Ross verewigte seine beiden Schiffe, indem er zwei Berge in der Antarktis nach ihnen benannte.
Anders als in den beiden Expeditionsjahren davor bringt die Antarktisfahrt 1842/43 jedoch wenig Neues. Die Stimmung der Mannschaft ist schlecht, da die Schiffe nicht wieder in Hobart überwintert haben, wo viele Lustbarkeiten die Anstrengungen der Fahrt ins ewige Eis vergessen machen, sondern auf den unwirtlichen Falklandinseln. Die Stimmung ist so schlecht, dass Ross schließlich abbricht und Kurs auf Kapstadt absetzt.

Die Admiralität wertet die dreijährige Reise jedoch als großer Erfolg. Kaum sind die Schiffe zurück in England, drängt Barrow auf eine neue Expedition. Ihr Ziel: die Nordwestpassage zu finden. Zum Leiter wird Franklin ernannt. Wegen seines fortgeschrittenen Alters war es eine umstrittene Entscheidung: Der ehemalige Gouverneur von Tasmanien war schon fast 60 Jahre alt.
Walfänger sichten die Erebus als letzte
Die beiden Schiffe wurden erneut umgebaut, unter anderem erhielten sie Dampfantrieb, und am 19. Mai 1845 verließen sie England. Nur zwei Mal wurden die Erebus und die Terror danach noch gesehen: im Juli 1845 von den Walfängern Enterprise und Prince Of Wales. Dann verschwinden sie in den Nebeln Nordkanadas. Die Expedition verbringt einen Winter auf Beechey Island, wo die ersten drei Besatzungsmitglieder sterben und begraben werden – jene von Rodgers besungenen „long-forgotten lonely cairn of stones“. Für die restlichen Expeditionsmitglieder gibt es nicht einmal diese.

Palin hat, wie gewohnt, auch auf dieses Buch viel Mühe verwandt. Er hat die Nordwestpassage bereist und war auf Beechey Island. Er hat sich sogar in eine Dependance des Marinemuseum im Osten London begeben, um die alten Baupläne der Schiffe aufzutreiben.

Schade ist allerdings, dass er dem spannendsten Teil der Existenz der Erebus nur den kleineren Teil seines Buches widmet: Während er ausgiebig die Ross‘ mehrjährige Antarktis-Expedition beschreibt, ist Franklins tragisch verlaufene Suche nach der Nordwestpassage etwas kurz geraten. Fast räumt er den Bemühungen von Franklins Witwe Jane, nach den Verschollenen suchen zu lassen, mehr Raum ein als der Schilderung der Expedition selbst. Auch wenn nach über 170 Jahren das Schicksal der meisten Expeditionsteilnehmer immer noch ungeklärt ist, hätte es doch mehr über die Fahrt zu erzählen gegeben.
Die Erzählungen der Inuit werden gehört
Selbst der kanadische Wissenschaftler Owen Beattie, der in den 1980er-Jahren die drei Toten von Beechey Island exhumierte, bot in seinem 1989 erschienen Werk Frozen in Time: The Fate of the Franklin Expedition (deutsch: Der eisige Schlaf: Das Schicksal der Franklin-Expedition) mehr Informationen. Ein Abriss der aktuellen Forschungsstandes wäre schön gewesen, zumal in den letzten Jahren langsam mehr Licht in die Geschichte kommt, unter anderem weil jetzt die Erzählungen der Inuit beachtet werden.
Schade ist schließlich auch, dass Palin es an seinem anarchischen schwarzen Humor missen lässt. Auch wenn das Thema des Buches – zumindest, wenn man es vom Ende her betrachtet – nicht sehr fröhlich ist, hätte es doch durchaus Gelegenheiten für einige seiner typischen Jokes gegeben.
Während Palin noch schrieb, wurde auch das zweite Schiff Franklins, die Terror, entdeckt. Sie liegt sehr gut erhalten in 24 Metern Tiefe – rund 60 Seemeilen nördlich der Erebus und sehr weit entfernt von der Position, wo sie zuvor vermutet worden war. Das letzte Werk über diese Expedition ist also noch nicht geschrieben.
„Vielleicht werde ich ja“, endet Palin, „so Gott will, eines Tages erneut in die Nordwestpassage reisen, dann aber mit einem Taucheranzug im Gepäck, um das Schiff, an dessen Spuren ich mich geheftet, mit eigenen Augen zu sehen.“ Wir freuen uns schon auf den Bericht.

Autor: Michael Palin, mare Hamburg, 2019
400 Seiten, gebunden, 28 Euro
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