Es geschieht nicht so häufig, dass ein Wassersportmagazin zum Schlüssel einer Rettung wird. Und doch ist es float passiert. Es war der Artikel Irgendwo im Nirgendwo, der einen Leser auf die Idee brachte, dass er genau der Richtige sei um Sebastian Kummer aus seiner Notlage im Mittelmeer zu befreien.
Er griff zum Hörer und rief in der Redaktion an. Er könne den deutschen Segler mit Wohnsitz in Wien nach Hause bringen, sagte er. Ich hörte ihm zu war aber skeptisch. Als er Kummers Handynummer haben wollte, ließ ich mir seine Mailadresse geben und informierte Sebastian, der auf dem Katamaran namens „Blu“, einer Lagoon 46, schon seit Wochen in einer Bucht zwischen Griechenland und Türkei ausharrte – in der schönsten Quarantäne der Welt, wie er sie nannte.
Am 20. Februar war Sebastian Kummer in Les Sables d’Olonne mit Freunden zu einem Überführungstörn aufgebrochen. Am 9. März erreichte ihn, kurz vor Mallorca, die Nachricht von der Schließung Italiens. Corona war in Europa angekommen. Kummer beschloss, die Überführung nach Göcek in die Türkei einhand zu wagen, und er empfahl seinen Freunden, von Mallorca nach Hause zu fliegen.
Allein brach er auf Richtung Sizilien, durchquerte die Straße von Messina ins Ionische Meer, wurde vor der türkischen Grenze von der griechischen Polizei vertrieben und suchte Schutz in einer Bucht. Hier bleib er für viele Wochen.

In Kroatien wartete der freundliche Helfer
Die Rettung aus dem Niemandsland – das, wie Sebastian Kummer später preisgab, die Bucht Bozukkale gewesen war – kam tatsächlich zustande, und der Segler schaffte es, auf einem abenteuerlichen Segeltörn über Göcek, wo er die Lagoon 46 gegen einen kleineren Katamaran tauschte, nach Kroatien. Dort wartete schon der freundliche Helfer vom Telefon. Gemeinsam fuhren sie zurück nach Wien.

Am nächsten Morgen erschien unser Beitrag Rettung aus dem Niemandsland. Wir hatten Jens Brambusch, unseren Autor, der in der Türkei auf seinem Segelboot lebt, auf dieses Thema angesetzt. Er ist Segler, kennt die Türkei, kennt das Revier, ist ein hervorragender Journalist und wir arbeiten sehr gut zusammen. Er hatte schon ganz andere Dinge aufgedeckt in seinem vorherigen Leben und war genau der Richtige, um dieses Thema zu begleiten. Ich bat ihn, ein Interview mit Sebastian Kummer zu führen, das dann zu dem besagten Anruf führte.
Zuerst telefonierten die beiden Segler miteinander, dann waren sie während der „Rettung“ in engem Kontakt. Aber persönlich trafen sie sich nicht. Erst Monate später, da war Sebastian Kummer schon wieder beim nächsten Segeltörn auf dem Wasser, kam es in der Türkei zu der persönlichen Begegnung. Und zur Idee, aus Kummers ganz besonderem Lockdown ein Buch zu machen.
Das Buch kommt heute heraus
Auf 270 Seiten beschreibt Jens Brambusch in seinem neuen Buch „Mit Kummer ohne Sorgen“ die abenteuerliche Odyssee des Wiener Wirtschaftsprofessors. Taucht ein in dessen Logbuch, in seinen gesamten digitalen Nachrichtenverkehr während der zwei ungewissen Monate an Bord des Katamarans. Er führt lange Gespräche mit Sebastian Kummer in Göcek und viele Telefonate.
Dann setzt er sich hin und schreibt. Er schreibt mit der unglaublichen Geschwindigkeit eines Wirtschaftsjournalisten und dem Talent einer Edelfeder – wie man die Besten der schreibenden Zunft nennt – das Buch in wenigen Wochen.
Er bringt Sebastian Kummer, den Segler, den Professor, den Optimisten und Abenteurer, seinen Lesern und Leserinnen ganz nahe. In vielen persönlichen Momenten lernen wir einen Mann kennen, der in dieser Extrembelastung immer menschlich bleibt und klug und umsichtig agiert. Brambusch fühlt sich hinein in den Segler, der ihm mit seiner Liebe zum Leben unter Segeln ähnlich ist.
Niemand stirbt in diesem Corona-Krimi
Das Buch liest sich wie ein Krimi und ist spannend in jedem Moment. Chronologisch aufgebaut, beginnt die Reise in Frankreich und endet in Wien. Die Leser erfahren viel über das Einhandsegeln auf einem Katamaran. Sie lesen, wie Kummer schwierige Situationen meistert, die ihm das Wetter und die Route stellen. Sie erfahren, wie und warum Kummer langsam zum Medienstar wird, und sie erfahren natürlich auch die Hintergründe der Rettung, soweit sie bekannt sind. Denn auch Sebastian Kummer weiß nicht alles. Besser so, sagt er.

Der Autor Jens Brambusch
Jens Brambusch, Jahrgang 1972, arbeitete als Reporter bei der Financial Times Deutschland und nach deren Einstellung bei dem Wirtschaftsmagazin Capital. Sein Schwerpunktgebiet: Wirtschaftskriminalität. Einige seiner Reportagen wurden mit Journalistenpreisen ausgezeichnet. Mitte 2018 beschloss Brambusch, dem Journalismus den Rücken zu kehren. Er kündigte den Job, verkaufte seine Wohnung und zog auf ein Segelboot. Seitdem schippert er durch die Türkei, schreibt für float – und Bücher mit Bezug zum Wasser.

Von Jens Brambusch & Sebastian Kummer
Selbstverlag, Wien 2020
268 Seiten, Paperback
ISBN 979-8-66747-318-3
16,90 Euro
Das Buch ist im Selbstverlag erschienen.
Zu beziehen ist es über die Website Mit Kummer ohne Sorgen oder über Amazon.
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