Vor einem Monat sorgte eine Meldung aus Großbritannien für Stirnrunzeln in der europäischen Bootsbaubranche: Die Naturschutzorganisation EIA (Environmental Investigation Agency) beschuldigte die britischen Vorzeigewerften Sunseeker und Princess, illegales Teakholz aus Myanmar (Burmateak) in ihren Yachten verbaut zu haben.

Dies war bereits das zweite Mal innerhalb eines Jahres, dass Nobelwerften des Imports von illegal geschlagenem Teakholz aus Myanmar beschuldigt wurden. Auch die Nobiskrug-Werft in Kiel musste sich im Zusammenhang mit dem Bau der Yacht A eine Werksdurchsuchung gefallen lassen.
In beiden Fällen zeigte sich ein regelrechtes Dilemma, in dem die Bootsbaubranche in Sachen Edelhölzern steckt. Denn unabhängig davon, ob sich die Anschuldigungen in den genannten Fällen bestätigten bzw. bestätigen werden oder die Beschuldigten beweisen können, dass ihr verbautes Teakholz doch aus legalen Ressourcen stammt, zeigt sich so eine höchst komplizierte Nachweis-Misere, die kaum noch zu überblicken und zu handhaben ist. Oder doch?

Für und wider
Die meisten Werften und Servicebetriebe auf der ganzen Welt brauchen Holz für den Bau, Ausbau und Decksbelag ihrer Boote. Dabei ist Teakholz aus Myanmar (ehemals Burma) seit jeher ein besonders beliebtes Material, weil es mit radialen Schwindsätzen unter 2,55 Prozent ein besonderes „Stehvermögen“ aufweist. Dieses Teakholz bietet eine außergewöhnlich hohe Widerstandsfähigkeit gegen Termitenbefall und Pilze, aber auch gegenüber Chemikalien und Säuren. Seine konservierenden Eigenschaften verhindern beispielsweise die Korrosion metallischer Beschläge. Zudem ist Teak nicht zuletzt wegen seiner sehr ansprechenden goldgelben Farbe der Inbegriff für Luxus auf Segel- und Motoryachten. Als Decksbelag gilt Teak seit jeher als unschlagbar – optisch, haptisch und funktional.

Dem stehen der katastrophale Raubbau an der Natur durch illegalen und unkontrollierten Holzeinschlag, behördliche Korruption in den Erzeugerländern wie Myanmar und die hart an der Legalitätsgrenze liegende Verschleierungsversuche von manchen schwarzen Schafen bei den Importeuren und Zwischenhändlern gegenüber.
Entsprechend ist die Einfuhr von Tropenholz und insbesondere des „Burmateaks“ nur unter strengsten Auflagen möglich. Um einen Teak-Raubbau in den Wäldern von Myanmar zu verhindern, müssen in Europa für den Import von Teakholz bereits seit Jahren strenge EU-Standards und Regeln befolgt werden. Deren Nichteinhaltung wird mit empfindlichen Geldstrafen geahndet. So soll geregelt werden, dass nicht mehr Holz geschlagen und geerntet wird als nachwachsen kann.
Strenge Regeln
„Seit dem Inkrafttreten der Europäischen Holzhandelsverordnung im März 2013 müssen Marktteilnehmer beim Import von Holz und Holzerzeugnissen aus Drittländern im Rahmen eines Sorgfaltspflichtsystems nachweisen, dass das Risiko, dass das betreffende Holz aus illegalem Einschlag stammen könnte, vernachlässigbar ist“, schreibt dazu – etwas kompliziert – die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Die Behörde ist für die Einhaltung der Verordnung in Deutschland verantwortlich und engagiert sich innerhalb der Europäischen Union offenbar in besonderem Maße für die Erhaltung der Teakwälder.
Bei einer größer angelegten Überprüfung der Importe aus Myanmar stellte die Bundesanstalt vor einem Jahr allerdings fest, dass „bislang kein Import von Teak-Holz aus Myanmar die Voraussetzungen von Artikel 6 der europäischen Holzhandelsverordnung vollständig erfüllt“.
Das Problem lag im Detail: Die meisten Importeure konnten zwar vollständig dokumentieren, wie und über welche Zwischenhändler das Myanmar-Teak nach Europa und Deutschland gelangte, aber es gab keine Dokumente, die das (legale) Einschlaggebiet belegen. Zusammengefasst: Wo genau das Teakholz geschlagen wurde, wusste man nicht.
In einer BLE-Anweisung (die später auch von der EU übernommen wurde) ist nun zu lesen, dass „die Vorlage von ausschließlich staatlichen Dokumenten nicht ausreichend ist, um die Legalität der Herkunft des Holzes zu belegen“. Es seien weitere Nachweise, wie zum Beispiel die zusätzliche Vorlage von Zertifizierungen oder Verifizierungen durch Dritte, erforderlich.

Wer blickt da noch durch?
Wer will in so einem Kuddelmuddel aus Korruption, Geschäftsinteressen, Umweltschutzmaßnahmen und Konkurrenzdruck noch den Überblick bewahren? Theoretisch und praktisch liegt es bei den Werften, sich über die Legalität des gelieferten Holzes Klarheit zu verschaffen – sie müssen letztendlich für die Legalität des gelieferten Holzes geradestehen. Angesichts eines unübersichtlichen, verzweigten und über mehrere Stationen laufenden Holzlieferwegs ist das keine einfache Aufgabe.

float hat sich mit Peter Meyer, Einkaufschef bei der Hanse Group, über das Thema unterhalten. Für ihn gibt es hier nur eine Lösung: Ein vertrauensvoller Umgang mit dem Teak-Importeur. Meyer macht deutlich, dass man eben nicht überall in der Lieferkette sein könne und somit einen Partner für die genannten, durchaus notwendigen Kontrollmaßnahmen – vor allem am Herkunftsort – brauche.

„Wir arbeiten seit vielen Jahren mit einem schwedischen Importeur zusammen [dessen Namen er uns aus Wettbewerbsgründen nicht nennen wollte, die Red.], der uns in regelmäßigen Abständen darüber informiert, in welchen Gebieten in Fernost gerade wieder Teakholzschlag freigegeben wurde.“ Dieser Geschäftspartner achtet, laut Meyer, „penibel auf Zertifizierungen und Verifizierungen am Holzschlag direkt vor Ort“. Meyer ist davon überzeugt, dass es nicht unbedingt schwierig ist, tatsächlich legal geschlagenes Teakholz mit allen Zertifizierungen zu bekommen. „Man muss es nur eben auch bezahlen!“
Der Trend läuft gegen Teak
Überhaupt wird in der Szene längst mit dem Gedanken gespielt, dass sich das Teak-Problem mit dem illegalen Holzschlag bald von selbst lösen könnte. Zwar gilt Plantagen-Teakholz mitunter tatsächlich als minderwertiger im Vergleich zum Teak aus den Wäldern Myanmars, doch dürfte die Qualität durchaus etwa für den Innenausbau reichen. Und das immer wieder bewunderte Teakdeck?

Hier ist derzeit eine Art Meinungswandel bei den Endverbrauchern im Gange, also den Skipperinnen und Skippern der neuen Yachten, die auf dem europäischen und insbesondere dem deutschen Bootsmarkt gekauft werden. Dazu erneut Peter Meyer von der Hanse Group: „Der Teak-Bedarf für Bootsdecks geht eindeutig zurück. Auch wenn es außerhalb des Serienbootsbaus natürlich immer Kunden geben wird, die unbedingt auf Teak stehen wollen. Klassiker-Liebhaber zum Beispiel.“

Doch je weniger das sind, desto geringer ist logischerweise der Bedarf an Wald-Teak und desto höher die Sicherheit, dass der Einschlag in den Wäldern auch tatsächlich legal erfolgt. „Wir haben deutlichen Zuwachs im zweistelligen Prozentbereich an Eignern zu verzeichnen, die sich ganz bewusst für synthetischen Decksbelag entscheiden“, so Meyer. Der moderne Kunde sucht eben nach nach Alternativen, vor allem dann, wenn der Rohstoff so wertvoll und letztendlich eben auch gefährdet ist. „Viele sagen, Teak sei einfach viel zu kostbar, um darauf herumzulatschen“, berichtet Meyer. „Mein Gefühl sagt mir, dass wir im Serien- und Semi-Custom-Bootsbau in vier bis fünf Jahren in unserer Palette nur noch 20 Prozent Holzdecks verkaufen werden. In zehn Jahren wird es sie vielleicht so gut wie gar nicht mehr geben.“

Alternativen mit Zukunft
Die Entwicklung von natürlichen Alternativen wie beispielsweise Thermo-Hölzern, Korkdecks und synthetischen Decksbelag-Alternativen kommt jedenfalls gut voran. Immer mehr Hersteller und Importeure spezialisieren sich auf die synthetischen Varianten und bieten Produkte an, die Holz verblüffend ähnlich sehen. Aktuelle Kunststoffdecks sind langlebiger und pflegeleichter als Teak. Das Material hat mittel- und längerfristig auch wirtschaftliche und optische Vorzüge gegenüber dem Naturholzdeck. Interessant sind auch Furnier-Varianten, die man auch als handwerklich Unbegabter selbst verlegen kann.

2 Kommentare
Ich kann es einfach nicht nachvollziehen… Warum entscheidet sich man eigentlich für natürliches Teak? Instandhaltung erfordert viel, viel Zeit- und Kraftaufwand und sowieso wird es nach 3 Jahren schimmeln, reißen oder verbleichen… ganz zu schweigen vom Preis… 1000€ für 1 qm?! Nein, danke aber auf meiner Yacht werde ich ein synthetisches Deck wie z. B. plasdeck installieren lassen. Sieht wie ein echtes Holz aus und der Hersteller garantiert, dass sogar nach 10 Jahren es seine ursprüngliche Aussehen und Eigenschaften behalten. Preis? 500-600€ (ink. Montage). Und mehr noch, zur Anfertigung von Kunstoff-Decks muss man keine exotischen Bäume fällen… Entscheidet ihr selbst was sich mehr lohnt:)
Ganz einfach:
es ist schon seit 50 Jahren auf dem Boot und wurde immer so benutz. Es hat zwar seinen Preis, schaut aber entsprechend gut aus, fühlt sich besser an, und – wie im Artikel erwähnt – ist auch funktional. Ausserdem „gehören“ Teakdecks sowieso nicht geölt, daher müssen sie nicht nach 10 Jahren so aussehen, wie bei Auslieferung. Sie sehen dadurch vielleicht für manches Auge schlechter aus, Lack lässt aber die Funktionalität in den Hintergrund rutschen, Öl macht das Holz fleckig und zieht schmutz an, und schleifen trägt Holz ab und wenn man Silikon benutzt hat man hier dann sowieso verloren.
Aber nach wie vor: eine Frage des Geschmacks und wieviel man – im Falle eines Klassikers – auf Tradition setzt.