Bluenav arbeitet nach eigenen Angaben an weiteren Funktionen. So sollen bald autonomes Parken und „Dynamic Positioning“ möglich sein, also das permanente Verweilen an einer zuvor definierten Position. Diese revolutionäre Funktion hatte kürzlich Volvo Penta mit seinem Assisted Docking System (ADS) vorgestellt. Auch der Bluespin-Motor ist dabei als Festeinbau möglich, ebenso wie als einziehbare Variante.
Die Ringmotoren, wie Bluenav die Antriebe nennt, sind besonders bei niedrigen Drehzahlen hoch effizient. Das Verdränger-Lotsenboot „Strad“ mit acht Tonnen Gewicht und einer 65 PS starken Maschine erhält durch zwei einfahrbare Bluespin-Motoren mit je 16 PS eine Reichweite von vier bis fünf Stunden bei sechs bis sieben Knoten Reisegeschwindigkeit, teilt Bluenav mit.
Bionischer Delfin-Motor von Finx
Noch einen Flossenschlag weiter geht Finx, und zwar wortwörtlich. Das Antriebskonzept verabschiedet sich gänzlich vom Propeller. Bewegt wird hier nur noch eine Membran, die wie ein Wellendichtring aussieht. „Meerestiere brauchen schließlich auch keinen Propeller, um von der Stelle zu kommen“, sagt Finx-Gründer Harold Guillemin aus Paris. Seine Erfindung ist ein Musterbeispiel der Bionik, also von Tier- und Pflanzenwelt abgeleiteter Technologie.

Seine Membran ist in ihrer Arbeitsweise der Schwanzflosse von Delfinen nachempfunden. Guillemin hat das Funktionsprinzip von Pumpen, die beispielsweise zur Unterstützung der Herztätigkeit entwickelt wurden, übernommen. Zehn Jahre und fünfzehn Patente später hält er die Technologie für marktfähig. Eine wellenförmige Membran aus Elastomer schwingt in niedriger Frequenz, pumpt so das Wasser durch den Ring und erreicht Vortrieb.
Finx dreht das Delfin-Prinzip allerdings auf den Kopf. Die Membran oszilliert mit hoher Frequenz und niedriger Amplitude. Die schlängelnden Bewegungen erzeugen einen Sog, der das Wasser durch kleine Kanäle rund um den Ring ins Innere des Kreises zieht. Von dort wird es durch einen horizontalen Auslasskanal ausgestoßen. So entsteht Vortrieb. Die oszillierende Vor- und Rückwärtsbewegung rufen zwei Elektromagneten hervor.
Das Delfinprinzip auf den Kopf gestellt
Die Leistungssteigerung wird damit erreicht, dass der Wasserstrahl in einer Richtung in Bewegung gesetzt wird – während ihn ein Propeller zusätzlich in Rotation versetzt, was mehr Energieeintrag verlangt. Laut Finx spart das Verfahren bis zu 30 Prozent Energie. Weitere Vorteile: Wartungsaufwand und Verschleiß sind weit niedriger als beim Schraubenantrieb. Während beim rotierenden Propeller die Verletzungsgefahr immer präsent ist, spielt sie beim bionischen Delfinmotor keine Rolle. Offen bleibt, wie Guillemin die empfindlichen Einlasskanäle vor Verstopfung schützen will.
Aktuell arbeitet Finx an zwei Modellen. Der marktreife Fin5 leistet zwei kW/fünf PS und kann an Segelbooten bis drei Tonnen Gewicht eingesetzt werden. Die zweite Finanzierungsrunde läuft. Bis zu den Olympischen Spielen in Paris 2024 soll der Fin150 einsatzbereit sein. Der E-Motor wird mit Wasserstoff-Zellen angetrieben und erreicht 100 kW Leistung.
Ob Haifisch-Zähne oder Delfinflosse, dem konventionellen Propeller geht es an die Flügel. Das schützt die Umwelt und spart Energie – ein wichtiger Lichtblick für das arg gebeutelte Element Wasser.