Eine schwedische Wasch-Maschine erobert die Bootswelt: „Drive-in Boatwash“ hat das Grundprinzip der automatisierten Autoreinigung aufs Wasser übertragen. Seine schwimmende Waschanlage „Bigwash“ kann in jedem Yachthafen festmachen. Und funktioniert dann wie ein Drive-in. Das ersetzt das Antifouling. Auf der französischen Wassersportmesse Salon Nautique in Paris wurde die Innovation im letzten Dezember ausgezeichnet.
Und so funktioniert sie: Ein Boot, ob nun mit Mast oder Motor, fährt durch das geöffnete Schleusentor der Anlage, die wie ein kleines Schwimmdock aussieht. Nach dem Festmachen startet unter der Wasseroberfläche ein beweglicher Reinigungs-Rahmen. Auf dem Rahmen sind rotierende Bürsten angebracht. Der Rahmen fährt am Unterwasserschiff vor und zurück, dabei lässt sich auch die Drehrichtung der Bürsten ändern. Nach etwa 10 bis 15 Minuten, verspricht der schwedische Entwickler Rentunder AB, ist ein 15-Meter-Boot im Unterwasserschiff blitzsauber.
Und dabei kommt kein Waschmittel zum Einsatz. Allein die Kraft der Walzen kratzt Algen, Muscheln und anderen Bewuchs vom Rumpf. Die Reste des Bewuchses fallen in ein Auffangbecken unter dem Rumpf. Das schwedische Unternehmen hat inzwischen Vertretungen in Saudi-Arabien, der Schweiz, Frankreich, Italien, Spanien und weiteren EU-Staaten. Auch in die USA hat Rentunder bereits Bootswaschanlagen verkauft. In Deutschland übernimmt Swiss Elementic den Vertrieb der Anlage.
Bigwash entfernt sogar Muscheln
Das System ist in drei Größen lieferbar; damit lassen sich bis zu 16 Meter lange Yachtrümpfe reinigen. Auch für deutlich kleinere Boote hat die Firma aus Östhammar bei Uppsala etwas im Programm: „Miniwash“ funktioniert wie die großen Drive-in-Waschanlagen, ist aber auf einem Bootstrailer montiert. Nach dem Slippen wird das Boot, das er säubern soll, in flachem Wasser über die rotierende Bürste gezogen. Bis zu acht Meter lange Rümpfe sind dafür geeignet.
Egal, ob die Rumpfreinigung mit Bigwash oder Miniwash erfolgt: Der Knackpunkt ist die exakte Fixierung des Bootsrumpfs über der Anlage. Nach Angaben der Schweden scheint das kein Problem zu sein. Lediglich Formgebung und Breite des Rumpfs können die Effektivität der Bürsten beeinträchtigen. Auch kann die Anlage bestimmte Konstruktionsweisen, zum Beispiel Yachten mit Doppelruder oder Podantrieb, nur jenseits von diesen Baugruppen reinigen.

Bigwash soll allerdings in der Lage sein, sogar Seepocken vom Rumpf herunterzuschrubben. Die Bearbeitung des Boots mit den Bürsten ist laut Hersteller alle vier bis zwölf Wochen notwendig – je wärmer und salzhaltiger das Wasser, desto häufiger. „Die Bürsten sollten ungefähr alle drei Jahre getauscht werden“, sagt Oskar Lindroth von Rentunder auf float-Anfrage.
Bewuchs bremst und kostet Sprit
Bewuchs und der Umgang damit gehört nicht erst seit dem Spritpreis-Schock zu den wiederkommenden Themen im Wassersport. Einerseits sind Algen, Seepocken und Muscheln am Unterwasserschiff überaus unerwünschte Begleiter, da sie mit zunehmender Menge das Tempo abbremsen und bei Motorbetrieb den Spritverbrauch in die Höhe treiben. Auch Antifouling hält sie nicht dauerhaft ab. „Vor dem Waschen: 30,5 Knoten Höchstgeschwindigkeit, nach dem Waschen 40 Knoten“, zitiert Swiss Elementics, der Schweizer Vertriebspartner von Rentunder, den Eigner einer Buster XL mit 115 PS.
Über Jahrzehnte war die Bekämpfung der Kiel-Flora mit Antifouling-Anstrich gang und gäbe. Doch diese Methode gerät zunehmend in die Kritik, weil viele giftige Substanzen in dem bewuchshemmenden Anstrich selbstverständlich auch die Umwelt schädigen. So enthält Antifouling Kupfer und Zink. Es ist naheliegend, dass diese Stoffe durch natürliche Erosion aus dem Anstrich austreten und sich im umgebenden Wasser verteilen. Selbst so genannte Hausmittel wie zum Beispiel fetthaltige Beschichtungen könnten die Wasserqualität zumindest lokal einschränken.
Die mechanische Entfernung von Bewuchs erscheint als buchstäblich sauberste Alternative. Für Eigner hat die Nutzung der Waschanlage fürs Unterwasserschiff noch einen weiteren Vorteil: Man spart Kosten und Mühe durch das Abschleifen des alten und Aufbringen eines neuen Schutzanstrichs – bekanntlich eine der unangenehmsten Tätigkeiten im Wassersport.