Da sage mal einer, der Verbrennungsmotor wäre verbrannt: Soeben hat Honda den ersten serienmäßigen V8-Motor seiner Firmengeschichte vorgestellt. Pech für alle erdverbundenen Honda-Fahrer ist, dass er nie auf die Straße kommen wird. Zumindest ist bisher nicht bekannt, dass der soeben vorgestellte Außenbordmotor Honda BF 350 jemals woanders als auf dem Wasser laufen wird.
Der japanische Hersteller hat die Genua Boat Show in Italien gewählt, um sein Glanzstück vorzustellen. Der Achtzylinder-Außenborder war sicherlich die größte Überraschung dieser Bootsmesse. Es wurde nicht nur der Motor pur in all seiner Pracht dargeboten, sondern es gab auch gleich mehrere Kombinationen mit doppeltem und sogar dreifachem Einbau zu sehen.
Einen so großen Antrieb hat der Motorenhersteller noch nie aufs Wasser gebracht. „Beherrschen Sie den Ozean“, ist der dazu passende Werbe-Claim. Kein Zweifel, Honda hat mit dem machtvollen V8 einen mächtigen Schritt gemacht. In Genua stand dieser Anspruch allerdings in einigem Kontrast zu den Wetterbedingungen. Anders gesagt: Dort beherrschte der Ozean den Motor, denn es war derart stürmisch und das Meer aufgewühlt, dass der Hafen für alle Boote geschlossen wurde. Die fest geplanten Probefahrten fielen erst einmal aus.
Ein einziges Boot ging in See, um den Zustand des Wellenbrechers zu inspizieren. Bezeichnenderweise hatte es den Honda BF 350 am Heck. Der Skip kehrte wohlbehalten zurück – das macht ja schon einmal Mut. Er meldete aber, dass der Seegang zu hoch sei. Soweit, so beherrscht.
Zweiter Test-Start zur Barcolana
Die Enttäuschung ist schnell verflogen, als wir zwei Wochen später eine Einladung von Highfield zur berühmten Riesenregatta Barcolana im Golf von Triest erhalten. Highfield baut hochwertige Schlauchboote mit Aluminium-Festrümpfen. Die Werft hat den Organisatoren der Barcolana, der weltweit größten Regatta mit gemeinsamem Start, 18 ihrer Boote für die Offshore-Logistik zur Verfügung gestellt. Alle Boote sind mit Honda-Motoren ausgestattet. Die neueste Highfield, die Sport 800, läuft mit dem neuen Honda BF 350 V8.
Nach dem Sturm vor Genua bot sich uns also eine neue Gelegenheit, den Honda-V8 im Golf von Triest zu testen, und das am Tag vor der Barcolana. So gab es doch noch einen bleibenden Eindruck des neuen Honda BF 350 V8 in Bewegung – auf der Highfield Sport 800, einem offenen Hochleistungsschlauchboot. Das passte.
Das Boot zum V8: Highfield Sport 800
Die Highfield ist ein reines Sportboot, das mit einem leistungsstarken Außenbordmotor am besten läuft. Beide, Motor und Boot, passen auf Anhieb auch optisch gut zusammen. Das Design des Antriebs wird bestimmt durch den mattschwarzen Lufteinlass im oberen Bereich der Verkleidung, der wie der Kühlergrill mancher Autos Dynamik und Entschlossenheit vermittelt.
Wer will, kann die Lamellen auch mit den Kiemen eines Fischs oder dem Gebiss eines Seeungeheuers assoziieren. Jedenfalls dominieren sie das Bild und sorgen dafür, dass der Blick an dem neuen Motor hängenbleibt. Und der Eindruck von Biss täuscht nicht: Bei einem Test im Golf von Triest erreichen wir bei völlig ruhiger See eine Höchstgeschwindigkeit von 52 Knoten. Die volle Leistung liegt bei 5.500 U/min an.
Die Kraftentfaltung des Honda-Motors ist atemberaubend, mit unglaublicher Beschleunigung und präzisen Kurvenfahrten. Obwohl fünf Erwachsene an Bord waren, erreichten wir dank der hohen Leistung und des gewaltigen Drehmoments problemlos eine Reisegeschwindigkeit von 23 Knoten.
Dieses Marschtempo war nicht nur komfortabel und leise, sondern auch recht sparsam. Der gemessene Kraftstoffverbrauch zwischen 23,4 Knoten Geschwindigkeit und 28,6 Knoten lag bei 0,9 Seemeilen pro Liter Benzin. Das ist ein hervorragender Wert – und nicht überraschend. Honda war schon immer für seinen moderaten Kraftstoffverbrauch bekannt, für den die Lambdasonde sorgt.
Außenborder auch für große Yachten
Honda ist für ausgedehnte Produktzyklen bekannt, anstatt jeden Trend sofort mitzumachen. Mit dem neuen Motor kommt das Unternehmen wohl gerade noch rechtzeitig, um an die Phase des Übergangs von Innen- zu Außenbordmotoren anzuschließen. Dieser Wandel vollzieht sich seit längerer Zeit auch auf größeren Motorbooten.
Die Vorteile eines extern angebrachten Antriebs sind klar: Platzersparnis, weniger Vibration und Schall im Schiffsinnern sowie eine leichtere Zugänglichkeit für Revision und Reparatur. Überall auf der Welt werden nun Außenbordmotoren in doppelter oder dreifacher Anordnung auf Booten bis mehr als 50 Fuß montiert. In den USA und dem Mittleren Osten sieht man bis zu sechs Aggregate in Reihe.