Die kanadische Fluggesellschaft Harbour Air hat ein altes Wasserflugzeug auf Elektroantrieb umgerüstet und damit den ersten offiziellen Punkt-zu-Punkt-Flug erfolgreich absolviert. 24 Minuten war „C-FJOS“ in der Luft, um schließlich wohlbehalten vor Victoria an der Westküste von Kanada zu landen. „Exakt nach Plan“, ließ Vizepräsident Kory Paul vermelden.
Ziel ist es, die erste rein elektrische Fluglinie der Welt zu gründen. „Das muss jetzt angegangen werden, angesichts der Klimakrise ist es einfach wichtig“, sagt Steph Wright, die als Innovation Leader an dem Projekt federführend beteiligt ist, in einem Firmenvideo.

Der Flug mit der einmotorigen De Havilland Beaver ging über eine Distanz von 45 Meilen (entspricht etwa 83,5 Kilometer). Dabei flog „ePlane“ durchschnittlich 208 km/h schnell. Seit 2019 war der Oldtimer in der betriebseigenen Flugzeug-Werft umgebaut worden. Angetrieben wird das Flugzeug, das bis zu sechs Passagiere oder knapp eine Tonne Ladung befördern kann, von einem 750 PS starken Elektromotor.
Auch eine eigene Ladestation für die Akkus des „ePlan“ hat Harbour Air selbst konstruiert. Derzeit durchläuft der Prototyp die aufwändige Zertifizierung durch die kanadische und amerikanische Luftfahrtbehörde.
Harbour Air will die gesamte Flotte umrüsten
Harbour Air bietet Liniendienste in kleinen und mittleren Wasserflugzeugen mit Propellerantrieb zwischen Vancouver an der Westküste und Vancouver Island sowie Whistler in den Rocky Mountains. 2007 schaffte das Unternehmen als erste nordamerikanische Fluggesellschaft die Zertifizierung „carbonneutral“.
Das Management von Harbour Air glaubt, über kurz oder lang die gesamte Flotte von über 40 Maschinen elektrifizieren zu können. Anders als bei anderen Airlines sind ihre Flugstrecken sehr kurz: Sie dauern zumeist nur um die 30 Minuten. Das erlaubt, relativ kleine Akkus zu verwenden. Das hohe Gewicht der Batterien ist das größte Hindernis für die Elektrifizierung der Luftfahrt.

Viele Unternehmen experimentieren mit neuen Antrieben. So bietet Airbus inzwischen Maschinen an, die bis zu 50 Prozent mit Beimischungen von Treibstoff fliegen, der aus recyceltem Abfall besteht. Zum Beispiel aus Bratfett.
Die Verwendung von Akkus auf der Langstrecke wird derzeit als utopisch betrachtet, hier liegt der Fokus auf den Antrieb mit Wasserstoff. Airbus will 2035 den ersten Wasserstoff-Jet mit bis zu 200 Sitzen auf den Markt bringen.