An Bord zählt jeder Quadratzentimeter. Wo kommen die Vorräte hin? Wie verstaue ich die Seenotrettungsmittel so, dass ich sie im Notfall gleich zur Hand habe? Was mache ich mit dem Zeug, das einfach immer im Weg ist? Fender gehören zu den großen Platzverbrauchern an Bord.
Mitten in solche Überlegungen platzt die Idee der österreichischen Firma Pop Fender, die Ramis Demir gegründet hat. Er ist Freizeitskipper, und er hat die Abstandhalter fürs Boot komplett neu interpretiert. Auf der Interboot am Bodensee war vor kurzem Weltpremiere. Wie kann man dem uralten Prinzip des federnden Abstandhalters noch etwas hinzufügen?
Der Pop Fender überträgt den Camping-Gedanken auf die Puffer, die an jedem Boot einfach unverzichtbar sind, wenn es nicht gerade ein RIB ist. Die Neuheit lässt sich nämlich klein machen. Die Ausdehnung in der Länge von 62 cm schrumpft mit einem Handgriff auf 25 cm.
Der Fender schrumpft auf 40 Prozent
Dabei verschwindet ein Teil des Puffer-Körpers sowie die Ösen zum Aufhängen. In diesem geschrumpften Zustand nimmt ein Pop Fender weniger als die Hälfte des Raums ein. Nach Angaben des Herstellers sind es nur noch 40 Prozent. In praktischer Dosenform lässt sich der Hohlkörper auch in kleinen Staufächern aufrecht stehend lagern. Das war einen Patentantrag wert.
Der Pop Fender, der auch in Österreich gefertigt wird, hat noch weitere bemerkenswerte Eigenschaften. Er schwimmt nicht auf dem Wasser wie ein Rettungsring, sondern taucht bis weit über die Mitte des Schutzkörpers ein. Damit kann er auch unter Wasser eingesetzt werden.
Außerdem besteht das Produkt aus dem Material TPV, also thermoplastischen Vulkanisaten. Vom zumeist für die Boots-Puffer verwendeten PVC hebt sich das positiv ab. Denn TPV enthält laut Hersteller keine Weichmacher, die im Lauf der Zeit in die Natur ausgasen. So ist der Schutz auch umweltfreundlicher.
Und weil die Weichmacher fehlen, gibt es auch nicht das charakteristische Quietschen bei Druck, das vor allem nachts nerven kann. Außerdem entfallen Schlieren durch Belastung – so sagt es Ramis Demir – weitgehend. Das soll die Anschaffung von Fender-Überzügen überflüssig machen.
Freigegeben für bis zu drei Tonnen
Die Fender enthalten keine Luftfüllung, die entweichen kann und dann erneuert werden müsste. Als Lebenserwartung schätzt das Start-up ähnlich dieselbe wie die von konventionellen Fendern. Das hänge aber auch von Nutzungsintensität und Pflege ab: „Es gibt Menschen, die tragen ihre Schuhe zwei Jahre, und andere wiederum 20 Jahre“, so der Gründer Ramis Demir gegenüber float.
Die Prototypen der Pop Fender wurden im 3D-Druck produziert. Die Serie wird im Spritzgussverfahren in Deutschland und Österreich hergestellt. Das Material und die Farbe kommt aus Deutschland.
In Zugversuchen erweisen sich die neuartigen Fender als sichtlich haltbar. Demir: „Die aktuelle Größe geben wir frei für 3.000 kg, wobei wir auch Test mit 10 Tonnen schweren Booten durchgeführt haben.“ In der Funktionsweise sei der Pop Fender anders als klassische Puffer. Er verhalte sich weniger wie ein Luftkissen, sondern eher wie eine Feder.
Passt auch in den Geschirrspüler
Das gute Stück lässt sich auseinandernehmen und im häuslichen Geschirrspüler reinigen. Ist ein Einzelteil beschädigt, kann man es austauschen. Jedes der einzelnen Segmente färbt der Hersteller auf Wunsch in sämtlichen RAL-Farben ein.
Am Ende ihres Produkt-Lebenszyklus wünscht sich der Anbieter die Puffer zurück. Beim Hersteller werden sie geschreddert und wieder in den Rohstoffkreislauf zurückgebracht.
Die Premieren-Tour führt Pop Fender als Nächstes zur Boot & Fun Berlin im November. Auch auf der boot Düsseldorf im Januar 2023 wird sich das Startup präsentieren, so Gründer Demir gegenüber float. Erstmals im Herstellungsland Österreich wird die Neuheit auf der Boot Tulln im März 2023 zu sehen sein.
Ein einfacher Pop Fender mit Aufbewahrungstasche, aber ohne Leine, kostet 90 Euro und ist im eigenen Online-Shop zu haben. Angeboten werden die Farben weiß, schwarz und schwarz-weiß. Preise für andere Farbgebungen oder größere Umfänge auf Anfrage.