Der Funke der Elektromobilität springt nach und nach auf alle Hersteller über. Auch Honda Marine veröffentlicht ernsthafte Pläne eines ersten elektrischen Bootsantriebs. Auf der boot Düsseldorf präsentierte der japanische Motorenbauer die Designstudie eines kleinen Außenborders.
Die Leistung des Antriebs dürfte, nach dem äußeren Anschein und den Abmessungen zu urteilen, in etwa mit dem kleinsten elektrischen Außenborder der neuen Avator-Baureihe von Mercury übereinstimmen. Dann hätte der Antrieb mit rund 1.000 Watt die Kapazität, um zum Beispiel ein Beiboot in durchschnittlicher Verdrängerfahrt für mehrere Stunden zu bewegen. Wie viel Power er tatsächlich hat, verrät der Hersteller nicht.

Honda stellt sich den Motor als Teil eines großen Systems vor. Stromquelle des Elektro-Außenborders könnte nach den Plänen des Herstellers eine mobile Powerbank namens Honda Mobile Power Pack sein, die sich in der Erprobung befindet. Dieser Akku hat eine Nennspannung von 50,26 Volt, ist also im Niedrigvolt-Bereich angesiedelt – folglich kann jede Werkstatt das System warten. Die Kapazität beträgt 26,1 Ah und 1.314 kWh. Dank Lithium-Ionen-Technologie wiegt er nur zehn Kilogramm. Dieses Gewicht scheint sich als maximale Größe für Wechselakkus zu etablieren.
Zum Vergleich: Der kleinste Wechselakku des Elektroboot-Pioniers Torqeedo hat 31 Ah bzw. 915 Wattstunden, allerdings bei nur 29,6 Volt Nennspannung. Mit rund neun Kilogramm wiegt er geringfügig weniger. Preis: ab 939 Euro. Die Tauschsysteme anderer Hersteller nutzen ähnliche Akkugrößen. Die deutsche E-Rollermarke Trinity zum Beispiel verbaut zehn Kilogramm schwere Akkus mit 72 Volt Nennspannung und 2,1 kWh Speichervermögen. Sie erlauben den Trinity-Rollern auf der Straße eine Reichweite von bis zu 50 Kilometern und sind in fünf Stunden aufgeladen.
Teil eines Batterie-Sharing-Systems
Honda Marine sieht seinen (gerade noch) tragbaren Wechselakku als Basis eines standardisierten Batterie-Sharing-Systems für kleine Elektrofahrzeuge, Motorräder und andere Motorgeräte vor. Es wird seit 2019 in mehreren Ländern getestet. Gemeinsam mit den starken Partnern Yamaha, KTM und Piaggio will Honda daraus einen einheitlichen Standard für Wechselakkus für Elektro-Motorräder und -Roller entwickeln.

Die Applikation ist gleichbedeutend mit einer Markteintrittsbarriere für Wettbewerber – vergleichbar mit Batteriesystemen, die zum Beispiel Bosch oder der österreichische Hersteller Einhell jeweils für Heimwerker-Geräte etabliert haben. Ein kräftiger Tragegriff macht das Gerät zumindest auf kurzen Distanzen hoch mobil. Das Gehäuse soll stoß-, vibrations- und wasserfest sein. Um Überhitzung und damit verbundenen Leistungsverlust zu vermeiden, hat Honda eine aktive Wärmeableitung integriert.
Zu der Vermarktungsstrategie passen weitere Aktivitäten von Honda: Seit 2022 erprobt der Hersteller selbst ein Wechsel-Akku-Konzept mit indischen Autorikschas. Die berühmten dreirädrigen Minitaxis, die in Neu Delhi, Mumbai und anderen Millionenstädten zu Zehntausenden unterwegs sind, sollen in wenigen Jahren elektrifiziert werden.
Bisher sind sie mit emissionsstarken Zweitaktern ausgerüstet. Im kommenden Sommer wird der Hersteller außerdem den Honda EM1 e auf den Markt bringen, seinen ersten Elektro-Motorroller in Europa. Auch der soll den neuen Tauschakku nutzen.
Leih-Akkus frisch aus dem Automaten
In Japan und Indien stehen bereits die ersten Automaten. Sie ähneln im Format den Paketstationen. Hier können die tragbaren Akkus gegen Bezahlung entnommen werden. Ist ein geliehenes Mobile Power Pack leer, wird es im Automaten platziert, der es in etwa fünf Stunden wieder auflädt. Denkbar sind solche Automaten zukünftig auch in Yachthäfen.

Abgerundet wird das nachhaltige Nutzungskonzept durch stationäre Einsatzmöglichkeiten. Der Akku könnte künftig auch als Pufferspeicher beispielsweise für Photovoltaik-Anlagen dienen.
So ist ein vielseitiger Einsatz denkbar: Im passiven Zustand sammeln die Honda-Batterien Wind- oder Solarstrom und geben ihn an Heizung oder Klimaanlage wieder ab. Bei Bedarf können sie abgeklemmt und in Außenborder, Motorroller, Rasenmäher oder diversen anderen Geräten Energie liefern.

Ein Nachteil am grünen Strom aus Solar- und Windenergie ist die mangelnde Steuerbarkeit und Verfügbarkeit. Oftmals ist der Bedarf höher als das Aufkommen, speziell zu Zeiten der sogenannten Dunkelflaute, bei nächtlicher Windstille. Zu anderen Zeiten entsteht mehr Strom als Abnehmer existieren. Pufferspeicher sollen dieses Problem lösen. An diesem Konzept arbeiten viele Stromversorger und die Industrie.
Akku soll als Pufferspeicher dienen
Honda zufolge kann sein neuer Akku auch solche Speicherfunktion erfüllen. Viele Mobile Power Packs ergeben zukünftig dann einen großen, flexiblen Speicher. In der Praxis speichert jede Powerbank zum Beispiel vormittags Solar- und Windstrom, der nicht benötigt wird. Steigt zum Abend hin die Nachfrage, kann diese konservierte Energie selbst verwendet oder ins Netz eingespeist werden.
Dazu ist allerdings ein weiteres Gerät vonnöten: Der Mobile Power Pack Exchanger ermöglicht es, Strom je nach Bedarf in beide Richtungen abzugeben. Dieses Produkt ist laut Honda derzeit noch in Entwicklung.
Inwieweit es sich bei der vorgestellten Designstudie um einen funktionstüchtigen Prototypen oder um ein reines Mock-up ohne Innenleben handelt, war leider nicht in Erfahrung zu bringen. Honda hat sich selbst unter gewissen Zugzwang gesetzt. Der Hersteller, der vor allem mit Autos und Motorrädern weltweit Umsätze generiert, will bis 2050 bei allen Produkten und Unternehmensaktivitäten CO2-neutral sein.