Eine Bucht ist schöner als die andere. Das Wasser ist glasklar und türkisfarben und weit und breit sieht man keine Menschenseele. Bilder wie aus der Karibik mitten im Mittelmeer. In seinem neuen Film segelt Marian Carton einhand von Rom nach Sardinien und zeigt auf seinem Törn einige der schönsten Buchten Sardiniens jenseits des Trubels, wie der Titel schon sagt. Über zwei Jahre war Carton immer wieder einhand und mit Familie unterwegs und hat dabei nicht nur das Maddalena-Archipel lieben, sondern auch sehr gut kennengelernt.
Jugend auf Formentera
Der ZDF-Bildtechniker, der unter anderem die Beiträge für das heute Journal schneidet, beherrscht sein Handwerk. Als seine Eltern in den 1970er-Jahren mit ihm nach Formentera auf den Balearen auswandern, beginnt er beim Windsurfen den Wind in den Segeln zu lieben. Unter Wasser taucht er als Teenager nach Austern und bessert so sein Taschengeld auf. Es gefällt ihm, jenseits des Tourismus geschützte Plätze zu entdecken, und er lernt dabei, dass es jenseits der Häfen immer Orte gibt, an denen man in der Natur allein sein kann.
Seine Liebe zum Segeln kommt später. Von 2005 bis 2014 arbeitet Marian Carton als technischer Leiter im Studio Rom und lebt neun Jahre lang mit Frau und Sohn in der italienischen Metropole. Um das Tyrrhenische Meer zu entdecken, kaufen sie 2007 eine Etap 28i, Baujahr 1988, und nennen sie „Abyss“. Segeln können sie beide nicht.
Zwei Jahre dauert es, bis sie mit dem Boot vertraut sind. Sonnenschüsse und Reparaturen geben Vertrauen in das Boot. Marian Carton macht alles selber. Die Abyss liegt in Ostia am Tiber, und wenn das Telefon klingelt und Marian zum Einsatz muss, ist er in 20 Minuten mit dem Auto im Studio.

Sieben Jahre lang erkunden sie wochenlang die Inselwelt: in Norden nach Giglio, Elba und Capraia oder in den Süden zu den Pontinischen Inseln und weiter zu den Liparischen Inseln, nach Ustica oder Marettimo. Und seit zwei Jahren nun Sardinien. Es gefällt ihnen so gut, dass sie ihr Boot dauerhaft nach Castelardo verlegt haben.
Unter und über Wasser
Mit den Jahren haben sie ihre Vorlieben entwickelt. Die Liebe zum Meer, zur Natur und zum Wasser zieht sich schon seit Cartons Jugend im Mittelmeer wie ein roter Faden durch sein Leben. Immer sucht er zusammen mit seiner Frau Annette und seinem Sohn ursprüngliche Orte. Dort, wo das Meer und die Landschaft, auch unter Wasser, noch intakt sind. Hier lassen sie den Anker fallen.
Was bietet sich da mehr an, als auch die Unterwasserwelt zu erkunden? An Bord der Etap haben sie zwei Tauchausrüstungen und sogar Platz für einen Tauchkompressor. In den Buchten gehen sie tauchen und Marian Carton filmt die Unterwasserwelt. Er dokumentiert auch die Umweltverschmutzung und die Überfischung. Seit einigen Jahren nimmt die Verbreitung von Schleimalgen im Mittelmeer zu, was ihm Sorgen bereitet.
Bunkern mit Oma
Auf 28 Fuß ist nicht viel Platz für zwei Erwachsene, ein Kind und einen Hund. Nur 80 Liter passen in den Wassertank und nur 50 Liter in den Dieseltank. Mit ihrer „Oma“, einem 320er Zodiak mit flottem 8PS-Yamaha-Außenborder aus den Siebzigern, fahren sie zum nächstliegenden Hafen, um einzukaufen und Wasser und Diesel zu bunkern. „Du bist wie ein Bettler unterwegs, mit deinem Wasserkanister. Bei jeder Gelegenheit schnorrst du dir Wasser, beim Einkaufen, im Restaurant“, erzählt Marian. Ausgerüstet mit zwei Solarpaneelen haben sie Strom im Überfluss und können die aufwendige Technik an Bord versorgen. Und Annette ist eine Künstlerin im Verstauen, freut er sich.
Der Taktierer
Bei der Suche nach den geeigneten Buchten nutzt Carton neben Seekarten, Apps oder topografischen Karten am liebsten Google Earth, das großartige Möglichkeiten bietet, findet er. Je nach Wind- und Wettersituation plant er damit die Ankerplätze. Wenn der Wind dreht oder das Wetter sich ändert, kann er so schnell umplanen. Taktieren nennt er seine Technik. Sie gibt ihm die Freiheit, schnell den Ort zu wechseln. Zum Beispiel, wenn die Bucht schon voll ist und er lieber einen ruhigeren Ankerplatz finden möchte.


Nur bei schlechtem Wetter fahren sie mit ihrer Etap in den Hafen und bleiben nur solange wie nötig. Oft werden sie inzwischen belächelt, weil ihr Schiff neben den 40-Fuß-Yachten wie ein Zwerg wirkt. Aber das stört sie wenig.
Seine Leidenschaft für das Segeln, das Meer und die Natur hat Marian Carton inzwischen in drei Filmen festgehalten. 2016 entstand der Film „8 Jahre Mittelmeer“ über die ersten Jahre und Segeltörns im Tyrrhenischen Meer. In seinem zweiten Film „3.000 Meter unterm Kiel“ thematisiert Marian Carton, wie man Einhandsegeln und Familiensegeln unter einen Hut bekommt.

Mit von der Partie ist immer seine Frau Annette, die auch in den Filmen zu Wort kommt. Die hohe Qualität, die Revierkenntnis und die unbekannten Routen, die sie auch in Karten im Video darstellen, haben inzwischen eine große Fangemeinde erreicht.
Viele Seglerinnen und Segler sind ihren Routen gefolgt und schauen sich die Filme als Anleitung für den eigenen Törn an. Kein Wunder, seine Törnempfehlungen findet man in keinem Revierführer und die Schönheit der Ankerplätze ist atemberaubend.
„Jenseits des Trubels“: 85 Minuten in HD-Qualität, im Profi-Format 1080p50
Alle drei Filme laufen auf segel-filme.de und sind außerdem auf einem Stick käuflich zu erwerben über Amazon.