Weitab von jeder Zivilisation liegt im Südpazifik die Osterinsel, berühmt für ihre mythischen Steinfiguren. Auch hier hat nun ein chilenisch-deutsches Forscherteam, wie im gesamten Südteil des Stillen Ozeans, Plastik-Abfälle nachgewiesen. In einem wissenschaftlichen Artikel für die Fachzeitschrift Frontiers in Marine Science bestätigen sie den alarmierenden Umfang der Verschmutzung der Meere und dessen Einfluss auf das ozeanische Ökosystem.
Plastikmüll verdriftet weltweit
Mit den Strömungen der Meere verdriftet der Plastikmüll selbst in die entlegensten Winkel unseres Planeten. Dort werden sie von Meeres-Organismen aufgenommen. Forscherinnen und Forscher des Núcleo Milenio Esmoi und dem Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel haben dazu mehrere Expeditionen im Südpazifik unternommen. Zwischen der Osterinsel und dem südamerikanischen Festland nahmen sie Wasserproben und haben die Analyse ihrer Forschungsarbeit nun veröffentlicht. Die Ergebnisse sind beunruhigend.

„Besonders hohe Mikroplastik-Konzentrationen haben wir rund um die Osterinsel und in bis zu 2.000 km Entfernung vor der chilenischen Küste gefunden“, sagt Martin Thiel. Der ist der leitende Autor der Studie der Universidad Católica del Norte im chilenischen Küstenort Coquimbo. Die Studie zeige sehr deutlich, dass sich die Partikel im Bereich der subtropischen Wirbel konzentrieren, sagt der deutsche Meeresbiologe. Er lebt schon seit vielen Jahren in Chile und engagiert sich gegen die Verschmutzung der Ozeane.
97 verschiedene Arten fressen Plastik
Während mehrerer Expeditionen im Südpazifik zwischen der Osterinsel und dem südamerikanischen Festland werteten die Forscher Wasserproben und Berichte über marine Organismen aus, die sich in größeren Plastikteilen wie beispielsweise alten Fischernetzen verfangen hatten. „Das kommt häufiger in den küstennahen, stark befischten Regionen des Humboldtstroms vor, während wir im offenen Ozean eher sehen, dass Organismen kleinere Plastikteile verschlucken“, weiß Thiel. 97 verschiedene Spezies haben die Wissenschaftler gefunden, die unter dem Plastikmüll leiden: 20 Fischarten, 53 Seevögel-Spezies, 19 verschiedene Meeressäuger und fünf Arten von Meeresschildkröten.

Besonders deutlich wird die Belastung durch den Kunststoffabfall, wenn man sich anschaut, was genau marine Lebewesen davon aufnehmen. „In den Mägen finden sich alle möglichen Plastikfragmente, zum Teil in erschreckend hoher Konzentration“, so Ory weiter. Diese beeinträchtigen oder schwächen die Lebewesen und können langfristig zu einer erhöhten Sterblichkeit führen. float hat zum World Oceans Day im Juni über das Schicksal der Albatrosse berichtet und auf den wunderbaren Film von Chris Jordan über den Riesenvogel hingewiesen.
„Dies sind keine guten Nachrichten“, meint Martin Thiel. „Das Müllproblem im Ozean ist global, und es ist schon in den entlegensten Regionen der Erde angekommen.“ Damit bestätigt die Studie auch Mikroplastikmessungen während des kürzlich zu Ende gegangenen Volvo Ocean Race. Diese hatten Kollegen von Dr. Ory am Geomar-Institut initiiert.
Globale Regatta sammelt Umweltdaten
Das Boot „Turn the Tide on Plastic“ und die „AkzoNobel“ haben während des Rennens in den entlegensten Winkeln der Ozeane wichtige Umweltdaten erhoben. Die Auswertung der Daten zeigt, dass selbst an der am weitesten vom nächsten Land entfernten Stelle der Ozeane, dem sogenannten Point Nemo im Südpazifik, mittlerweile Mikroplastik im Meerwasser zu finden ist. Die höchsten Konzentrationen fanden sich entlang der Regattastrecke im Mittelmeer und im westlichen Pazifik.
Der Hintergrundfilm über Dee Caffari, ihr Engagement und ihre Zusammenarbeit mit Geomar:
Per App gegen Plastikmüll
Replace Plastic heißt eine deutsche Initiative zur Vermeidung von Plastikmüll. Die Initiatoren von der Nordseeküste haben eine App gegen Plastikmüll entwickeln lassen, die das Problem bei der Quelle packt. Kunden in Supermärkten können per Smartphone die Produkte melden, die eine überflüssige Plastikverpackung haben.