Am 8. Juni ist der Tag des Meeres. Der 1992 beim Weltklimagipfel in Rio de Janeiro ins Leben gerufene Jahrestag World Ocean Day mahnt die Reinhaltung der Meere. Auf der ganzen Welt finden Projekte statt, die sich für den Schutz der Meere einsetzen – und letztlich für deren Rettung. Denn es steht aktuell nicht gut um die Ozeane.
Die Erwärmung und Versauerung der Meere durch das rapide zunehmende Kohlendioxid in der Atmosphäre und die weltweite Vermüllung durch Plastik sind eine ernsthafte Bedrohung. Unter der Meeresoberfläche schweben nicht nur Verpackungen und Plastikmüll bis zur Osterinsel. Auch mehr als 650.000 Tonnen sogenannter „Geisternetze“ schweben unkontrolliert durch die Ozeane. Dieser Abfall der Hochseefischerei wird zu tödlichen Fallen für Delfine, Robben, Wale, Schildkröten und natürlich für Fische, die sich darin verheddern und verenden.

Bei den gefährlich driftenden Fischernetzen setzen die Bracenets an. Aus dem Material ehemaliger Netze gefertigt, sind die Armbänder mit Magnetverschlüssen ein schönes Schmuckstück – und gleichzeitig ein Stück Meeresschutz. Die bunten Farben des Armbands variieren, je nach Herkunft des Netzes.
Netzknoten als Gedächtnisstütze
Gesehen haben wir die Bracelets zum ersten Mal auf der weltgrößten Bootsmesse in Düsseldorf. Die Idee dafür hatten Madeleine von Hohenthal und Benjamin Wenke 2015 in Ostafrika. Die Armbänder, die die beiden gestaltet haben, bestehen aus Netzfundstückchen, deren Ursprung erkennbar ist. Die Knoten sind dabei wie eine Gedächtnisstütze: Sie stehen für die Notwendigkeit zu handeln.
Die Bracenets sollen den Upcycling-Kreislauf schließen. Erst werden die Netze von Tauchern der gemeinnützigen Organisation Ghost Fishing geborgen. Von der norwegischen Firma Norfir werden sie anschließend gereinigt und nach Material sortiert. Ein großer Teil der Netze wird wiederum zu Nylongarn für Teppiche, Bademoden und Socken verarbeitet – das Recycling des Meeresmülls übernimmt praktischerweise ein Hersteller von Nylongarnen.
In Deutschland werden für die Bracenets die Netze weiterverarbeitet, unter anderem in Behindertenwerkstätten in Duisburg und Neumünster, mit denen die Hamburger kooperieren. Fair und nachhaltig zu produzieren ist ihnen das oberste Gebot. Ihr Wissen geben sie weiter. Die beiden Gründer halten Vorträge, sie beraten Firmen und sie unterstützen wissenschaftliche Projekte.
Guter Zweck wird zum Unternehmen
Das Projekt kommt so gut an, dass die Gründer heute 22 Mitarbeiter beschäftigen und neue Räume anmieten konnten. Gestartet hatten die beiden, die zuvor im Marketing tätig waren, ihr Projekt aus Überzeugung. Wegen des großen medialen Echos kamen immer mehr Unternehmen auf die Bracenet-Erfinder zu, die heute mit Madeleine von Hohenthal und Benjamin Wenke kooperieren.

Darunter sind Airlines wie Lufthansa und Fußballvereine wie Werder Bremen. Was das mit dem Schutz der Ozeane zu tun hat? Bracenet verkauft ihnen nicht nur Armbänder, sondern berät die Firmen auch. Airlines, die an Bord plastikfrei werden wollen, oder Fischer, die ihre Produktion mit ihrer Hilfe umgestellt haben. Die beiden „Netzwerker“ verstehen ihr Geschäft.
So bekommt Bracenet auch Netze, die nicht mehr zu reparieren sind, von Fischern direkt zugeschickt. Wer selbst unterwegs Netze findet, ob am Strand oder beim Tauchen, kann sie – nach vorheriger Ankündigung im Netquarter auf der Website – an Bracenet einsenden, wenn sie die richtige Beschaffenheit haben.
Nützliche Dinge dazugenommen
Als richtiges Unternehmen hat Bracenet seine Angebot inzwischen um nützliche Dinge wie Pullover, Schlüsselanhänger, Beutel und Taschen erweitert. Diese Produkte sind nach Angaben von Benjamin Wenke nachhaltig hergestellt und werden ebenso verpackt. Die Bracenets sind aber noch immer das Hauptaugenmerk der Macher. Das schöne Armband kommt im Baumwollsäckchen.


„Jedes Bracenet mehr bedeutet nicht nur ein Stück Geisternetz weniger, sondern kann einen bewussteren Umgang mit sich selbst und unserer Erde schaffen“, sagt Madeleine von Hohenthal über ihr gemeinsames Projekt Bracenet. Ein kleines Armband mit großer Wirkung.