Mercury Racing hat seine Absicht bekannt gegeben, ein elektrisches Antriebssystem zu entwickeln. Voraussichtlich Anfang 2023 soll das Projekt in Zusammenarbeit mit der Boots-Rennserie E1 Series Powerboat Racing Championship vorgestellt werden. Profitieren von der Zeitenwende beim US-amerikanischen Hersteller werden also zunächst Rennfahrer.
Auch um das Image der PS-starken Rennbootserien aufzupolieren, wird seit einiger Zeit vom zuständigen Verband UIM geplant, eine Rennserie für Elektroboote ins Leben zu rufen. Ähnlich der E-Serie bei der Formel 1 zu Lande.

Die in Wisconsin ansässige Abteilung von Mercury Marine wird offizieller Antriebs- und Propellerpartner der E1-Serie. Das erste reine elektrische Bootsrennen soll zwölf Teams umfassen. Bis dahin ist es noch ein Stück Weg.
An der Entwicklung der dafür benötigten Hochleistungs-Elektroantriebskomponenten arbeitet der Motorenhersteller zusammen mit SeaBird Technologies und Victory Marine, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Noch ist nichts zu sehen vom Motor, doch einige wesentliche Daten sind schon klar.
Der Racebird soll übers Wasser fliegen
Die eingesetzten Boote sollen von einer Batterie mit 35 kWh Kapazität und einem Mercury-Motor mit 150 Kilowatt Spitzenleistung angetrieben werden. Mit dieser Kombination sollen die Racebird-Boote eine Höchstgeschwindigkeit von 93 Stundenkilometern erreichen.
Vorgestern, am 20. September, gab es einen ersten visuellen Eindruck von dem Boot. Bei einer Zeremonie im Yacht Club de Monaco war das erste Modell des Racebirds in Originalgröße zu sehen, also noch kein Prototyp. Es ähnelt, auf den ersten Blick, einem scharf geschnittenen Raumgleiter.
Vorgestellt wurde das Boot unter anderem von der norwegischen Bootsdesignerin Sophi Horne, den Mitgründern der E1-Rennserie, Werftvertretern und Fürst Albert II. von Monaco. Unter seiner Ägide hat sich Monaco zu einem Zentrum fürs Electric Boating entwickelt.
Das kühn designte Rennboot soll durch Foils hoch über der Wasseroberfläche unterwegs sein, um minimalen Luftwiderstand und maximale Energieeffizienz zu erreichen.
Viele Partner vorgestellt – einer irritiert
Hergestellt werden sollen die Boote von Victory Marine. Kreisel Electric aus Österreich wird die Batterie für das elektrische RaceBird-Motorboot liefern. Die im PKW-Bereich bekannten Batteriebauer verfügen über eine patentierte Kühltechnologie, um die erforderliche hohe Dauerleistung erzielen zu können. Kreisel hat auch den Antriebsstrang für das elektrische Rennboot SAY 29 E Carbon mitentwickelt.
Die von den Österreichern verwendeten Akku-Module entsprechen dem DNV-GL-Marinestandard. Auch Navico wird als Partner dabei sein und soll spezielle Navigations- und Schiffselektronik seiner Marke Simrad liefern.
Anlass der Präsentation war das erste Monaco Smart and Sustainable Marina Rendezvous. Hier trafen sich, so die Aussage der Veranstalter, „die wichtigsten Akteure des Sektors“ wie Reeder, Werften, Start-ups, Industrielle und Investoren. Dazu zählte die Sprecherin des Veranstalters auch zwei Prinzessinnen des saudi-arabischen Königshauses.

Wie am Montag bekannt wurde, kommt auch ein Teil des Geldes für die E1-Rennserie aus dem nahen Osten. Der Public Investment Fund (PIF), offizieller Investmentfonds des saudi-arabischen Regimes, stieg Anfang des Jahres als Investor in das Projekt ein.
Konsequenter Schritt für Brunswick
Anfang September hatte die Muttergesellschaft Brunswick den Zukauf eines Herstellers von Lithium-Batterien bekanntgegeben. Mit der Übernahme von Relion Battery aus Seattle investiert der US-Konzern in seine E-Kompetenz. Bisher ist Relion vor allem bekannt durch Niedervolt-Akkus für Golf-Caddies, Camping und Reinigungsmaschinen.

Der Firmenname Relion ist auf englisch ein schönes Wortspiel – und bedeutet übersetzt „Verlassen Sie sich drauf“. Die Packages von Relion finden auch bei Segelbooten und Solar-Minikats Verwendung. Außerdem hat Brunswick angekündigt, ein neues Technologiezentrum für Elektrifizierung in Michigan einzurichten, als einen weiteren Schritt der im Frühling angekündigten Neuausrichtung.
Und wo werden die schnellen E-Motoren zu sehen sein? Die Wettkämpfe mit dem Racebirds sollen „in Ufernähe in städtischen Gebieten“ ausgetragen werden, heißt es von den Organisatoren. Machbarkeitsstudien in großen europäischen Städten, darunter Rotterdam und mehrere Standorte in Ungarn, sollen in Kürze starten.