Das funktioniert so: Das Garmin Inreach ist standardmäßig für die Notfall-Kommunikation zuständig. Und als „Fallback“ gibt es ein Iridium-Handy an Bord.
Wer Wetterdaten will, investiert 550 Euro
An jährlichen Fixkosten für das klassische System Iridium Go oder Extreme, um auch Wetterdaten zu übertragen, muss man mit etwa mit 550 Euro rechnen. Wer den Festvertrag bucht, zahlt 48 Euro monatliche Gebühr, in denen jeden Monat zehn Minuten Telefonie und SMS fest integriert sind. Weitere Minuten werden zusätzlich abgerechnet.
Variante B ist die Prepaid-Lösung. Hier ist man mit 750 Euro im Jahr dabei; entweder inklusive 600 Gesprächsminuten oder 1.000 Minuten für Datentransfer. Das Gerät selbst kostet in der Anschaffung zwischen knapp 1.000 und rund 2.000 Euro – hängt davon ab, ob es nur an Deck benutzt wird oder man noch eine externe Antenne oder einen Einbauhalter benötigt.
Dazu Därr: „Sobald ich 30 mal Wetterdaten runterlade, bin ich billiger mit der Prepaid-Lösung. Es kommt sehr schnell der Punkt, wo die Prepaid-Variante sinnvoller ist als Grundgebühren. Weil ich beim Festvertrag feste Kontingente habe, die auf See zu wenig und im Hafen zu viel sind. Und ich kann die Kontingente nicht über das Monatsende forttragen.

Bei Iridium Prepaid bekommen Sie im Verbindungsaufbau jedes Mal einen Hinweis in englischer Sprache, wie viele Minuten Sie noch haben und wie lange die Laufzeit der SIM-Karte noch ist. Tatsächlich haben Sie zumeist mehr Minuten, als Sie verbrauchen können.
Ohne Guthaben kein Anruf
Einziger Nachteil der Prepaid-Lösung: Unterwegs aufladen kann schwierig werden, solange keine stabile Internetverbindung besteht. Daher sollten Skipper stets peinlich darauf achten, dass noch genügend Guthaben vorhanden ist. „Gehe ich über meine Laufzeit, wird das Gespräch unterbrochen“, sagt Därr. Segler können das aber auch über Fernaufladung lösen: Eine Kontaktperson zu Hause lädt für die Seefahrer Guthaben online auf.
Därr: „Ich hatte schon Leute, die mit Mastbruch auf dem Atlantik trieben – da haben wir uns um eine Aufladung gekümmert.“ Bei tausenden Kunden im maritimen Bereich komme das schon mal vor. Doch auch ohne Einheiten – aber noch mit Laufzeit – bleibt die Crew für eingehende Anrufe erreichbar. Grundsätzlich gilt: Man brauche ein betriebsbereites Gerät, um einen Notruf abzusetzen.

Wäre es nicht besser, wenn Notrufe auch ohne Gebühren möglich sind? Därr: „Der Wunsch ist naheliegend, doch bisher scheitert es an mangelnden internationalen Vereinbarungen.“ Bisher gebe es solche Regelungen nur innerhalb der EU. Es gibt einzelne Ausnahmen: Von Iridium aus ist – jedenfalls im Moment – zum Beispiel 911 gebührenfrei erreichbar, die US-Notrufnummer, weil es ein US-Netz ist. „Aber mit dieser Information gehen wir aktiv nicht hausieren“, sagt Därr.
Nicht auf die US-Notrufnummer hoffen
Beim Konkurrenten Inmarsat könne in Australien die dortige Notrufnummer 000 kostenlos gewählt werden. Aber in Europa ist die 112 nicht freigeschaltet. „Man muss jedem sagen: Für das Funktionieren geben wir keine Garantie. Wir können nur die Informationen weitergeben, die wir aus Erfahrung kennen, die im Handbuch stehen“, so Därr.
Der Geschäftsführer des Satkom-Portals warnt davor, auf die US-Notnummer zu spekulieren: „Einmal 1.000 Euro für das Handy und im Notfall auf den Knopf drücken – so einfach ist es nicht. Wir müssen dem vorbeugen, dass anhand einer nicht klaren Kommunikation einer auf den Knopf drückt, weil falsche Erwartungen bestehen. Stellen Sie sich vor, Sie stecken irgendwo auf der Welt in Schwierigkeiten, wählen die 911 – und dann werden Sie nicht weitergeleitet.“

Die Frage der Zuständigkeit sei nicht geklärt. „Eine Leitstelle in den USA muss nicht willens, bereit, zuständig und fähig sein, eine Rettung in Timbuktu oder in den Hoheitsgewässern Chinas zu steuern“, erklärt René Därr. Der Normalfall, für den diese Funktion bestehe, sei zum Beispiel ein Tourist, der im Nationalpark Yosemite hinfällt und sich ein Bein bricht. Dann ruft er 911 an und der Ranger kommt. Därr: „Es ist eben kein deutsches Netz.“
Es lasse sich auch nicht routen, wo der Anruf herkommt. Die Bundesnetzagentur sagt: Wenn uns jemand vom Sat-Handy anruft, haben wir keine Ahnung, wo der Anruf herkommt. Es ist komplex. Vor dem Ablegen sollte also jeder Segler prüfen: Habe ich einen gültigen Vertrag, habe ich Guthaben? So wie man beim Funkgerät prüft, ob die Akkus geladen sind.
Alternativen zu Iridium?
Iridium ist nicht das einzige globale Satelliten-Kommunikationsnetz. Allerdings erlaubt kein anderes System komplette Abdeckung inklusive der Polregionen. Wobei sich die Frage stellt, ob Segler jemals dorthin Kurs legen. „Als Nutzer muss man entscheiden: Brauche ich ein globales System?“, sagt auch René Därr. Darum geht es in Teil 2: Die Alternativen zu Iridium.