Manches ist aus gutem Grund gleich geblieben: Der integrierte Bordcomputer berechnet – wie schon in der vorherigen Generation – auf Basis von GPS-Daten laufend die Reichweite. Diese Prognose kann, wie gehabt, auf dem Smartphone gespiegelt werden. Alle neuen E-Motoren werden mit rund 4,5 Meter Anschlusskabel geliefert.
Torqeedo setzt auf kleine Motoren
Interessant ist, wie Torqeedo die Leistungssteigerung umgesetzt hat. Man habe sich für ein Konstruktionsprinzip entschieden, so Thomas Wiedemann im Gespräch mit float, dass auf kleine, leichte Motoren setzt, die hoch drehen und mit platzsparendem Planetengetriebe ausgestattet sind. Das Resutat, so der Torqeedo-Mann: „Damit sind die Cruise-Antriebe fast halb so schwer wie Produkte von Mitbewerbern.“

Torqeedo-Geschäftsführer Ralf Plieninger begleitet die technische Evolution in Gilching schon lange, und er erklärt die strategischen Ziele. „Die Cruise-Systeme sind die Zugpferde unserer Niedervoltpalette“, sagt er. „Sie treiben alles an, von emissionsfreien Wassertaxis bis hin zu Pontonbooten, Segelbooten und unbemannten Forschungsschiffen.“ Es sind Universalantriebe – sowohl für Freizeitboote unter Segeln und Motor als auch für die gewerbliche Schifffahrt, wo Torqeedo ein zweites starkes Standbein hat.
Evolution in Sachen Electric Boating
Es gibt auch neue Komponenten für die leistungsstarken Deep-Blue-Systeme von Torqeedo. Denn ein E-Boot fährt nicht vom Strom allein. Das neu vorgestellte 22 kW starke Landstrom-Ladegerät ist mehr als doppelt so leistungsfähig wie der Vorgänger. Und es ermöglicht die einfache Integration von AC-Bordgeneratoren.
Das zu Ende gehende Jahr war für Torqeedo deutlich merkbar ein großer Erfolg. Mit Projekten wie dem Riesen-Kat Ocean Explorer 72, der mit Deep Blue Hybrid läuft, habe man „große Fortschritte auf dem Weg zur emissionsfreien Schifffahrt“ gemacht, so Ralf Plieninger. Greenline wurde mit Deep Blue für die erste vollelektrische Charterflotte der Welt in Norwegen ausgewählt.
Und Frauscher brachte mit der TimeSquare 20 ein Boot mit zwei Cruise-Antrieben auf den Markt, die geschickt in den Doppelrumpf integriert sind. Auch RIB-Hersteller Zodiac hat vor kurzem eine komplette Baureihe elektrisch angetriebener RIBs auf den Markt gebracht.
Preis für erfolgreiche Kooperation
Auf der Metstrade, der weltgrößten Zubehörmesse der Bootsbranche, hat Torqeedo dieses Jahr wieder einen Award erhalten. In der Vergangenheit hatte der bayerische Hersteller hier zweimal den DAME Award, Europas wichtigste Auszeichnung für technische Innovationen, bekommen, noch dazu als Overall Winner.
Diesmal war es der junge Boat Builder Award, den Torqeedo gemeinsam mit Beneteau und dem Getriebezulieferer ZF Friedrichshafen erhielt. Die Auszeichnung in der Kategorie „Gemeinschaftliche Lösung zwischen Werft und Zulieferern“ gab es für das von float vorgestellte Projekt „Hybrid Sailing“.

Torqeedo und ZF hatten einen Beneteau-Katamaran des Typs Excess 15 erfolgreich mit dem neuen Deep-Blue-Saildrive mit 50 kW Leistung ausgerüstet. Der Prototyp ist ein Teil der Beneteau-Strategie, elektrische und hybride Antriebskonzepte in der gesamten Markenfamilie und Produktpalette umzusetzen. So will der Werftkonzern mittelfristig die eigene CO2-Bilanz verbessern – und einen wachsenden Markt bedienen.
Bemerkenswert an dem Excess-Projekt fand die Jury des Boat Builder Awards, dass über die Integration hinaus eine Internet-Plattform entstanden ist, die inzwischen auch Kunden dient. Das „Excess Lab“ entwickelte sich von einem Tool für Mitarbeiter zum Forum für die Marke, das Experten mit Eignern und potenziellen Käufern vernetzt. Es bleibt also spannend.