Denn das Boot geht so geschmeidig zu Werk, dass sich am Steuerstand nur wenig durch Fahrfehler verderben lässt. Und es ist leise. Diese verbesserte Mittelsektion im Motor selbst – von Mercury selbst schlicht Advanced Mid Section genannt, dessen Kürzel AMS wir uns merken sollten – sorgt dafür, dass der Motor wie isoliert vom Boot sein Werk verrichtet.
Wir erreichen auf dem See die – wenige Tage zuvor schon einmal vom Werksteam gemessene – Höchstgeschwindigkeit von fast 46 Knoten, bei 6.381 Umdrehungen pro Minute und einem immer noch angenehmen Motorengeräusch. Die 26 Fuß lange Runabout läuft, wie alle unsere Testboote, mit einem Revolution-X-Prop mit 20 Zoll Steigung. Bei höherer Drehzahl hat der Motor noch ungewöhnlich viel Reserven. Jeder Schubs am Gashebel führt zu weiterem Schub – deutlich merklich bis in die höchsten U/min-Lagen.
Interessant ist der Blick auf den Spritverbrauch bei unterschiedlichen Drehzahlen: Das Optimum – also die maximale Reichweite – bei Gleitfahrt liegt bei 4.000 U/min, wobei das gesamte Band von 3.500 bis 5.000 U/min auf einem vergleichbaren Niveau liegt. 310 Kilometer Reichweite bietet das Boot bei 4.000 U/min mit einer Füllung des 283 Liter fassenden Tanks.
Die neue Sea Ray 260 ist, in allen Motorvarianten, ein rundum freundliches Schiff für Familien und sportliche Touren – und damit meine ich Wassersport am Haken oder auf dem Board, nicht Flitzen. Mehr zur Sea Ray 260 in Kürze im float-Bericht.
Von Props und Generatoren
Neu sind die auf den V10 Verado abgestimmten Revolution-X-Propeller. Mit großem Durchmesser, breiten Flügeln und – das ist die dritte Zutat – einer niedrigen Getriebeübersetzung geben sie dem ohnehin starken Motor große Durchzugskraft – wie wir an Bord merken werden. Merke: Je größer die Steigung ist, umso mehr Schub nach vorne kann der Propeller leisten.
Mit starken Lichtmaschinen im Motor will Mercury die Stromerzeugung per Generator an Bord überflüssig machen. Die als Extra in den V10 integrierbare 48/12-Volt-Lichtmaschine kann mit dem Bordstrom-Managementsystem Fathom e-Power gekoppelt werden. Lithium-Ionen-Akkus versorgen alle „Hotel Loads“, also Stromverbraucher an Bord und werden von den Motoren selbst permanent aufnachgeladen.
Am Lake X, dem Testzentrum von Brunswick, hatte das System seinen Auftritt als Sidekick: Ursprünglich von Mastervolt entwickelt, wird Fathom jetzt unter dem Namen der Brunswick-Marke Navico vermarktet. Namensgeber für Fathom ist übrigens die klassische nautische Einheit Faden für Tiefenmessungen. Ein Faden entspricht sechs Fuß oder der Spannweite beider Arme eines ausgewachsenen Mannes. Sagt Wikipedia.
Integration in die Mercury-Welt
Sehr nützlich ist die Integration aller Bedien- und Hilfssysteme, die Mercury Marine bietet, in den neuen Motor. Dazu gehört die Fahrt mit zuvor gesetzten Wegepunkten im Autopilot-Modus. Zusammen mit dem automatischen Trimm kommt das Bootfahren hier dem Autofahr-Komfort schon sehr nahe.
Auch der virtuelle Anker Skyhook, bei dem die Motoren das Boot GPS-gesteuert auf derselben Position halten, ist so ein SmartCraft-Feature. Es ist sinnvoll in flotten Fließgewässern, wenn man vor der Schleuse wartet, oder beim Umsteigen von Boot zu Boot auf See.
Speziell ist das Mercury-System durch drei verschiedene Modi. Entweder ist die Bootsspitze der Fixpunkt, und das Boot schwoit um den Bug herum. Oder, beim Drift Hook, ist das Heck fix. Oder das Boot behält die Ausrichtung, in der es bisher gewesen ist.
Die Ansteuerung von Bug- und Heckstrahler, deren punktgenaue Bedienung einige Kenntnis erfordert, ist in den Joystick integriert. So kann die komplette Steuerung bei Hafenfahrt oder kleinteiligen Manövern auf See einfach über den Drehknauf des Joysticks gemacht werden. Und so muss man nicht, der vielarmigen Hindu-Göttin Kali gleich, die Rumpfdüse separat nutzen.
Technische Daten Mercury V10 Verado
Leistung: 400 / 350 PS
Hubraum: 5,7 Liter
Gewicht: 316 kg
Zylinder: 10
maximale Drehzahl (U/min): 6.400
Getriebeübersetzung: 2,08:1
Schaftlängen: 20, 25, 30, 35 Zoll
Aussicht auf mehr
Mercurys 2021 vorgestellter V12-Verado war der erste Außenbordmotor der Welt, der über ein automatisches Zweigang-Getriebe verfügt. Der neue V10 Verado muss ohne dieses Feature auskommen. Auch das spektakuläre Feature, dass sich nur die Antriebseinheit unter Wasser neigt, aber nicht der gesamte Motor, ist dem größten Verado vorbehalten.
Dafür gibt es bereits eine weitere Ankündigung – Achtung, Spoiler: Die V10-Verado-Motoren sind mit dem neuen elektrischen Steuersystem von Mercury für Multi-Außenborder kompatibel, das im Februar 2023 auf den Markt kommen soll. Etwa zeitgleich wird der Launch des ersten Modells von Mercurys neuer Elektro-Außenborderserie Avator erwartet. Viel Zukunft voraus.