Es war einmal … der Propeller. Vor rund 200 Jahren erfunden, musste er seine wirtschaftliche Überlegenheit gegenüber Segeln und Schaufelrädern erst beweisen. Heute gehört er ans Bootsheck wie die Insel aufs Wasser. Wird auch der Propeller bald Geschichte sein? Zumindest könnte seine Hegemonie als universell verwendbarer Antrieb unter Wasser demnächst enden. Denn diese drei Innovationen haben das Zeug dazu, ihm bald Konkurrenz zu machen.
Nr. 1 sieht aus wie ein futuristischer Eierschneider: Rim 6 ist ein innovativer Bootsmotor, der das Prinzip des Propellers umdreht. Statt einer zentralen Achse mit Flügeln daran, die sich dreht und damit Vortrieb erreicht, sind seine Flügel an einem äußeren, ringförmigen Rahmen angebracht. Eine zentrale Nabe entfällt. Auch das Ruderblatt kann man sich sparen. Apropos Sparen: Bis zu ein Drittel effizienter soll der Antrieb im Verhältnis zum konventionellen Propeller-Außenborder sein.

Seine Flügel sehen wie Zähnchen eines kleinen Seeungeheuers aus. So ließe sich mit den acht PS von Rim 6 vermutlich auch eine Currywurst oder eine Gurke schreddern. Der Clou an dem französischen Unterwasser-Häcksler: Seine Rotorblätter sind frei drehbar aufgehängt. Je nach Drehgeschwindigkeit des umlaufenden Rings richten sich die Antriebsmodule passend aus. Das hat den Vorteil, dass der optimale Anstellwinkel automatisch erfolgt, je nach Einfluss des durchströmenden Wassers.
Ohne Nabe und Welle
Rim 6 spart also doppelt Energie im Vergleich zum konventionellen Motor. Es entfallen Nabe und Welle, die Strömungsenergie ablenken, und darüber hinaus passt sich der Anstellwinkel von selbst dem umgebenden flüssigen Element an. Der Verzicht auf eine Nabe und flexible Dichtungen daran verspricht außerdem eine längere Haltbarkeit. Gegen Schäden bei Grundberührung geschützt ist er durch den umgebenden Ring auch. Kompakt ist er obendrein: Rim 6 wiegt nur 14 Kilogramm.
Rim 6 ist ein Produkt von Hy-Generation. Das Start-up ist in Vanne bei Lorient an der nördlichen Biskaya beheimatet und hält seine Entwicklung sowohl als Bugstrahlruder wie auch als Außenborder für kleinere Boote geeignet. Obwohl Rim 6 bisher nur als Vorserien-Produkt erhältlich ist, wird bereits eine Integrationslösung angeboten, um ihn als Außenborder am Heckspiegel anzubringen.
Die Innovation aus Frankreich gibt es natürlich nicht umsonst. Das Komplett-Paket mit Steuer-Elektronik und Halterung kostet 6.931 Euro. Für den notwendigen Satz Batterien sind noch einmal 5.712 Euro fällig. Ladeelektronik nicht inklusive. Man sieht: Auch die Preise sind (noch) zum Durchdrehen.
Hybrid-Motor Bluespin
Nach einem ähnlichen Prinzip arbeitet der Antrieb von Bluenav, die weiter südlich in Arcachon bei Bordeaux ihren Sitz haben. Das junge Unternehmen positioniert seinen Elektroantrieb als unkomplizierte Ergänzung zu einem großen Verbrennungsmotor – macht aus einem Boot also ein Hybridboot.

Mit einem Knopfdruck lasse sich der elektrische Ringmotor einschalten, sobald die Yacht im Hafen manövriert werden muss. Ist die hohe See erreicht, kann ebenso schnell wieder zurück zum Verbrenner gewechselt werden.
Als Juniorpartner in einem Hybridantrieb hat der Ringmotor Bluespin von Bluenav rund 20 PS, doch es werden auch Versionen mit 30, 45 und 70 PS angeboten. Testweise erhielt die zwölf Meter lange Motoryacht „Rock Emperor“, konventionell mit zweimal 250 PS angetrieben, zusätzlich zwei Bluespin-Maschinchen der kleinsten Leistungsstufe.

Sie lösen die Verbrennermotoren ab, wenn unter Land und im Hafen die letzten Meter zurückzulegen sind. Der eigentliche Vorteil: Die Umwandlung vom Verbrenner zum Hybridboot erfolgt im Handumdrehen, berichtet Bluenav.
Akkus einbauen und verkabeln
Die einzige Umbaumaßnahme sei der Einbau der Akkus sowie die Verkabelung, teilt das Unternehmen mit. Zum System gehört auch eine Schnittstelle mit Bedienoberfläche, über die sich Daten zu Strömung, Position und Geschwindigkeit auswerten lassen, um den optimalen Zeitpunkt zum Umschalten zu finden.