Meer oder Binnengewässer? iPhone oder Android? Motorboot oder Segeln? Manche Dinge sind einfach kontrovers. Dazu gehört die Frage, ob man Rettungswesten verpflichtend an Bord tragen sollte – oder eben nicht. Aktueller Anlass ist die Veröffentlichung des Untersuchungsberichts über einen tödlichen Personenunfalls an Bord der Charteryacht „Desdemona“ im September 2015 durch die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) am 26. April.
In der begleitenden Presseerklärung heißt es, dass sich die BSU bei der Analyse des Unfallgeschehens ausführlich mit den für deutsche Seesportboote geltenden „Regeln zur Ausrüstungs- und Tragepflicht von Rettungswesten“ beschäftigt habe. Dabei wurde festgestellt, dass es lediglich für zur Vermietung bestimmte Charteryachten eine Ausrüstungspflicht mit Rettungswesten gibt. „Eine Tragepflicht existiert dagegen weder auf Charterbooten noch auf Seesportbooten, die rein privat genutzt werden.“ Sollte es also eine Tragepflicht für Rettungswesten geben oder nicht?
Es dauerte nicht lange, da wurde dieses Thema in den sozialen Netzwerken aufgegriffen und kontrovers diskutiert. Viele sagten, sie würden immer eine Rettungsweste tragen. Komisch! Wenn ich auf dem Wasser unterwegs bin, begegne ich diesen Leuten selten. Dazu passen dann vielleicht auf Kommentare wie diese drei:
Naja, ich bin auch eher auf der sicheren Seite unterwegs, aber bei 3 Bft und 25° Wassertemperatur ist es schwierig den Grund zu erklären, zumindest wenn man nicht der Einzige an Bord ist der ein sauberes MOB-Manöver fahren kann
Zum Glück segle ich äußerst selten in D ;). So ‘ne Pflicht würde ich – sofern opportun – genauso missachten wie die Helmpflicht
In den ruhigen Gewässern der Ionischen Inseln trägt kaum einer Weste. Ich würde auch keine Tragepflicht akzeptieren. Es MUSS im Ermessen des Skippers bleiben!

Ich meine mich noch daran erinnern zu können, als in meiner Kindheit die Gurtpflicht fürs Auto kam. Damals wurde auch gemault. Und am eigenen Leib erfahre ich das auch regelmäßig: Wenn ich als Skipper darauf bestehe, dass jeder an Bord eine Weste trägt, ernte ich Widerspruch. Schlimm drücken würden die Westen, und außerdem es wäre doch ruhig auf See. Bei 7 Beaufort würde man eine Rettungsweste (vielleicht) anziehen.
Eigentlich ist es erschreckend, dass viele Menschen der Meinung sind, ihnen könnte nichts passieren. Über Bord zu gehen mit anschließender Bewusstlosigkeit kann ohne getragene Weste schnell zum Tod führen. Ein vermeidbarer Unfall. Was ist so schlimm an einer Weste? Eine gut eingestellte Rettungsweste stört nicht und ist auch nicht unbequem.
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger bringt es auf Ihrer Internetseite sicher-auf-see.de mit einem Satz ganz einfach auf den Punkt: „Das Tragen einer Rettungsweste sollte nicht nur für Kinder eine Selbstverständlichkeit sein.“
Ich für meinen Teil habe nichts gegen eine solche Pflicht! Für die, die trotzdem „ohne“ unterwegs sein wollen: Nehmt wenigstens einen Peilsender mit, damit man euch findet.
5 Kommentare
Ein Schreibfehler: „Rettugnswesten“ statt „Rettungswesten“.
Korrigiert! Herzlichen Dank für den Adlerblick, Uwe.
„Oben ohne“ finde ich total verantwortungslos. Geht doch gar nicht. Und dann müssen die Retter ausrücken und im Dunkeln nach leichtsinnigen Vermissten suchen. Alles wegen Eitelkeit! Gerne sind’s auch mal Angelkahnkapitäne, die nicht nur keine Weste, sondern dann auch nur ein Handy für den Notruf dabeihaben, wenn der Nebel kommt. Alles schon gelesen! Ich könnte mich aufregen.
Ehrlich, da gibt es echt Unterschiede bei Westen. Wenn ich meinen Gästen so ein schrill-oranges Klötzchending mit Styropor anziehen oder besser andrheen will, muss ich mich nicht wundern, wenn die Leute meutern. Ein Lifebelt ist da etwas ganz anderes – aber die habe ich natürlich nicht als kompletten Klassensatz in der Backskiste 🙂
Warum darf man nicht selbst entscheiden, ob man das Risiko eingeht oder nicht? Ich bin allein unterwegs und trage die Weste fast nie, da ich mich ungeschickt mit Ihr bewege, das wenn ich ins Wasser falle, tot bin, ist mir bewusst und ob man mich dann findet ist mir egal! Ich will nicht in Allen Dingen des Lebens bevormundet werden und zum Teil eines fremdbestimmten Verwaltungsapperates werden. Um einer Vorbildsfunktion für Andere an Bord gerecht zu werden, würde ich eine tragen! Dafür braucht es keine Gesetze und Vorschriften. Auch werden die Segler nicht besser, wenn sie das lesen, was Andere tun würden, alle Ausbildung nützt nichts, wenn der Ausgebildete sich einbildet, die seglerischen Richtlinien reduzieren die Gefahren, die von diesem Sport ausgehen. Es bleibt die Verantwortung der Naturgewalten gegenüber, die sich nicht immer vermeiden lassen und jeden übermannen können. – Also hier ein anderer Aspekt zum Thema, ich bevorzuge eine Remote Controller zum Autopiloten und eine Schleppleine bei heftiger See, die ich shorthanded Allein auf Hoher See niemals mit Rettungsweste erreichen würde, die nächste Hilfe ist tageweise weg und mit Rettungsweste erreiche ich das Boot erst recht nicht.
Live long, die hard ! ✌?