Ein Steg, daran ein paar elegante Yachten, in der Mitte ein Service-Ponton – fertig ist das Luxushotel von Silent Resorts. Eine stille Oase im Paradies. Noch dazu ohne Beton-Fundament, Waldrodungen, Straßenbau. Und wer etwas anderes sehen will, kann mit dem Hotelzimmer sogar ablegen und auf Entdeckungsreise gehen.
Die österreichische Werft Silent Yachts, Entwickler von solargetriebenen Elektro-Katamaranen, hat ihr Geschäftsmodell auf den Kopf gestellt und sich neu erfunden, nach dem Motto: Wer sagt, dass Boote immer nur unterwegs sein müssen?
So wie Autos 23 Stunden täglich auf ihrem Stellplatz verharren, fristen auch private Wasserfahrzeuge einen großen Teil ihres Lebens fest vor Anker oder am Steg. Verstanden haben das zum Beispiel Hausboot-Anbieter: Sie vermieten schwimmende Ferienhäuser – mit der Option zum Ortswechsel.

„Nachhaltiges Villenerlebnis“
Noch radikaler denkt man nun bei Silent Yachts: Mit der der neuen Marke Silent Resort will das Unternehmen ein „schwimmendes, nachhaltiges Villenerlebnis“ schaffen. Sie bietet ihr die Villen samt Infrastruktur nun als Baukastensystem für Luxushotels an. Denkbar sind solche Mini-Hideaways auf einsamen Inseln, oder als Zugabe für ein beliebtes Küstenhotel. Das erste Silent Resort soll bereits im Lauf des nächsten Jahres auf einer Privatinsel, die Teil der Bahamas ist, eröffnen.
Ob autonome Location oder Anhängsel an einen etablierten Standort: Ein Silent Resort einrichten erfordert weit weniger Aufwand als einen klassischen Hotelneubau, sagen die Erfinder. „Es sind keine teuren Bauarbeiten an abgelegenen Standorten mehr erforderlich“, heißt es von Silent Yachts.
Auch langwierige Genehmigungsverfahren und die Entwicklung von Infrastruktur an Land seien nicht notwendig. Das bedeutet einen immensen Vorteil gegenüber herkömmlichen Luxushotels. „Ein schlüsselfertiges Resort kann in weniger als 18 Monaten an jedem Ort weltweit in Betrieb genommen werden“, teilt das Unternehmen mit.
Bahamas nur der Anfang
„Das erste Silent Resort ist für eine 34 Hektar große Privatinsel auf den Bahamas geplant“, sagt Michael Köhler, Gründer von Silent Yachts, gegenüber float. Der Standort befindet sich nahe der Stadt Dunmore auf der Nachbarinsel von Harbour Island. Die Designentwicklung sei abgeschlossen. Grundlegende Infrastruktur ist vorhanden, so dass die ersten vorgefertigten Villen und das Clubhaus sollen Ende des zweiten Quartals 2021 eröffnet werden können.
Der langjährige Wassersportler will sich mit der Neugründung in einem attraktiven Nischenmarkt positionieren: als stiller Teilhaber für Entwickler exklusiver Insel- und Strandstandorte. „Silent-Resorts ist verantwortlich für Design, Installation und Projektmanagement aller vorgefertigten und modularen Villen, der Infrastruktur und der Einrichtungen an Land“, sagt Michael Köhler.
Auch für den Kauf und die Konfiguration der Resortflotte von Silent-Yachts ist sein Unternehmen zuständig. Köhler betont, dass jedes Projektinvestitionsmodell auf den Standort und die Bedürfnisse des Entwicklers individuell zugeschnitten werde.
China als Markt?
Maximale Autarkie des Systems ist das Ziel: Die Infrastruktur auf der Insel für den Betrieb der Villen und Einrichtungen sei weitgehend standardisiert, sagt der Firmengründer. „Alle Versorger werden in Containern auf die Insel geliefert und können an das Solarstromnetz angeschlossen werden“, berichtet Michael Köhler. Das betreffe Wasserversorgung, Abwasserbehandlung und Personalunterkünfte.

Die land- und yachtbasierten Solarsysteme sind vollständig integriert und miteinander vernetzt. Daher können sie einander je nach Belegung der Villen und Yachten mit Solarenergie unterstützen. Verantwortlich für das Design ist Victor Barrett und dessen Firma TrueDesign Ltd. mit Sitz in der Republik Mauritius. Barrett beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Immobilienentwicklung und Regionalplanung.
Hat das Konzept Erfolg, sollen bald viele folgen, auch in anderen Erdteilen. Sogar China, wo Wassersport und Badetourismus bisher noch nicht wirklich en vogue sind, hat Köhler im Blick. „Victor Barrett verfügt über umfangreiche Erfahrungen in China und Südostasien. Er kennt die Wünsche des Tourismusmarktes hier.“
Die bewegliche Immobilie
Das Fundament des Luxushotels sind darin natürlich die solarbetriebenen Elektro-Katamarane der österreichischen Werft. Die Solarflächen auf Deck, die Strom für den Motor generieren, versorgen auch Klimaanlage, Heizung und Lichtquellen an Bord – und machen die flüsterleisen Katamarane damit auch zur beweglichen Immobilie, weil unabhängig von externer Versorgung.
Als Basis für die solaren Schlafplätze sieht das Unternehmen seine beiden neuen Baureihen Silent 60 und Silent 80 vor. Diese 18 und 24 Meter langen Doppelrümpfer würden bereits „schwimmenden Luxusvillen entsprechen“. Jeder verfügt über große Salons und Küche, vier Suiten mit privaten Badezimmern sowie eigene Terrasse und Sonnendeck. Der Wohnbereich hat eine einheitliche Stehhöhe.
Das sind sämtlich Attribute, die auch eine gehobene Ferienwohnung bietet. Mit einem Unterschied: „Wenn Sie eine Bootsfahrt machen wollen, steht es Ihnen jederzeit frei, abzulegen und das Meer zu erkunden.“

Auch Steganlagen dabei
Auch die echten Immobilien bietet Silent Resorts in entsprechender Qualität und abgestimmtem Design: Dazu gehören der Ankunftssteg, die Rezeption und diverse Sozialbereiche wie Restaurant, Pool, Clubhaus, Fitnessstudio und Spa sowie Zelte für den Strand.
Damit können Hotelgäste an bisher unzugänglichen, einsamen Plätzen Urlaub machen. Da die Anlagen so wenig Spuren in der Natur hinterlassen sollen, könnten der Aufenthalt und die Anlagen vergleichsweise nachhaltig sein.
Der Name Silent ist dabei Programm: Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, „den Kunden ein völlig geräuschloses Freizeiterlebnis zu bieten“, sagt Michael Köhler, der Gründer von Silent Yachts, gegenüber float. Wie lässt sich das realisieren?