Solche Erlebnisse sind unvergesslich: Es war ein schöner Segeltag auf der Alster. Ich klare abends am Steg noch das Boot auf, will einen Fender etwas dichter holen. Stehe an der Reling, beuge mich übers Wasser … Plumps! Etwas fällt aus meiner Brusttasche in die grünen Fluten. Mein Autoschlüssel. Weg ist er, und weg bleibt er. „Lass den Wagen besser abschleppen, sonst macht Frau Hecht heute Abend eine Spritztour damit“, spottet ein Freund. Der Ärger über das Schlüssel-Erlebnis hält einige Wochen an. Hätte ich nur einen Schlüsseltresor gehabt.
Damals rettete mich der Zweitschlüssel, den ich allerdings erst von zu Hause holen musste. Heute würde mich der Keyfender retten: Eine nützliche Erfindung, die vor zwei Jahren die beiden Hamburger Kitesurfer Sylvia und Christoph Blöcker machten. Dabei handelt es sich um einen wasserdichten Schlüsseltresor aus Kunststoff.
Eine Box, die Menschen an Bord – oder auf dem Board – permanent am Körper tragen können. Der Keyfender ist so klein, dass wirklich nur der Autoschlüssel hineinpasst – mit dem Vorteil, dass das Tragen per Neopren-Band am Arm Segler und Surfer kaum behindert.
Schwimmen und schnorcheln: gut
Die Blöckers haben es nicht nur bei der guten Idee belassen, sondern sie auch eigenhändig umgesetzt. Über Crowdfunding wurde 2019 die erste Serie des Produkts finanziert – float hat berichtet. Der Keyfender ist aus sehr widerstandsfähigem, leuchtend rotem Kunststoff hergestellt. Durch eine patentierte Verschlusstechnik ist der Schlüsseltresor garantiert wasserdicht – zumindest bis zehn Meter Wassertiefe. Er lässt sich also auch zum Schnorcheln verwenden. Das Material ist UV- und ölbeständig.
Durch ein flexibles, durchsichtiges Fenster auf der Oberseite lassen sich die Drucktasten des Schlüssels bedienen. Das ist Teil des Konzepts, um im durchnässten Zustand das Fahrzeug öffnen zu können, ohne den Schlüssel eventuell zu beschädigen. Der Keyfender ist auch schwimmfähig, falls er mal beim An- oder Ausziehen im Flachwasser stiften geht.
float hat bei dem tatkräftigen Unternehmerpaar nachgefragt: Wie hat sich die Idee seitdem entwickelt? „In diesem Frühjahr war die erste Auflage mit 7.000 Stück ausverkauft“, berichten die beiden stolz. Nun ist die zweite, verbesserte Serie auf dem Markt. Bereits seit 2020 listen auch große Onlinehändler ihr Produkt in deren Angebot.
Auch ungewöhnliche Nutzungsarten
„Wir haben uns in Eigenregie ein Händlernetzwerk aufgebaut, das sich bereits über 60 Händler in sechs Ländern erstreckt“, sagt Christoph Blöcker. Und von überall kommen positive Rückmeldungen von Seglern, Kanuten, Anglern, aber auch von Schwimmern und Marathonläufern. Die Blöckers meinen: „Das Problem mit dem Autoschlüssel ist international.“
Ihr kleines Unternehmen läut so gut, dass sie bereits eine Diversifikation im Sinne haben: Ein größerer Keyfender könnte bald folgen. „Auch eine Slim-Variante geistert uns im Kopf herum. Eine weitere Überlegung ist es, weitere Farben ins Spiel zu bringen.“
Das würde sicher auch dem Kunden gefallen, der sich vergangenes Jahr ausgiebig nach technischen Daten erkundigte: „Er hat uns nach dem Rauminhalt gefragt.“ Nach anfänglicher Irritation hakten die Macher nach. Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass der Keyfender als wasserdichter Transportcontainer für feuchtfröhliche Festivalbesuche dienen sollte. „Wir haben nicht weiter nachgefragt.“ So dürfte der Keyfender nicht nur Mobilität sichern, sondern auch dem einen oder anderen Nutzer ein paar schöne Stunden bescheren.