Wer schon einmal beim Müllsammeln am Strand mitgemacht hat, kennt dieses Wechselbad der Gefühle: Eigentlich ist es ungerecht, dass andere ihren Klumpatsch über Bord werfen oder nach dem Sonnenbad einfach liegen lassen. Und wir liebenswürdigen guten Menschen räumen hinter ihnen auf. Suzuki macht das jetzt nebenbei: Wer einen neuen Zwei-Liter-Außenborder der Bootsmotorenmarke erwirbt, kauft zugleich einen eingebauten Müllsammler mit.
Der japanische Motorenbauer hat sich das Thema bereits 2010 zum Prinzip gemacht: Zum jährlichen „Clean-up the World“-Day zieht die deutsche Belegschaft des Motorenbauers um die Häuser. Nicht zum Partymachen, sondern zum Müllsammeln. „Kürzlich wurde nahe der Zentrale in Bensheim rund um den Badesee gesammelt“, erzählt Nicolaus von Buddenbrock von Suzuki. Dabei kamen sage und schreibe 600 Kilogramm Abfall zusammen.

Eigentlich ist die Idee so naheliegend, dass man sich wundern muss, warum es so lange bis zu ihrer Umsetzung dauerte. Verbrennungsmotoren benötigen große Mengen Kühlwasser, das sie beim Betrieb aus dem umgebenden Element aufsaugen und anschließend wieder zurückpumpen.
Ein zusätzlicher Filter fängt Fremdstoffe auf, insbesondere umweltschädliches Mikroplastik. Aber: Kann das funktionieren, oder setzt es in kürzester Zeit den Einlauf zu und provoziert einen Motorschaden?
Eine Verstopfung ist ungefährlich
Suzuki-Manager von Buddenbrock hat sich selbst ein Bild davon gemacht, ob die Technik funktioniert. „Wir waren neulich mit einem der Motoren auf dem Barther Bodden in Mecklenburg unterwegs.“ Nach zwei Stunden Fahrt bei den Atlantic Marine Days hatte sich im Filter bereits einiges an Schwebstoff angesammelt – nicht nur Mikroplastik, sondern auch Sediment. Es bleibt also was hängen. Ob sich damit die Welt retten lässt, sei dahingestellt.
Zusetzen kann sich der Filter aber nicht, versichert von Buddenbrock. „Es genügt, ihn im Rahmen der Inspektions-Intervalle zu reinigen.“ Also bei einem neuen Motor nach 20 Stunden, dann 80 und anschließend 100 Stunden – aber mindestens jährlich. Dazu muss man das Teil ausbauen und mit Druckluft reinigen. Man nimmt dafür die Hutze ab, danach ist der Kühlkanal offen zugänglich. Das kann im Prinzip jeder Eigner eigenständig ausführen.


Und selbst wenn das netzähnliche kleine Sieb vollkommen verstopft ist, kann dem Motor nichts passieren. Ein Überlauf-Ventil sorgt dafür, dass bei gestörtem Zufluss eine Umleitung genutzt wird. Dieser Bypass läuft an der Filtereinheit vorbei. Weil die Filtereinheit von außen gut zugänglich sein muss, um sie bei Bedarf auszutauschen, sind nicht alle Motoren für die Erneuerung vorgesehen.
Alle Motoren sollen den Filter erhalten
Bisher baut Suzuki die niedrigschwellige Umwelttechnologie in sämtliche Leistungsklassen des Reihen-Vierzylinders mit 100, 115 und 140 PS ein. Zu haben ist es sowohl bei Ausführungen mit mechanischer wie auch digitaler Schaltung. Und mit jedem neu eingeführten Modell sollen auch diese das Filtersystem erhalten. In den nächsten Jahren sollen sämtliche dann aktuellen Bootsmotoren mit dem Plastikfilter ausgestattet werden.
Die Maschenweite beträgt laut Hersteller 0,4 Millimeter, kann also Mikroplastik im oberen Größenbereich auffangen. Laut Definition hat man es bereits bei Kunststoffteilchen ab einem Durchmesser von 0,5 Zentimeter und darunter mit Mikroplastik zu tun. Ein Ersatzfilter inklusive Dichtung kostet 15,35 Euro. Selbstverständlich wird die Motorleistung durch den Einsatz nicht reduziert.
Es ist auch möglich, ältere Maschinen nachzurüsten. Die Modelle Suzuki DF140BG, DF115BG und die Modelle DF140B/115B/100C, die vor Juli 2022 produziert wurden, können nachträglich die Filtereinheit erhalten. Ein solches Nachrüst-Kit kostet laut Hersteller 268,69 Euro.
Und was fangen sich Bootfahrer damit ein? Suzuki hat die aufgefischten Plastikschuppen untersucht: Demnach sammelt der Filter Acryl, Zellophan, Epoxy, Nylon, PET und weitere Fremdstoffe ein. Die Testfahrten mit anschließenden Analysen fanden weltweit in 16 Revieren zwischen China und Florida statt. Traurig, was alles so unbefugt durch die Meere treibt.