„Hammer!“ ist das erste Wort von Marlon Rommel, als ich ihm sage, dass wir über sein Projekt Teikei Coffee auf float schreiben wollen. Der knapp zwei Meter große junge Mann mit strahlend weißen Zähnen und einem Dutt auf dem Kopf wirkt eher wie ein freundlicher Hipster als ein Früher-war-alles-besser-Öko. Die Idee, in die der Student der Umweltwissenschaften all seine Zeit steckt, geht zurück zum Ursprünglichen. Eben weil vielleicht früher doch einiges gut war.

Teikei Coffee überträgt das Konzept der gemeinschaftlich getragenen Landwirtschaft auf den globalen Handel. Jetzt noch mal in sexy: Bester Kaffee, bald bio-zertifiziert, von korrekt bezahlten Kaffeebauern in Mexiko wird nachhaltig per Frachtsegler nach Deutschland verschifft. Die Idee dabei ist, eine solidarische Gemeinschaft aufzubauen, die direkt und ohne Zwischenhändler den Kaffeeanbau finanziert. Das zusammen mit dem Gedanken, den Ablauf so umweltschonend wie möglich zu gestalten.
Gesegelter Kaffee im Jahresabo
Teikei ist japanisch und bedeutet Zusammenarbeit. Deshalb wählte 2016 der Gründer Hermann Pohlmann (65) diesen Namen und startete zwei Jahre später mit seinem Team eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne. Seitdem arbeiten viele engagierte Menschen, verteilt in der gesamten Bundesrepublik und der Schweiz, zusammen daran, andere davon zu überzeugen, Teil ihrer Gemeinschaft zu werden und Teikei-Kaffee im Jahres-Abo zu beziehen.

Die Organisation hat mittlerweile 400 Mitglieder. Man kennt sich, und das ist der entscheidende Punkt. Die Konsumenten kennen die Initiatoren, die den Kaffee verkaufen. Sie kennen die Bauern, die den Kaffee ernten. Kennen die Crew an Bord des Frachtsegelschiffs, die den Kaffee nach Deutschland segelt. Sie kennen den Röster, der den Kaffee verarbeitet und so weiter.
Damit ist diese Handelskette kleiner und vertrauter als die übliche anonyme Wertschöpfungskette, die ein Produkt im Supermarkt hervorbringt. Und von dem die Käufer nur schwer erkennen können, wer hier wie produziert und wer daran tatsächlich verdient.
Elf Tonnen Kaffee auf der ersten Reise
Genau wie das Frachtsegeln sind auch die Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) und diese Art des Handels im Prinzip keine neue Idee. Aber in einer Welt, die immer größer und anonymer wird, sehnen sich viele nach Nähe. „Zurückblicken, um nach vorne schauen zu können“ ist wohl die Strategie, die hier aufgeht.
Es ist deshalb kaum verwunderlich, dass sich die SoLaWi-Gruppe um Hermann Pohlmann schnell mit der Reederei Timbercoast und ihrem fast hundert Jahre alten Frachtsegelschiff Avontuur traf, um die Kaffeesäcke klimafreundlich per Windkraft zu transportieren. Auf der ersten Reise gingen 11 Tonnen Kaffeebohnen von Mexiko an Bord. In diesem Jahr werden 20 Tonnen nach Hamburg transportiert, und nächstes Jahr sollen es noch mehr werden.

Die Nachfrage ist da, und deshalb spinnen Marlon Rommel und sein Team weiter: „Beim Kaffee soll es nicht bleiben. In der Zukunft wollen wir auch Kakao, Tee oder Gewürze in das Teikei-Sortiment mit aufnehmen.“ Diese Art von fairer und nachhaltiger Produktion und Logistik hat natürlich auch ihren Preis. So kostet ein Kilogramm Teikei-Kaffee 30 Euro für den Verbraucher. „Kaffee ist ein Luxusprodukt. Das müssen wir einfach akzeptieren und diesen als solches auch wieder so behandeln“, sagt Marlon Rommel. „Für den Preis werden alle angemessen bezahlt, und wir schützen das Klima.“
Mit Lastenfahrrädern ins Hamburger Lager
Wenn der Kaffee mit der Avontuur im Hamburger Hafen ankommt, wird er mit Lastenfahrrädern ins Lager gebracht, bevor er bei Docklands Coffee in Hamburg geröstet wird. Der Hamburger Hafen erlebt damit auch wieder eine Renaissance, und zwar die des gesegelten Kaffees. Letztes Jahr im Mai wurden mit der Ankunft des Teikei-Kaffees das erste Mal wieder nach 20 Jahren Jutesäcke von einem Frachtsegelschiff per Hand gelöscht.
Seit dem 19. Jahrhundert importierten Frachtensegler Waren aus Übersee, darunter hauptsächlich Kaffee, in die Hansestadt und machten den Hamburger Hafen zum größten Kaffee-Importeur Europas. Heute werden hier jedes Jahr etwa 700.000 Tonnen Kaffee umgeschlagen, rund 400.000 Tonnen davon werden weiter transportiert.