Das Navi gehört zum Boot wie der Anker und der Festmacher. Doch wer kein eigenes Boot hat, höchstens ein paar Mal im Jahr chartert oder mit Freunden segelt, für die lohnt sich selten die Anschaffung eines Kartenplotters zur Navigation. Was dann? Zum Beispiel ein Smartphone und Open CPN.
Open Source ist zum Glück auch in der Seefahrt ein Thema: Hier gibt es nämlich OpenCPN, ein inzwischen recht bekanntes freies Navigationsinstrument, das alle kostenfrei nutzen dürfen. Die Software ist für nahezu jede Software-Plattform verfügbar, sei es für Windows, Mac oder auch für den Raspberry Pi, für Ubuntu, Debian etc. – und natürlich auch für Android.


Als Anwender dachte ich mir: Das ist doch genau das, was ich mir wünsche: Ich erarbeite meine Törnplanung zu Hause an meinem gewohnten Rechner mit dem gleichen Programm, welches ich dann später auf dem Boot nutze.
Zwei Apps stehen zur Wahl
Charterkunden werden heutzutage auf so gut wie jedem Boot eine elektronische Navigation vorfinden. Doch wer die Handhabung nicht gewohnt ist, braucht eine Weile, bis sie oder er mit dem Gerät sicher umgehen kann. Nur deswegen haben die meisten Crews inzwischen auch ihr eigenes Equipment mit dabei.
Beim ersten Blick in den Playstore stolpere ich direkt über mehrere Apps mit dem Namen OpenCPN. Hier gibt es beispielsweise eine kostenlose, angeboten von Maison Automatique, und eine kostenpflichtige – für 10,44 Euro – von Dave Register. Ja, der Anbieter heißt wirklich so.
Der Blick auf die letzte Aktualisierung und der Vergleich mit der Webseite von OpenCPN bringt dann schnell Klarheit. Die Gratis-Software von Maison Automatique ist bereits seit fünf Jahren nicht mehr aktualisiert worden, während die von Dave Register dem Versionsstand von OpenCPN entspricht und auch als offizielle Version verlinkt ist. Das stiftet Vertrauen!
Zehn Euro sind nicht viel
Als hauptberuflicher IT-ler weiß ich, wie viel Arbeit hinter einer App steckt. Von daher sind rund 10 Euro auch nicht zu viel. Überdies habe ich ja durch meine Kenntnisse von OpenCPN auf Windows schon eine grobe Ahnung, was mich erwartet.
Die Installation der App ist erst einmal simpel. Dann aber heißt es: Seekarten hinzufügen. Für meinen Test entscheide ich mich für die freien Seekarten von OpenSeaMap. Selbstverständlich kann man aber auch viele andere – auch offizielle – Seekarten in das Tool importieren.


Jedoch dürfte das Einbinden der Karten von OpenSeaMaps für viele Nutzer bereits einen Stolperstein darstellen, da es händisches Vorgehen und das Wissen über den Aufbau des Programms benötigt.
Gratis-Doku im Playstore
Zum Glück gibt es im Playstore aber auch eine kostenlose Doku, die man sich installieren kann. Es wird über sämtliche gängigen Betriebssysteme informiert. Auch für Android finde ich eine Anleitung, wie ich am Einfachsten zu Seekarten komme.
Ich habe zum Beispiel die Karten für die Nord- und Ostsee herunter geladen. Diese kommen komprimiert in zwei ZIP-Archiven mit einer Gesamtgröße von 1,23 GB. Entpackt sind es dann knapp 4.000 Dateien mit einem Volumen von zusammen 2,5 GB. Diese müssen dann direkt auf dem Android-Gerät zur Verfügung stehen.
Vom PC aufs Smartphone
Anschließend gilt es, den Speicherort der Karten in der App einzustellen. Der nächste Schritt: Ich will meinen ausgearbeiteten Törn vom PC auf mein Mobiltelefon übertragen. Grundsätzlich gibt es dafür die Möglichkeit, eine Route als GPX-Datei zu exportieren und dann wieder zu importieren.
Mich interessiert nun, ob ich dies auch ohne Export/Import bewerkstelligt bekommen würde. Gespeichert werden Routen für die Navigation in der Datei navobj.xml. Also kopiere ich die Datei vom Rechner auf das Handy in das Dateisystem der OpenCPN-App – und siehe da: Die Route wird augenblicklich dargestellt!
Spartanische Oberfläche
Wer schon einmal mit OpenCPN gearbeitet hat, weiß: Man findet damit sozusagen die eierlegende Wollmilchsau vor. Die Oberfläche wirkt zwar sehr spartanisch und – verglichen mit den heutigen Design-Standards – erinnert sie etwas an frühere Zeiten. Das wird man im ersten Moment unattraktiv finden.
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen
Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.
5 Kommentare
Mit einer weiteren App AIS SHARE von ebctech (meiner App) und einen DVB-T USB Stick kann man sich auch einen echten AIS Empfänger basteln und die AIS Ziele in OpenCPN oder auch Navionics anzeigen lassen.
Natürlich keine professionelle Lösung in Punkto Sicherheit aber als Gadget oder im Hafen zum kurz nachschauen ganz nett.
@GER422: Danke für die Info. Hätte mir die App fast gekauft. Aber ohne Tiefen absolut sinnlos und hätte auf jeden Fall in den Artikel gehört. Ich bleibe dann mal bei DK
Wie im Artikel extra erwähnt, kann man auch amtliche Seekarten importieren, diese beinhalten auch Tiefenangaben. OpenSeaMaps ist nicht zur Navigation geeignet und wurde hier nur der Einfachheit wegen genutzt. Wie im Artikel geschrieben, sind für eine echte Navigation selbstverständlich amtliche Karten zu verwenden. OpenCPN ist lediglich das Werkzeug, mit dem man auf Basis von Karten (die Wahl liegt hier beim Benutzer) planen, navigieren und dokumentieren kann. Die Unzulänglichkeiten von OpenSeaMaps sind nicht Bestandteil des Artikels gewesen.
Open Sea Map? Ernsthaft? Das ist völlig unsinnig. Was will man mit einer Navi App, die keine Wassertiefen anzeigt? Da kann man auch Google Maps nehmen. Wäre gut, so eine wichtige Info in einem solchen Artikel auch zu schreiben.
Und die Beschreibung der Installation ist schon ein wenig nerdig. Wer tut sich den Kram denn an?
Da man sowieso Papierkarten benötigt, kann man diese von NV oder DK dann auch kostenlos auf den jeweiligen Apps digital nutzen, beide bieten mit dem Kauf der Kartensätze die Downloadcodes gratis mit an. Also sind die 10 Euro für OpenCpn völlig sinnlos. Das brauchen nur Nerds ohne Tiefgang. 🙂
Thomas Stasch antwortet Dir: Hallo lieber Leser,
OpenSeaMaps ist hier nur als Beispiel genannt. Wie Sie gelesen haben, können auch „echte“ Seekarten eingebunden werden. Und wie die Überschrift schon sagt: man muss ein bisschen „nerdy“ sein. Wer sich das aber zutraut und mit offiziellen Seekarten arbeitet (die dann logischerweise auch Tiefenangaben beinhalten), der kann die Software als super Ergänzung nutzen.