodenwrangen, gebrochene Spanten und Fäulnisnester, nicht zuletzt muffiger Geruch unter Deck. Mit Sichtprüfung und Klopftest, Messer und Schaber können viele Schadensbilder erkannt werden. Der Experte lässt uns an seinen Erfahrungen aus 50 Jahren und vieler hundert begutachteter Boote und Yachten teilhaben.
Der Zahn der Zeit im Detail
Im zweiten Teil werden alle Bauteile einer Yacht beschrieben und was der Zahn der Zeit und schlechte Pflege mit Ihnen anrichten können. Vom Kiel bis zum Mast werden unterschiedliche Bauweisen, Hölzer und Beschläge aufgezeigt. Immer wieder werden zu jedem Schadensbild Instandsetzungsmöglichkeiten, oft auch alternativ, in den Kategorien einfach oder anspruchsvoll angeboten.

Welche Materialien werden verwendet? Hierauf gehen Frick und Baykowski im dritten Abschnitt ein. Ausführlich werden die gebräuchlichsten Hölzer, deren Eigenschaften und Beschaffungsmöglichkeiten beschrieben. Teakholz ist das beste für Deck und Rumpf, aber kaum noch aus legalem Import zu bekommen. Sechs verschiedene Mahagony-Sorten werden beschrieben sowie viele einheimische Hölzer.
Wundermittel Epoxyd
Ein großer Unterabschnitt ist dem Beschichten und der Konservierung mit Ölen, Lackölen, Alkydharz-Lacken und Zwei-Komponenten-Lacken gewidmet. Last not least kommt auch der Werkstoff Epoxyd-Harz in der Restaurierung traditionell geplankter hölzerner Yachten zur Sprache. Ein nicht zu unterschätzendes Kapitel, denn seit in den 1970er-Jahren hat dieser vielseitige Kleber die über die Jahre alternden Kaurit- und Resorcinharzleime bei vielen Bootsbauern und vor allem im DIY-Bereich ersetzt.