Auf einem Boot aus Jutefasern, mit zwei Hennen und einem Gewächshaus an Bord sechs Monate durch die Gewässer Südostasiens schippern. Klingt das unmöglich? Der französische Ingenieur Corentin de Chatelperron wagte den Selbstversuch. Auf der Suche nach einer „grünen Lösung“ zum autarken Leben auf dem Wasser schipperte und lebte er auf den Gewässern Südostasiens. Heraus kamen dabei viele Erkenntnisse und sein Buch Sailing for Future.
Wie bei vielen großartigen Erfindungen der Weltgeschichte inspirierte die direkte Umgebung den Erfinder bei seiner Schöpfung. So ließ sich Corentin de Chatelperron, der 2009 als frischgebackener Ingenieur auf einer Werft in Bangladesch arbeitete, vom umliegenden Gangesdelta inspirieren. Umwelt- und gesundheitsschädliche Arbeitsweisen im Bootsbau waren ihm ein Dorn im Auge.
Ein Boot zu 100% aus Jute
Auf der Suche nach einer „grünen Alternative“ stieß er auf die Jutepflanze, die in Bangladesch im großen Stil angebaut wird. Über vier Jahre arbeitete de Chatelperron an mehreren Prototypen, die einen Teil der Glasfaser durch Jutefaser ersetzten. 2013 taufte er die „Gold of Bengal“, sein erstes eigenes Boot, das zu 100 Prozent aus Jute bestand.
Mit diesem Boot schipperte der junge Franzose sechs Monate durch die Gewässer Südostasiens, um zu beweisen, dass ein autarkes Leben auf dem Wasser möglich ist.
Seit dem Ende seiner Reise auf der Gold of Bengal lebt Corentin de Chatelperron in Concarneau, wo er mit der Unterstützung der Stiftung Explore an seiner nächsten Expedition arbeitet. Der Plan: Mit einem Katamaran komplett aus Naturfasern will er um die Welt segeln. Und auf dem Weg möchte er die besten Ideen für ein autarkes Leben auf dem Wasser von anderen Kreativen übernehmen. Corentin ist besessen von Low-Tech: Geniale Systeme, die einfach herzustellen sind und dabei die Grundbedürfnisse abdecken.
Meerwasser-Entsalzer mit Sonnenenergie
Vom französisch-marokkanischen Ingenieur Mehdi Berrada lernte Corentin, einen Meerwasser-Entsalzer zu bauen. Die Maschine wird durch die Energie der Sonne betrieben und ist sehr simpel konstruiert. Der Entsalzer besteht aus Materialien, die man auf der ganzen Welt leicht finden kann: Fahrradschläuche, Holzlatten, Plastikplanen. Also Dinge, die oft auch recycelt werden können. So kann Corentins Crew kostengünstig und nachhaltig ein existenzielles Problem der Seefahrt lösen.
Corentin de Chatelperron greift das Problem des Klimawandels mit einfachsten Mitteln an. Ob sich die Klimakatastrophe „McGyvern“ lässt, bleibt zu erwarten. Sonderlich wahrscheinlich ist dies nicht. Dennoch zeigt der junge Franzose durch seine Reise, was jeder und jede Einzelne von uns tun kann, wenn wir nur wollen.
Wer also Inspiration für ein nachhaltigeres Leben oder das nächste DIY-Projekt auf dem Segelboot sucht, für den ist Sailing For Future die richtige Lektüre.
Sailing for Future
Mit Low-Tech und Low-Budget um die Welt
Autor: Corentin de Chatelperron
Delius Klasing Verlag Bielefeld
240 Seiten, mit vielen Fotos