Seit 17 Jahren gibt es den Hersteller elektrischer Bootsmotoren mit den charakteristischen orangefarbenen Propellern. Mit seinem Hochvolt-Antriebssystem Deep Blue gelang dem Electric-Boating-Pionier vor acht Jahren auch der Sprung in die gewerbliche Schifffahrt.
Und seit vier Wochen schließlich gibt es das neue Firmengebäude, das gleichzeitig ein Start- und Schlusspunkt ist. Gelegen in the middle of nowhere im Technologiepark Oberpfaffenhofen, wo sonst Weltraumforschung betrieben wird und diskret die Privatjets der Promis vom Starnberger See landen. Niemandsland.
Das Top-Management ist komplett neu
Das komplette Top-Management, das Torqeedo groß gemacht und durch zahlreiche Investitions- und Entwicklungsrunden führte, ist weg. Die Transition vom Startup zum Systemanbieter ist endgültig vollzogen.
Der neue CEO, Fabian Bez, ein hochgewachsener jugendlicher Typ, ist seit vier Wochen im Amt. Der sympathische Manager, der bei Webasto gleich nebenan die Batterieproduktion aufgebaut hat, zeigt sich gleich als Teamplayer: Bei der Einweihung letzte Woche mit Medienvertretern und Minister präsentiert er sich wie ein Erster unter Gleichen.

Der neue Finanzchef ist noch kürzer da. Heiko Vietmeyer hat noch keine volle Arbeitswoche hinter sich, als er am Tag vor der Einweihung Händler, Zulieferer und gewerbliche Kunden erstmals offiziell trifft. Er kommt für den von Deutz eingesetzten Interims-Chef Markus Müller.
Dass es das neue Haus überhaupt gibt, ist ein starkes Bekenntnis der Konzernmutter Deutz zum Mini-Marktsegment der Bootsmotoren, noch dazu elektrische. Eine echte Nische – aber eine, in der Torqeedo sich auskennt. Das ist wichtig – jetzt, wo auch ganz große Player wie Brunswick und Volvo aufwachen und ins wachsende Geschäft der elektrischen Mobilität auf dem Wasser einsteigen.
Neuer Ort, neuer Spirit
Der neue, sehr großzügig dimensionierte Firmensitz ist das Zentrum der neuen Torqeedo-Welt. Die bisher über mehrere Standorte verteilte Produktion, Entwicklung und Verwaltung ist jetzt unter zwei sehr großen Dächern vereint. Hier wird sich zeigen, ob und wie es Torqeedo gelingt, vom Pionier dauerhaft zum Player in einer wenig zimperlichen, aber doch boomenden Branche zu werden.

Dabei begann alles klein, wie der bayrische Staatsminister Florian Herrmann die Gründer würdigt, und aus gutem Grund in Oberbayern: „Ohne den Starnberger See hätte Christoph Ballin nicht Bootfahren gelernt und nicht irgendwann den Ärger gehabt, dass er kein Motorboot fahren darf. Und er wäre nicht auf die Idee gekommen, das vielleicht mit einem Elektromotor zu versuchen.“