In den Ozeanen schwimmt mittlerweile so viel Treibgut wie im Mississippi nach einem Tropensturm. Etwa 12.000 Container gehen pro Jahr über Bord und lauern auf GFK-Rümpfe. Baumstämme und Nussschalen ohne AIS-Signal kommen hinzu. Mit bloßem Auge und Radar ist diesen Hindernissen knapp über der Wasserlinie nicht beizukommen. Aber mit dem Ortungssystem Oscar.
2018 von dem österreichischen KI-Spezialisten BSB Artificial Intelligence GmbH gelauncht, war Oscar Segelschiffen vorbehalten. Aber diesen Herbst kommt Oscar Sentry für Motorboote dazu. Zum Marktstart wurde es gleich auf der Bootsmesse Ibex in Florida mit dem Innovationspreis in der Rubrik „Safety Equipment“ ausgezeichnet.

Vendée Globe als Daten-Turbo
Oscar verknüpft zur Kollisionsvermeidung modernste Kameratechnik mit künstlicher Intelligenz. Eine ständig erweiterte Datenbank hilft Oscar beim präzisen Identifizieren der schwimmenden Objekte. Auf mehr als 300.000 Seemeilen wurden fünf Millionen Objekte aufgenommen und klassifiziert. Die letzte Vendée Globe hat als enormer Daten-Turbo funktioniert.
Bei der Vendée Globe waren 18 von 33 Schiffen mit Oscar bestückt. Zu den prominentesten Nutzern gehörten Kevin Escoffier und Boris Herrmann. Was sagen ihre Havarien über das Funktionieren des Ortungssystems aus? Escoffiers Yacht krachte kopfüber in eine Welle und zerbrach. Eine Kollision hatte nicht stattgefunden. Oscar war also in diesem Fall nicht zuständig.

Boris und Oscar
Bei Boris Herrmann machte während seiner Vendeé Globe ein technisches Problem dem Ortungssystem den Garaus. Patrick Haebig, Sprecher der BSB GmbH, stellt klar: „Wir können sagen: Im privaten Bereich haben wir bisher keine Reklamationen.“ Und er ergänzt: „Wir haben mit fast jedem der Vendée-Globe-Skipper Interviews geführt. Alle, mit denen wir sprachen, werden Oscar weiter verwenden.“

Dieses Jahr wurden an die 100 Systeme von Oscar zur Kollisionsvermeidung an Privatskipper verkauft. Über Updates können sie von den permanenten Verbesserungen profitieren. „Wir lassen die bestehenden Produkte nicht schleifen, sondern verbessern weiter, um mehr Performance zu bekommen“, erklärt Patrick Haebig: „Zum Beispiel warnen wir nur noch bei Kollisionsgefahr. Wenn Oscar erkennt, dass sich die Kurse nicht kreuzen werden, schlägt es keinen Alarm. Das erhöht den Komfort für die Nutzer. Ist das Schiff eh so gut wie vorbei, brauchst du keine Warnung.“
Oscar Sentry für Motoryachten

Da Motorboote keinen Mast haben, an dessen Spitze die Oscar-Kameras installiert werden können, wurde die Mindestinstallationshöhe von acht auf fünf Meter verringert. Diese Höhe erreichen die Aufbauten einer 42-Fuß-Motoryacht problemlos. Neu hinzu kommen größere Prozessorleistung, Schwenk- und Kippbarkeit der Kameraeinheit, ein Zoom und eine 360-Grad-Sicht.
Eine Augmented-Reality-Funktion erhöht die realistische Abbildung. Die neuen Features helfen sowohl bei Fahrt wie vor Anker. Motorbootfahrer unterscheiden sich von Seglern, so Patrick Haebig: „Bei Motorbooten wird oft der Autopilot eingeschaltet, losgefahren und keiner schaut wirklich nach vorne – aber unserer KI. Aber auch vor Anker bietet Oscar Sentry neue Möglichkeiten. Beim 360-Grad-Tracking kannst du sehen, wo sich deine Kids auf dem Wasser befinden. Oder man ortet ungefragte Besucher. Du kannst Tag und Nacht einen Alarm bekommen.“
Leben retten mit KI
Eine besondere Zielgruppe bilden SAR-Rettungsteams. Da Oscar Sentry nicht nur Objekte ortet, sondern sie auch weiterverfolgt, hilft es entscheidend beim Rettungseinsatz. Das menschliche Auge verliert unter ungünstigen Bedingungen – Welle, Gischt, Nebel, Regen – schnell die Menschen in Seenot aus dem Blick. Oscar Sentry bleibt dran.
Dank künstlicher Intelligenz lassen sich auf dem Wasser Havarien vermeiden und Leben retten. Die Oscar-Technologie geht als Avantgarde voran. Die Entwicklung auf den Weltmeeren macht es immer dringlicher, dass sie zum Standard wird.