Zuzana Prohazka, US-amerikanische Jurorin des Best of Boats Awards, zeigte sich nach ihren Tests angetan. „Mit dem Unterwasserauspuff, ohne wirklich merkliche Vibrationen und kaum einem Motorengeräusch, fragt man sich, ob die Motoren überhaupt laufen.“
Prompt und verlässlich
Die Caymas 28 HB – einem klassischen Anglerboot, mit dem Sportfischer möglichst schnell zu den Fanggründen offshore fahren – ist gut, um die souveräne Beschleunigung zu erleben und die ideale Marschfahrt als Cruiser, die hier bei rund 20 Knoten liegt. Am ehesten vergleichbar mit in Europa bekannten Modellen ist der Fischer-Flitzer beispielsweise mit der etwas stärker motorisierten Wellcraft 355.
Bei Kurvenfahrt zeigen die Motoren erneut, dass sie prompt und verlässlich reagieren – kein Luftziehen, kein merkliches Absinken der Drehzahl. Mit der Caymas 28 HB aus Tennessee erreichen wir 46 Knoten in den dunkelbraunen Gewässern des Lake X – das entspricht 85,29 km/h. Der Boat Captain berichtet, dass sogar 47,6 Knoten erreicht wurden. Beeindruckend, wie schnell wir mit diesem Doppelstufenrumpf von Michael Peters Yacht Design zum Fisch kommen können.
Geh’ und spiel’ mit dem Riesen
Zwei Nummern größer ist die Freeman 47. Das Motto der Werft: „Anders als alles, was Sie je erlebt haben.“ Ich stimme zu. Dazu trägt sicher die Tatsache bei, dass hinter dem loftgroßen Achterdeck für viele, viele Angler gleich vier der 400 PS starken V10-Verados montiert sind. Was geht? Geführtes Fahren – ans Steuer dürfen wir nicht.
Der Antritt ist dabei ebenso leichtfüßig wie kraftvoll wie bei allen anderen Booten, die wir an beiden Testtagen kennenlernen. Die vierblättrigen Revolution-X-Propeller mit 27 Zoll Steigung tun das Übrige, um das Boot in 8,1 Sekunden auf 26 Knoten Fahrttempo zu bringen. Dabei herrscht weitgehend Ruhe vom Heck her. Nur bei der Übung, das Boot exakt auf der Stelle zu halten – mehr zu Skyhook weiter unten im Text – arbeiteten die vier Kraftpakete sehr geräuschvoll.
Mit 64 Knoten, entsprechend 119 km/h, schiebt das Mercury-Quartett uns acht Journalisten und das schwere 14-Meter-Boot über den See. Der Verbrauch ist mit 133,5 Gallonen – entsprechend 505 Litern – pro Stunde beim Maximum allerdings auch relativ aus der Zeit gefallen.
Auch den „Captain’s Call“ gibt es immer noch. Wahlweise lässt sich der Motor annähernd stumm schalten, oder aber mit kehligem V8-Brummen betreiben, „wenn du die PS so richtig hören willst“. Nö, heute nicht.
Wolke auf dem Wasser
An Bord des Pontonboots Harris 250 Grand Mariner erwarte ich nicht viel: ein Sofa auf dem Wasser. Etwas zum eher gemächlichen Tuckern, nicht wahr? Dieses Vorurteil hatte mich für Jahre getäuscht. Die beiden Pontons sorgen dafür, dass das Boot ähnlich einem Katamaran auf dem Wasser zu floaten scheint – und geringer Widerstand ist bekanntlich gut fürs komfortable, treibstoffsparende und auf Wunsch schnelle Fahren.
Die Pontons wirken wie Wavepiercer. Sie schneiden die Wellen wie weiche Butter und sorgen für tolle Spurtreue auch bei Highspeed. Unsere Wolke auf dem Wasser erreicht 41 bis 43 Knoten auf dem See, und wir fragen uns: Kommt bald Sturm auf? Es ist aber nur der orkanartige Fahrtwind, der das Haupthaar ergrauter Bootstester umschmeichelt.
Dem Komfort-Programm der Werft entsprechend, erfreut mich die Harris 250 auch durch die Integration der drei Motoren an Bord – dem Hauptmotor und zwei Bug- und Heckmotoren – mit dem Joystick. Die Motorguide-Trollingmotoren vorn und hinten fahren bei Bedarf herunter ins Wasser und dienen als Ersatz für traditionelle elektrische Bug-und Heckstrahler.
Die Magie entsteht dann, wenn man mit dem Joystick das Boot beim Anlegen punktgenau Richtung Steg dirigiert. Das macht Spaß, besonders wenn man – wie auf einem Sofa – mit zwölf Freunden bequem weit oben sitzt.
Dass Pontonboote noch immer das am schnellsten wachsende Boots-Segment in den USA sind, verwundert angesichts der Komfort-Versessenheit der Amerikaner nicht. Universell beliebt sind die floating hi-speed couches als Sport-, Ausflugs- und Dinner-Boot – nur schnell und bequem muss es sein.
Macht die Sea Ray zur Rakete
Die brandneue Sea Ray 260, die wir ebenfalls in Florida kennenlernen, fährt sich mit dem V-10 Verado als Einzelmotorisierung beinahe zu gut. Die 350-PS-Variante des neuen Verado V-10 ist das Maximum, das sinnvoll sind. Mit einem 300 PS starken Motor sind Eignerin oder Eigner ebenfalls bestens bedient.