Fossile Brennstoffe werden immer erfolgreicher „ausgebootet“. Beneteau, der weltgrößte Bootsbauer, und Torqeedo, Weltmarktführer für Elektroaußenborder, haben sich dazu mit dem Projekt ProHybrid Excess 15 zusammengetan. Ihr Ziel ist ein elektrischer Schiffsantrieb für Segelboote, der sich vollständig aus regenerativen Quellen an Bord speist. Das Boot dafür ist der Katamaran Excess 15 aus der jüngsten Multihull-Bootsserie von Beneteau.
Beim ersten Zwischenziel, das jetzt während des Cannes Yachting Festivals 2021 vorgestellt wurde, kommt noch ein Hybridantrieb zum Einsatz. Er besteht aus einem Elektromotor und einem Dieselgenerator. Aber der Katamaran aus Beneteaus Excess-Reihe ist mit dem Hybrid-System Deep Blue von Torqeedo so dicht dran am emissionsfreien und autarken „Motoren“, wie es ozeangängige Yachten momentan maximal sein können.

Hervé Piveteau, Produktmanager bei Excess, betreut das Projekt und listet die Vorzüge auf: Als Erstes nennt er die Geräuschlosigkeit und die bessere Manövrierbarkeit des Boots unter Motor. Denn die Torqeedo-Antriebe sind Saildrives, die in Zusammenarbeit mit ZF entstanden sind. „Als Zweites fällt auf, wie leistungsstark die beiden Lithium-Ionen-Akkus von BMW sind“, so Piveteau.
Hybrides Segeln
Besonders hat den Produktmanager überrascht, wie viel Energie der Hydrogenerator produziert. Beim ersten Testsegeln konnten in 24 Stunden 75 % der verbrauchten Energie wieder in das System eingespeist werden. Und das, obwohl das Energiemanagement noch nicht wirklich optimiert war. Auch das ist ein großer Vorteil: Der Stromverbrauch kann nun sehr genau gemessen, geplant und kontrolliert werden. Das regt bei den Benutzern ein neues Energiebewusstsein an.
Durch den geräuschlosen Antrieb werde „ein anderes Segeln“ möglich. „Wir nennen es Hybrid-Segeln. Mit niedertourig laufendem Motor kann man die Windkraft unterstützen, ohne dass das Segeln an Reiz verlieren würde. Eine sehr effiziente Kombination aus Segel und Motor.“ Segeln mit wenig Wind unter Motor, ohne dass der Motor zu hören oder zu riechen ist, führt zu einer neuen Art des Segelns, ist Piveteau überzeugt. Es bedeutet mehr Segeln auf weiteren Strecken. Warum dies?


Das regenerative Green-Energy-System gewinnt unterwegs bei rund sieben Knoten Fahrt durch den mitdrehenden Propeller genug Energie, um die Grundversorgung der Bordelektrik zu gewährleisten. Um noch unabhängiger vom Generator zu werden, sind für die nächste Projektphase Solarpaneele eingeplant.
In die Breite gedacht
Noch ist das System in der Erprobung. Ist die Reichweite am wichtigsten, oder ist es die Ruhe? Oder die Geschwindigkeit? Diese Fragen stellt die Beneteau-Werft ihren Kunden, Händlern und Ingenieuren in den kommenden Monaten, um das effizienteste System zusammenzustellen. Denn es ist ein großer Unterschied, ob man auf einem See in der Schweiz zum Segeln nur fünf Minuten Motorleistung braucht. Oder ob man mit dem Kat den Atlantik überqueren will.
Die Excess 15 ist das erste einer Reihe von Hybrid-Schiffen, mit denen Beneteau die CO2-Bilanz ihrer Boote reduzieren will. Für Torqeedo ist das Projekt ein Durchbruch. Denn der weltgrößte Bootsbauer zielt mit dem neuen Projekt auf eine Klasse von Booten, die deutlich verbreiteter sind als Torqeedos bisherige Leuchtturm-Projekte, die Edelyachten Spirit 111 und Privilege 5 oder der Rudder Drive an der Hanse 315.
Phillip Goethe, der das Projekt für Torqeedo begleitet, ist sich sicher: „Solche Projekte wie das zwischen Beneteau und uns werden die Zukunft der Schifffahrt bestimmen.“